Keusche Gier: Erotischer Roman (German Edition)
Illusion.
Wie neuerdings so ziemlich alles in ihrem Leben.
Trotzdem war Kimber froh und erleichtert, ihn zu sehen. Und er lebte.
»Sir«, begann Deke respektvoll, »ich passe auf Ihre Tochter auf.«
»Und was treibst du sonst so mit ihr?«, kam eine scharfe Stimme von der Tür her.
Hunter.
Ihr ältester Bruder war total anders als Kimber. Kühl und kontrolliert. Extrem ernst und humorlos. Hunter wusste immer genau, was er vom Leben wollte und was nicht und wie er Hindernisse beseitigte, die ihm im Weg standen. Er hatte kaum Freunde, aber die Leute fürchteten und respektierten ihn.
Eigentlich kam Kimber gut mit ihm klar. Seine dämliche Frage ging ihr aber gehörig auf den Senkel.
»Hey, hallo, großer Bruder. Schön, dich zu sehen. Wie lange ist das jetzt her … vier Monate? Und das Erste, was du bei unserem Wiedersehen tönst, ist gegurgelter Schwachsinn.«
Jeder normale Mensch wäre auf hundertachtzig gewesen. Hunter verzog dagegen keine Miene.
Heimlich hatte Kimber ihre Brüder in Feuer und Eis umgetauft. Logan war hitzig, heißblütig, sein Temperament gleichsam ein flammendes Inferno. Hunter blieb immer cool und unbeteiligt. Er ließ niemanden hinter seine distanzierte Fassade schauen.
»Hallo, Schwesterherz. Ich wäre garantiert netter zu dir, aber ich hätte verdammt gern gewusst, warum du eine Perücke trägst und bei diesem Scheißtypen auf dem Schoß hockst.«
Sie fühlte, wie Deke erstarrte.
Kimber sprang von seinem Schoß. »Stopp. Ich sag da jetzt gar nichts zu. Ich sag dazu überhaupt nichts mehr. Ich hab Logan schon verklickert, dass mein Sexleben keinen was angeht. Hast du noch nicht mit deinem Bruder gesprochen …«
»Wie denn? Mein Flieger ist erst heute Nachmittag gelandet.«
»Wenn ich weg bin, kann er dir alles erklären. Bis dahin behältst du deine Mutmaßungen gefälligst für dich. Ich hab bloß ein paar Minuten mit Dad und echt keine Lust, mich in der kurzen Zeit auch noch mit dir zu streiten.«
»Bloß ein paar Minuten?« Hunter verschränkte die Arme und ließ seinen beeindruckenden Bizeps spielen. »Länger lassen dich Trenton und sein Cousin nicht aus den Federn?«
Sie war sich sicher, dass Deke darauf nicht reagieren würde, zumal er hier im Krankenhaus bestimmt keinen Streit anfangen wollte. Gottlob wenigstens ein Mann in ihrem Leben, der im Moment seine fünf Sinne beisammenhatte.
»Edgington, mal ganz ohne Scheiß, ich glaube, sie schwebt in Gefahr. Logan weiß Bescheid, er kann dir Näheres dazu sagen. Er war mit mir einer Meinung, dass ich sie begleiten soll. Wir hielten es beide für das Beste, wenn sie mit Perücke und neuem Outfit ihre Identität verändert.«
Hunter blieb hartnäckig. »Jetzt bin ich da, und ich werde auf meine Schwester aufpassen. Ich kümmere mich um alles.«
Deke schob einen Arm um Kimbers Taille. »Von wegen, sie ist jetzt mit mir zusammen.«
Ein Muskel zuckte in Hunters Kinnpartie. »Kimber?«
»Deke passt auf mich auf. Ich bin hier, um Dad zu besuchen, und bestimmt nicht, um mir von dir Vorhaltungen machen zu lassen. Ende der Diskussion.«
»Hast du eine Ahnung, worauf du dich da einlässt?«
Kimber schoss ihm einen herablassenden Blick zu und gab sich selbstbewusster, als ihr zumute war. »Ich weiß genau, was ich tue, trotzdem danke für dein Interesse.«
»Kannst du mir mal verklickern, wieso Jesse McCall sich zum Affen macht und in den Medien rumtönt, du seist seine Braut und die zukünftige Queen of Pop, während du es mit Mr. Ménage treibst?«
Wollte Jesse sie etwa immer noch heiraten? In dem versteckten Blockhaus tief im Schilf und schwer … beschäftigt hatte sie natürlich keine Zeitung gelesen. Grundgütiger, Jesse wollte seinen Lebenswandel anscheinend vehement ändern und hatte wohl noch nicht begriffen, dass sie ihm dabei nicht helfen konnte.
»Woher weißt du das, du warst doch gar nicht hier?«
»Es macht in sämtlichen Medien die Runde.«
Kopfschüttelnd erklärte sie: »Ich hab Schluss gemacht. Offenbar hat er das noch nicht akzeptiert. Im Übrigen braucht er keine Frau, er braucht einfach mehr Rückgrat. Und ich hab keine Lust, das wieder und wieder durchzukauen. Mal was anderes: Was weißt du über Dads Zustand?«
Hunter zögerte kurz. Wie sie ihren Bruder kannte, wog er bestimmt ab, ob er eine familiäre Debatte über ihr Liebesleben beginnen oder das Thema auf sich beruhen lassen sollte. Schließlich sagte er: »Logan hat mich heute Morgen kurz vor meinem Rückflug angerufen. Und ich hab mit dem
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