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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marshall
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entgegenschlug, war übermächtig laut. Sie öffneten die Türen nacheinander.
    In der ersten befanden sich Gegenstände, die man einer Fitnessausrüstung zuordnen mochte, bis auf die Riemen. Auf einem kurzen Regal an der Wand befanden sich einige Werkzeuge, die in einen Hobbykeller passten. Ein Handbohrer, kurze Sägen, Schraubenzieher. An der Seitenwand hing ein langer Spiegel.
    Im nächsten Raum fanden sie zwei Sofas, die so angeordnet waren, dass man durch den Einwegspiegel in der Wand sehen konnte, außerdem eine umfangreiche Videoausrüstung. Sie verließen den Raum zusammen und gingen langsam zu der Tür auf der anderen Seite.
    Sie war deutlich schwerer als die anderen, und als sie sich öffnete, schlug ihnen ein Schwall eiskalter Luft entgegen, außerdem ein Geräusch wie Flügelschlagen.
    Der Techniker gab einen Laut von sich.
    Hallam starrte an ihm vorbei auf die Gebilde, die in der Mitte an einem Haken von der Decke hingen. Das Plastik war dank der Tiefkühlung mit einer Frostschicht überzogen. Die Gebilde sahen wie Leichensäcke aus. Sie waren jetzt alle leer.
    Er streckte jedoch die Hand aus und zog den nächstbesten zu sich heran. Die Innenseite war mit trockenem, gefrorenem Blut verschmiert. Er sah genauer hin und entdeckte etwa in Kopfhöhe Abdrücke im Plastik, die an Zahnmale erinnerten.
    Als wäre jemand, noch nicht ganz tot, in einen dieser Säcke gehängt worden und hätte versucht, sich nach draußen durchzubeißen.
    »Also«, sagte Hallam ruhig und im vollen Bewusstsein, dass seine nächsten Schritte über den Rest seiner beruflichen Laufbahn entscheiden würden. »Wir brauchen auf der Stelle Barclay. Ich werde sehen, wo ich Empfang habe, und ihn anrufen. Sie stellen sich inzwischen an den Eingang zum Weinkeller und lassen
niemanden
durch, bis der Sheriff es sagt. Alles klar?«
    Der Techniker versuchte, etwas zu sagen, brachte jedoch nichts heraus und nickte nur.

38
    I ch wartete eine Stunde auf der Straße vor dem Tor zu Cass’ Gebäude. Hallam ließ sich nicht blicken. Ich wusste natürlich nicht, was er sonst noch um die Ohren hatte, doch ich fand, dass ich eigentlich genug gesagt hatte, um die meisten Cops auf den Plan zu rufen. Vielleicht war es ihm einfach nur von Herzen egal.
    In meinem Hinterkopf gesellte sich ein hartnäckiger, pochender Schmerz zu den Nachwirkungen der durchzechten Nacht. Die Welt erschien mir heiß und grell und nicht ganz real. Ich rief den Cop noch einmal an, wurde aber wieder zur Mailbox umgeleitet. Ich hinterließ keine Nachricht. Er konnte mich mal.
    Eine Meldung ließ mich wissen, dass mir drei Facebook-»Freunde« Nachrichten geschickt hatten, wahrscheinlich, um mich auf den letzten Stand ihrer weltbewegenden Neuigkeiten zu bringen. Die konnten mich auch mal. Bei dem Gedanken, ich könnte mich für das interessieren, was in ihrem Leben vor sich ging – oder hätte mich je dafür interessiert, beziehungsweise Interesse geheuchelt –, hätte ich laut lachen können.
    Nachdem ich feststellte, dass der Mann nicht mehr hinter mir stand, war ich stocksteif sitzen geblieben, da ich davon überzeugt war, dass er nur an eine Stelle gewechselt war, wo ich ihn nicht sehen und er in aller Ruhe abdrücken konnte. Irgendwann stand ich ganz behutsam auf. Ich machte ein paar Schritte und fürchtete immer noch, es könnten meine letzten sein. Dann stürzte ich mich auf meine Brieftasche und Autoschlüssel und rannte durch den Rohbau, bis ich zu einer dicken Sperrholztür kam. Ich trat in die gleißende Sonne und auf eine eingemottete Baustelle. Mit wenigen Sätzen war ich an der Straße, wo mein Wagen parkte.
     
    Als ich fünf Minuten lang auf dem Ben Franklin Drive gestanden und die vorbeifahrenden Autos sowie ein paar vorüberschlendernde Touristen beobachtet hatte, glaubte ich allmählich, dass der Kerl einfach gegangen war. Ich humpelte entlang der Straße zu dem Bau, in dem Cass gewohnt hatte, und wartete. Unterdessen hatte ich mich nach Steph erkundigt und erfahren, dass sie schlief.
    Und nun? Mir wurde plötzlich bewusst, dass es eine Sache gab, die ich tun konnte und an die ich wahrscheinlich schon früher hätte denken sollen. Ich wollte es nicht tun, doch inzwischen dämmerte mir, dass es kaum noch zählte, was ich wollte und was nicht. Außerdem wäre es, auf seine eigene schreckliche Weise, ein kluger taktischer Zug. Ausnahmsweise einmal.
    Ich eilte zu dem großen Metalltor hinüber, schob es auf und ging hinein.
     
    Als ich zu Wohnung 34 kam, zögerte

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