Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
beendet, sie hielt es jedoch für taktisch klüger, ihn erst mal nicht zu bedrängen. Deke entwich ein lauter Seufzer der Erleichterung.
»Okay.«
Es war nicht okay, trotzdem hoffte er, er könnte sie … vom Thema ablenken. Wenn er ihr den ganzen Schlamassel beichtete, würde sie bestimmt weinend aus dem Zimmer laufen.
Er trat zu Kimber, umschlang sie. Sie stand stocksteif, die Arme weiter verschränkt. Klar, sie war eine Kämpferin. Zwar konnte sie ihm kräftemäßig nicht das Wasser reichen, aber ihre Sturheit war ein ebenso harter Gegner.
Er ignorierte ihren Widerstand und streichelte sie zärtlich. Hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, auf den Mund, verweilte mit den Lippen auf ihrem Nacken. Himmlisch. Wann hatte er das letzte Mal eine Frau geküsst, ohne gleich an Sex zu denken? Einfach nur dazustehen und ihren Duft zu genießen, ihre Präsenz, war eine Offenbarung.
»Du kämpfst mit schmutzigen Tricks«, grummelte sie. Sie neigte den Kopf schräg, damit er besser an ihren Nacken kam.
»Das ist kein Kampf. Ich will bloß zärtlich sein. Hast du ein Problem damit?« Er glitt mit dem Daumen über ihre Unterlippe.
Bevor sie antworten konnte, klingelte das Telefon. Deke fuhr zusammen. Es gab nur zwei Menschen, die diese Nummer hatten, und beide waren auf dem neuesten Stand in puncto Explosion und Ermittlungen.
»Ja«, brüllte er in den Hörer.
»Deke?« Es war Logan. Seine Stimme klang belegt.
Deke verkniff sich einen blumigen Fluch. »Am Apparat.«
»Ich hab keine guten Nachrichten für euch.« Er seufzte. »Kimber …«
»Sag es mir.«
Logan erzählte es ihm, und Deke fluchte nicht jugendfrei.
»Was ist denn?«, fragte Kimber.
»Ich erzähl es ihr«, versprach Deke.
Nach einer längeren Pause antwortete Logan: »Danke. Gibt’s was Neues von Jack?«
»Nicht dass ich wüsste. Was sagt die Polizei dazu?«
»Was ist denn?«, bohrte Kimber.
Deke legte einen Zeigefinger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. »Ich erzähl es dir gleich«, raunte er ihr zu.
»Nichts Konkretes«, antwortete Logan. »Eine Menge Fragen. Aber keine Antworten. Es ist total abgefahren, Mann. Im Krankenhaus war nichts Verdächtiges. Außer einem Haufen Anrufe von irgendeinem Typen, der wissen wollte, wo Kimber ist. Ich hab versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln und dabei sein Handy zu orten, aber der Kerl ist clever. Er hat aufgelegt.«
Angst durchfuhr Dekes Brust wie ein Messer. Der Bombenleger war nicht im Krankenzimmer des Colonels gewesen. Stattdessen war er auf Kimber fixiert. Es hätte jemand von der Presse sein können, der es auf eine Story von Jesses Ex und dem letzten Drama abgesehen hatte. Aber wäre ein Pressefuzzi so dreist, wieder und wieder anzurufen?
»Scheiße«, knurrte Deke. »Halt uns auf dem Laufenden.«
»Klar. Grüß Kimber von mir.«
»Ja.« Dann legte er auf.
»Kannst du mir mal verraten, was Sache ist?«, fauchte sie ihn an.
Deke fasste ihre Hand und führte sie zu einem Stuhl. »Setz dich erst mal hin.« Er atmete tief durch. Womit sollte er anfangen?
»Los, raus mit der Sprache. O mein Gott …« Ihre Stimme bebte. »Dad … Sag bloß, er ist …«
»Nein, nein, Kleines. Er lebt.« Er küsste begütigend ihre Fingerknöchel. »Aber er hatte eine Schwellung am Kopf, die nicht wegging. Deshalb haben sie gestern weitere Röntgenaufnahmen gemacht und in seinem Hinterkopf irgendeinen Fremdkörper lokalisiert. Sie mussten heute Morgen operieren. Seitdem liegt er im Koma.«
Kimber war am Boden zerstört. Ihre schönen braunen Augen schwammen in Tränen, und Deke hatte nur den einen Wunsch, sie zu trösten. Wenn er gekonnt hätte, hätte er ihr den Kummer gern abgenommen, aber so funktionierte das Leben eben nicht.
Er wollte sie in seine Umarmung ziehen, damit sie sich an seinen starken Schultern ausweinen konnte, doch sie verblüffte ihn, indem sie aufstand und sich mit den Handrücken die Tränen wegwischte. »Komm, wir müssen sofort zu ihm.«
Deke erstarrte. »Kleines, die Nachricht hat dich bestimmt schwer getroffen, aber das bedarf sorgfältiger Planung. Da draußen läuft ein Psychopath herum, der es vermutlich auf dich abgesehen …«
»Das ist mir egal! Mein Vater liegt im Sterben, und ich bekomm nicht mal mehr Gelegenheit, mich von ihm zu verabschieden.«
»Niemand hat gesagt, dass er sterben wird.«
»Verdammt, er liegt im Koma! Ich bin zwar kein Arzt, aber auf der Schwesternschule hab ich gelernt, dass das eine schlimme Geschichte ist. Stell dir vor, einige Patienten
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