KGI: Tödliche Rache (German Edition)
dich sofort fallen.«
Sie nickte, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von dem Haus abzuwenden, dem sie immer näher kamen.
Sie hielten direkt vor dem Haupteingang, genau an der Stelle, die sie vorher festgelegt hatten und die so ausgewählt war, dass P. J. und Cole freie Sicht auf die Treppe hatten.
Alles hing davon ab, dass sie überzeugend auftraten und sich nicht aus der Ruhe bringen ließen. Sam konnte nur hoffen, dass Tomas eher der nervöse Typ war.
Garrett stieg als Erster aus, blieb aber hinter der offenen Tür stehen. Resnick stieg ebenfalls aus, gefolgt von Donovan, der den Sitz für Ethan nach vorne klappte.
»Bleib im Wagen, bis ich dich rufe«, sagte Sam und schob seine Tür auf.
Die Sonne war inzwischen aufgegangen, und Sam war froh, dass das Licht von hinten kam. Sie konnten jeden noch so kleinen Vorteil brauchen.
Die Sekunden tickten dahin, bis schließlich die Eingangstür geöffnet wurde und Tomas Mouton flankiert von zwei bewaffneten Männern heraustrat. Er wirkte nervös – ein gutes Zeichen –, und als er die Männer sah, die den Geländewagen umstanden, hielt er inne und starrte sie einen Moment lang unsicher an.
Sam trat vor, bis er Schulter an Schulter mit Garrett stand.
»Wo ist meine Mutter?«, rief er.
Zwischen den beiden Männern lagen etwa zwanzig Meter und vier Stufen, die zu dem betonierten Treppenabsatz vor der Eingangstür führten.
»Wo ist meine Nichte?«, fragte Mouton zurück.
Sam deutete auf den Wagen. »Sie ist drinnen.«
»Ihre Mutter ebenfalls.«
Die Stille dehnte sich aus, aber Sam schwieg. Er wollte, dass Mouton den nächsten Schritt machte.
»Holen Sie sie raus. Ich will sie sehen. Wenn Sie irgendwas versuchen, Kelly, lasse ich Ihre Mutter sofort erschießen.«
»Als Zeichen meines guten Willens hole ich Sophie jetzt aus dem Auto. Das ist aber auch alles. Sie macht nicht einen Schritt in Ihre Richtung, bevor ich nicht meine Mutter gesehen habe. Verstanden?«
Als Sam rückwärts an die Tür trat und ihr die Hand reichte, blieb Sophie schlagartig die Luft weg. Trotzdem zögerte sie keine Sekunde. Sie wollte nicht, dass er mitbekam, wie panisch sie inzwischen war. Sie griff nach seiner Hand, rutschte zur Tür und stieg aus.
»Bleib hinter der Tür«, sagte Sam.
Sobald sie so stand, wie er es wollte, stellte Sam sich vor sie und richtete den Blick wieder auf Mouton.
»Sie sehen sie. Jetzt will ich meine Mutter sehen. Und wehe, Sie haben ihr auch nur ein Haar gekrümmt, Mouton.«
Sophies Onkel verzog den Mund. Nein, Drohungen mochte er ganz und gar nicht. Diesen Ausdruck hatte Sophie unzählige Male auf seinem Gesicht gesehen, wenn ihr Vater seinem jüngeren Bruder mal wieder einen Rüffel erteilt hatte.
Tomas ignorierte Sam und starrte Sophie durchdringend an. Irgendwie strahlte er eine gewisse Unruhe aus. Angst hatte er ebenfalls, das konnte sie fast schon riechen. Seine Stirn glänzte im Sonnenlicht, und die Hände hatte er zu Fäusten geballt.
»Der Schlüssel, Sophie. Zeig mir den Schlüssel.«
Ohne Sams Anweisung abzuwarten, hob sie langsam die Hand, damit er den in der Sonne glänzenden Metallzylinder und das Lederband sehen konnte, an dem er um den Hals ihres Vaters gehangen hatte.
Wieder öffnete sich die Eingangstür, und die Männer, die sie und den Wagen umstanden, griffen nach ihren Waffen. Die Wachen an Tomas’ Seite reagierten, indem sie die Gewehre anlegten.
Marlene Kelly erschien im Türrahmen. Sie sah bleich und erschöpft aus, aber Sophie sah nicht sie an, sondern den Mann, der fast völlig hinter Marlene verborgen war. Der Mann hatte den Arm fest um Marlenes Hals gelegt und hielt ihr eine Waffe an die Schläfe.
Schweiß lief Sophies Stirn hinunter. Ihre Handflächen wurden feucht, und ihr Magen revoltierte so heftig, dass sie schon dachte, sie müsste sich übergeben.
Das konnte unmöglich sein.
Sie hatte ihn getötet.
Sam erstarrte, als er den Mann sah, der seine Mutter wie einen lebenden Schild vor sich her schob. Viel war nicht von ihm zu sehen, aber doch genug, und Sam erkannte, dass er reingelegt worden war. Er war nicht nur reingelegt, sondern gründlich und nachhaltig verarscht worden.
Verdammter Hurensohn.
Er warf seinen Brüdern einen Blick zu, aber er weigerte sich, Sophie anzuschauen. Diese Genugtuung würde er ihr oder ihrem Schwein von Vater nicht geben.
Gott im Himmel … Wenn er an die Tränen dachte, die Sophie verdrückt hatte, als sie ihm die todtraurige Geschichte über ihre schreckliche Kindheit und den
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