KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
finsteren Loch geröstet. Die Sonne sandte ihre goldenen Strahlen aus, und sie war frei.
Einen Moment lang blieb sie stehen, ließ seine Hand los, schloss die Augen und wandte das Gesicht der Sonne zu. Nie hatte sich Freiheit so großartig angefühlt wie jetzt.
Nachdem sie die Augen wieder geöffnet hatte, sah sie an sich herunter und betrachtete das Bikinioberteil, die abgeschnittenen Shorts und die Flip-Flops. Sie trug kaum mehr als während ihrer Gefangenschaft, doch jetzt war das ihre Entscheidung, und das tröstete sie. Wie oft hatte sie ein ähnliches Outfit beim Schwimmen an Sams Bootssteg getragen?
Wenn sie die Augen schloss, konnte sie alles wieder vor sich sehen.
Garrett, der sie ins Wasser wirft. Sich selbst, wie sie auftaucht, den Mund voller Seewasser, wie sie entrüstet kreischt und schließlich in Gelächter ausbricht. Ethan, der ihr nachhechtet. Das Wettschwimmen vom Steg zur Mitte des Sees, wo die Strömung stärker ist. Die vielen Grillabende auf den abgenutzten Holzplanken der Veranda, von wo aus sie am Ende eines langen Sommertags den Sonnenuntergang beobachten.
»Rachel, ist irgendwas?«
Ethans Stimme durchdrang ihre verschwommenen Erinnerungen, und kurz verübelte sie ihm die Störung. Dann lächelte sie ihn an.
»Mir sind ein paar Dinge wieder eingefallen. Dieser Ort macht mich glücklich. Er ist voll schöner Erinnerungen. Es ist toll, ein paar davon festhalten zu können und zu wissen, dass sie echt sind und nicht nur ein Produkt meiner Fantasie.«
Er zog sie an sich und küsste sie. Seit ihrem Kuss am Morgen im Bett wirkte er nicht mehr so zurückhaltend wie zuvor. Vielleicht hatte er nur darauf gewartet, dass sie den ersten Schritt tat.
»Das freut mich, dass du schöne Erinnerungen an diesen Ort hast. Wie wär’s, wenn wir ein paar neue dazu erschaffen? Du darfst mich auch reinwerfen.«
Grinsend lief sie an ihm vorbei und den gepflasterten Weg entlang, der zur Rückseite des Hauses führte. Sie hätte ihn gern gefragt, warum er die SEAL s verlassen hatte und warum er nicht für KGI arbeitete, doch sie wollte ihre unbeschwerte Stimmung nicht zerstören.
Als sie um die Ecke bog und auf den Bootssteg sprang, blieb sie abrupt stehen. Der Anblick war atemberaubend. Kein Wunder, dass sie so gern hier gewesen war. Im Sonnenlicht funkelte das Wasser wie ein Meer aus Diamanten, ein sattes Blau mit weißen Tupfern auf den sanften Wellen. Der See sah einladend aus. Plötzlich konnte sie gar nicht mehr schnell genug ins Wasser kommen.
Sie blickte zu Ethan und biss sich auf die Unterlippe, um ein boshaftes Lächeln zu unterdrücken. Dann streifte sie die Flip-Flops ab und rannte den Steg entlang.
»Wer zuerst drin ist … «
Sie wusste nicht mehr, wie tief der See um den Steg herum war, aber sie war öfter reingeworfen worden, als sie zählen konnte, deshalb sprang sie mit den Füßen voraus und landete einen guten Meter weiter mit einem kräftigen Platscher.
Die Kälte belebte und betäubte sie gleichzeitig. Nach Luft schnappend tauchte sie auf und kreischte los.
»Geschieht dir recht«, rief ihr Ethan vom Steg aus zu.
Er zog gerade seine Turnschuhe aus. Sie schüttelte sich und schwamm zurück. Als er das Hemd abstreifte, erhaschte sie einen kurzen Blick auf die Silhouette seines Brustkorbs im Sonnenschein.
Er sah, mit einem Wort, prächtig aus.
Dann tauchte er mit einem perfekten Kopfsprung direkt neben ihr ins Wasser ein. Die Oberfläche des Sees schlug kaum Wellen. Ein Stück weiter tauchte er wieder auf und schüttelte den Kopf, sodass die Tropfen aus seinen kurzen Haaren flogen. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd, tauchte wieder unter, und in der nächsten Sekunde wurde sie in die Luft gestemmt.
Sie lachte, während er sie hochhielt und gleichzeitig Wasser trat.
»Wie schaffst du das bloß?«
Er ließ sie fallen, dass es nur so spritzte.
»Ich bin schließlich ein SEAL . Wir schaffen das Unmögliche, und zwar im Wasser.«
Sie verdrehte die Augen, dann kam ihr die Frage von vorhin wieder in den Sinn. Sie legte den Kopf auf die Seite, damit ihr das Wasser aus den Ohren laufen konnte, dann sah sie ihn an.
»Warum hast du bei den SEAL s aufgehört? Das hast du mir nie verraten. Ich meine, du hast es mir bestimmt mal gesagt«, fügte sie hastig hinzu, »aber ich weiß es nur nicht mehr.«
Sein Blick verfinsterte sich, und für einen Moment schien ein Schatten auf ihn zu fallen. »Du hast mich gebraucht. Ich musste bei dir sein.«
»Und warum hast du danach nicht bei KGI
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