KGI: Tödliche Rache (German Edition)
fest, dass sie schon wehtat. »In diesem Punkt musst du mir unbedingt vertrauen, Soph. Ich werde dich und mein Kind nicht diesem Drecksack ausliefern, aber ich überlasse ihm auch nicht meine Mutter. Ich werde eine Lösung finden, das schwöre ich dir.«
Sie machte sich los und lehnte sich ein wenig zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. In seinem Blick lag wilde Entschlossenheit. Sophie war nicht so überzeugt wie er, aber ihr war klar, dass er es todernst meinte.
Sie legte die Hand an seine Stirn und versuchte, die tiefen Falten zu glätten. »Ich weiß.«
Und sie betete aus tiefstem Herzen, dass es ihm gelingen würde.
23
Die Geländewagen bogen hintereinander in die schmale Straße neben dem Krankenhaus ein. Rio, dessen Mund zu einer dünnen Linie zusammengepresst war, trat aus dem Gebäude und eilte auf Garrett und Sam zu.
»Wie geht es ihm?«, fragte Sam.
»Er ist stabil. Eine Zeit lang war er sogar wach, allerdings ein bisschen verwirrt. Er hat gefragt, wo deine Mom sei. Donovan ist gerade bei ihm. Ich weiß nicht, ob er ihm schon von deiner Mutter erzählt hat.«
»Stabil?«, hakte Garrett nach. »Aber er ist noch auf der Intensivstation, oder?«
»Er bleibt auf der Intensivstation, bis der Kardiologe ihn entlässt. Sie wollen ihn rund um die Uhr überwachen, aber eingestuft ist sein Zustand als stabil. Dir wird der Arzt sicher mehr erzählen als mir.«
Sam reichte Sophie, die noch im Wagen saß, die Hand und half ihr heraus. Rio, Garrett und Sam bildeten einen schützenden Kreis um sie, und Steele und seine Leute schirmten sie nach hinten ab.
Sobald sie im Krankenhaus waren, blieb Sam kurz stehen, um Rio Anweisungen zu geben.
»Gib Steele und seinen Leuten Bescheid und stimmt euch ab, wer was übernimmt. Ich will, dass meiner Familie nichts passiert. Noch eine Schwachstelle in den Sicherheitsvorkehrungen darf es auf keinen Fall geben.«
Rio nickte schuldbewusst.
Sam legte seinem Teamleiter die Hand auf die Schulter. »Ich mache dir keinen Vorwurf, Rio.«
Rio antwortete nicht und zeigte auch keine Reaktion. Das hatte Sam auch nicht erwartet. Er nahm die Hand von Rios Schulter und legte den Arm wieder um Sophie.
»Ich möchte, dass Sophie von einem Arzt untersucht wird, wenn wir schon mal hier sind«, sagte er zu Garrett, während sie mit raschen Schritten zum Aufzug gingen. »Sobald wir bei Dad waren.«
Als sie in den Aufzug stiegen, zog Sam Sophie noch näher an sich. Sie zitterte, und in ihrem Blick lag tiefe Traurigkeit, gemischt mit den gleichen Schuldgefühlen, die Sam in Rios Augen gesehen hatte.
Er drückte ihre Hand. Mehr konnte er im Moment nicht für sie tun. Worte würden nicht helfen, und bevor er seinen Dad nicht gesehen hatte, würde er sowieso keinen vernünftigen Ton herausbringen. Bis sich die Fahrstuhltüren öffneten und Sam das Hinweisschild zur Intensivstation sah, schnürte die Angst ihm so sehr die Luft ab, dass ihm leicht schwindelig wurde.
Rio hatte gesagt, sein Vater sei stabil. Das war gut, oder etwa nicht? Aber er hatte einen Herzinfarkt gehabt. Einen schweren. Hieß das, dass er einen weiteren bekommen konnte? Hatte sein Herz Schaden genommen?
Ein Leben ohne seinen Dad konnte er sich nicht vorstellen. Sein Vater war für ihn immer der Fels in der Brandung gewesen – der Fels für sechs wilde, lärmende Jungs. Er hatte ihnen allen seine Werte vermittelt: Sei ein guter Mensch, ehrenhaft und ehrlich, schütze die, die schwächer sind als du, dulde niemals Ungerechtigkeit.
Diese Werte waren auch die Eckpunkte der KGI-Philosophie.
Sam wurde erst bewusst, dass er vor der Tür zu dem privaten Warteraum stehen geblieben war, als Sophie seine Hand nahm und sie drückte. Der Schmerz in seiner Brust wurde so heftig, dass er schon fürchtete, unter der Last der auf ihn einstürmenden Gefühle zusammenzubrechen. Trauer. Angst. Wut.
Oh Gott, er durfte seinen Vater nicht verlieren. Nicht seinen Dad. Und auch nicht seine Mutter. Oh Gott. Er musste seine ganze Willenskraft zusammennehmen, um beim Anblick der geschlossenen Tür nicht einfach zusammenzubrechen.
Garrett drehte sich zu ihm um, und Sam sah, dass es seinem Bruder auch nicht besser ging. Alle Welt hielt sie für stark, sie waren die großen Brüder, die Anführer. Sam kam sich wie ein Betrüger vor.
Sophie berührte Garrett sanft am Arm, und diese einfache Geste ließ sein kummervolles Gesicht ein bisschen weicher werden. Dankbar nahm er ihre Hand und drückte sie kurz.
Sam deutete mit einem Nicken auf
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