Killashandra
unerschütterliche Lauterkeit besaß, die sie oder jede andere Frau, die mit ihm zu tun hatte, anerkennen und achten mußte.
»Wir könnten auf den Inseln bleiben, Carrigana, und die Charterfirma in Gang bringen.« Lars stand wie sie unter einem Bann, der ihrer beider Entschlossenheit gefährdete.
»Das Segeln ist nie langweilig. Dafür sorgt schon das Wetter. Es könnte ein schönes Leben sein, und ich kann dir versprechen, daß du niemals Brotbäume hacken müßtest!«
Er streichelte ihre Hände. »Lars ...« Sie mußte einiges richtigstellen. Er legte ihr die Hand auf die Lippen. »Nein, Liebste, dies ist nicht der Augenblick für weitreichende Entscheidungen. Dies ist der Augenblick für die Liebe.
Lieb mich noch einmal!«
12
DAS IDYLL DAUERTE BIS zum frühen Morgen des dritten Tages. Während dieser Zeit war Killashandra mehr als bereit, ihr Ansehen als Kristallsängerin einfach zu vergessen und Lars' Gefährtin zu bleiben. Eine absolut un-mögliche und undurchführbare Idee. Aber sie war fest entschlossen, seine Gesellschaft so lange wie möglich zu genießen. Erinnerungen an Carrik suchten sie heim, und wie so oft bei solchen Traumata färbten und verstärkten die Erinnerungen ihre Reaktionen auf Lars.
Ein Wetterwechsel erzwang ihre Rückkehr in die Gesellschaft. Der Abfall des Luftdrucks weckte Killashandra kurz vor dem Morgengrauen. Sie lag hellwach in Lars' entspannten Armen, die Beine noch mit den seinen verschränkt, und fragte sich, was sie so jäh und nachhaltig geweckt hatte. Dann roch sie den Wetterwechsel in der Morgenbrise. Killashandra war noch nicht auf die Idee gekommen, daß ihr Ballybran-Symbiont durch das Wetter eines anderen Planeten beunruhigt werden könnte. Sie aktivierte ihr Gespür und prüfte, was der Wetterwechsel bringen mochte.
Sturm, entschied sie, als der symbiotische Instinkt den Umschwung identifiziert hatte. Ein schwerer Sturm.
Auf diesen Inseln höchstwahrscheinlich sogar ein Hurrikan. Ein äußerst gefährliches Phänomen für eine relativ flache Landmasse. Aber nein, es gab Berge in der Gegend, die Lars als >Kopf< bezeichnet hatte. Sie lä-
chelte, denn gestern hatte er ihr zwischen anderen sinn-licheren Aktivitäten einen ausführlichen Vortrag über Geschichte, Geographie und Wirtschaft der Inseln gehalten.
»Diese Insel bekam ihren Namen, weil sie beinahe aussieht wie ein Engel«, erklärte er, während er den Umriß mit einer Muschel im feuchten Sand nachzeichnete. »Sie wurde von einer Forschungssonde entdeckt und bekam ihren Namen lange bevor die ersten Siedler hier landeten.
Über dem Kopf gibt es sogar eine Art Heiligenschein aus vorgelagerten kleineren Inseln. Wir sind hier an der Flü-
gelspitze. Die Siedlung liegt in der Krümmung des Flügels
— hier. Die westlichen Höhenzüge sind die Flügel, die sogar richtige Querrippen haben. Diese Seite der Insel ist viel flacher als das Hauptland. Wir haben zwei gute Häfen, einen im Norden und einen im Süden, und die ausgestrek-kten Hände des Engels umschließen den kleineren tieferen Hafen. Dort liegt das Büro meines Vaters. Du kannst es von hier aus wegen der Rückenberge, die der Wirbelsäule entsprechen, nicht sehen, aber oben auf dem Kopf liegt ein recht beeindruckender alter Vulkan.« Er grinste boshaft und gab Killashandra einen Eindruck von dem Teufels-braten, der er früher gewesen sein mußte. »Manche Lästermäuler sagen, daß dem Engel der Kopf rauchte, als er sah, wer diesen Planeten besetzte. Aber natürlich stimmt das nicht. Der Vulkan ist schon lange tot.«
Angel Island war nicht die größte der Inseln, aber Lars erklärte, daß Killashandra sie bald als die beste schätzen lernen würde. Das südliche Meer war mit unzähligen kleinen Inseln übersät: einige völlig kahl, andere mit aktiven Vulkanen, und alles, was groß genug war, um Brotbaumhaine oder andere nützliche Tropenpflanzen zu tragen, war überwuchert.
»Wir sind ein ganz anderer Menschenschlag als die Leute auf dem Festland, und wir sind so geblieben, Carrigana. Die hören nur auf das, was die Ältesten ihnen auf-tischen, und benebeln ihre Köpfe mit dem Schwachsinn, der da aufgeführt wird. Die Inselbewohner sind noch klar im Kopf. Vielleicht sind wir leichtlebig und sorglos, aber faul oder dumm sind wir nicht!«
Es machte ihr große Freude, Lars zuzuhören, denn sie erkannte, daß er zugleich sich selbst bestätigen und sie informieren wollte. Seine Stimme war angenehm mo-duliert und drückte seine Gefühle so offen
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