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Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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entdeckt wird. Na gut, habe ich mir gesagt, es war ja eine einmalige Situation, der Mann wäre sowieso gestorben. Vielleicht kommst du noch mal ungeschoren davon. Ich war damit natürlich auch nicht glücklich.«
    »Also warst du nach der Tat sehr aufgewühlt …«
    »Und wie! Als ich nach Hause kam, meine Frau war an dem Abend nicht da, habe ich mich gleich in die Badewanne gelegt und bin irgendwann ins Bett gegangen. Ich konnte natürlich nicht schlafen. War dann morgens wie gerädert und habe nur gedacht: Mensch, was ist da jetzt passiert?! Ich kann einfach nicht fassen, dass ich so was tun konnte.«
    »Du hattest also ein neues und besonders ernsthaftes Problem …«
    »Richtig. Ich habe irgendwie einen Ausweg gesucht und mich auf einer anderen Station beworben. Das war vorher schon kurz im Gespräch gewesen. Da waren Kollegen von einer anderen Station, die wollten mich gerne haben. Das wäre dann nicht körperliche, sondern psychiatrische Pflege gewesen. Und diese Gespräche waren eigentlich schon recht weit gediehen, nur die Pflegedienstleitung wusste davon noch nichts.
    Ich hatte aber schon kurze Zeit vorher meinen Kollegen gesagt, dass ich vielleicht die Station verlassen werde. Ich wollte nicht, dass sie es über den Dschungelfunk erfahren, habe sie aber gebeten, darüber Stillschweigen zu bewahren, insbesondere vor der Pflegedienstleitung, weil die Sache noch nicht spruchreif war. Und einer meiner lieben Kollegen hatte nichts Besseres zu tun, als die Sache gleich am Nachmittag dem Pflegedienstleiter zu erzählen. Und dadurch war die Versetzung dann geplatzt, weil er sich übergangen fühlte, obwohl er ja noch gar nicht dran beteiligt war. Dadurch hatte ich natürlich auch zu meinen Kollegen nicht mehr unbedingt so das Vertrauen, um mit denen über meine persönlichen Befindlichkeiten zu reden.«
    »Bald kam es zu weiteren Taten. Wie viel Zeit ist denn zwischen erster und zweiter Tat vergangen?«
    »Mehrere Wochen.«
    »Hattest du diese erste Tat dann bereits verarbeitet oder nur verdrängt?«
    »Verdrängt. Ich war bis dahin eigentlich ganz froh, dass ich nicht mehr in so eine Situation geraten bin. Ich habe wirklich gedacht, es würde sich auf diese eine Tat beschränken: Du bist noch mal mit einem blauen Auge davongekommen. Dass das strafbar war, war mir an und für sich klar, logisch. Ich wollte auch nie wieder so eine Situation erleben …«
    »Aber …«
    »Ich habe auch gedacht, jetzt ist wieder einigermaßen Normalität eingekehrt. Damit musst du nun leben, da kommst du nicht drumrum, das hast du nun mal getan. Aber du kommst nie mehr in so eine Situation, und wenn, dann kannst du damit anders umgehen.«
    Thomas Bracht wirkt jetzt wieder wesentlich entspannter. Er hat das Patientenzimmer verlassen, und ich möchte ihn nicht noch einmal dorthin bringen. Jedenfalls heute nicht.
    »Deine Hoffnung, nicht rückfällig zu werden, hat sich aber nicht erfüllt. Wie kam es zur zweiten Tat?«
    »Na ja, ich kam eben doch wieder in so eine Situation. An diese zweite Situation kann ich mich aber nicht mehr so genau erinnern.« Thomas Bracht denkt kurz nach. »Ich weiß nur, dass ich neben einer Patientin stand, die tot im Bett lag, und ich so eine blöde Spritze in der Hand hatte. Was da genau passiert ist, da habe ich keine Erinnerung, gar keine. Nur diese eine noch, habe ich gedacht, dann ist Schluss.«
    »Menschen, die Dinge tun, die du getan hast (ich vermeide bewusst Begriffe wie Serienmörder oder Serientäter, die ihn nur irritieren würden), erzählen mir regelmäßig, dass ihnen schon die zweite Tat wesentlich leichter gefallen sei. Wie war das bei dir?«
    »Erst im Nachhinein ist mir klargeworden, dass die Schwelle, die zu überschreiten ist, um einen Menschen zu töten, beim zweiten Mal viel niedriger war.«
    »Kann man das Routine nennen?«
    »Nein. Das glaube ich nicht. Weiß ich nicht. Routine hört sich so bitter an. Aber es stimmt schon, dass diese Schwelle leichter zu überschreiten war, weil sie nicht mehr so hoch war.«
    »Wie viel leichter?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall leichter.«
    »Hattest du Schuldgefühle oder Reuegedanken?«
    »Die Gedanken hinterher waren schon sehr bedrückend. So nach dem Motto: Jetzt bist du vielleicht doch ein Monster. Und die Suizidgedanken, die wurden stärker.«
    »Aber du hast es nicht fertiggebracht. Waren das denn ernsthafte Gedanken, dir das Leben zu nehmen?«
    »Doch. Ich habe mich aber nie getraut, auch irgendwas aktiv bei mir zu machen.

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