Killing Beauties: Thriller (German Edition)
voneinander gehabt. Sechs Monate, die hätten bewirken sollen, dass er sie weniger hasste, weniger fürchtete; sechs Monate für sie, um zu realisieren, dass ihn zu lieben das Selbstzerstörerischste war, das sie sich antun konnte.
Judd stieg die Treppe hinauf und klingelte. Während er wartete, rieb er die Hände gegeneinander, um sie zu wärmen. Der Wind vom nahe gelegenen See sorgte dafür, dass die Temperaturen in dieser Gegend um einige Grad niedriger waren als in Knoxville. Das Wetter im Februar konnte im nordöstlichen Tennessee sehr unberechenbar sein. Einen Tag Regen, am nächsten Tag Sonne. Die Temperaturen konnten auf um die zwanzig Grad Celsius klettern, dann zog eine Kaltfront durch und brachte einen Tag später Schnee mit sich.
Während er seinen warmen Atem auf seine eisigen Hände blies, wurde die Tür geöffnet. Sanders nickte. »Guten Morgen, Mr. Walker. Bitte kommen Sie rein und gehen Sie in Griffins Arbeitszimmer. Ich glaube, Sie kennen den Weg. Ich werde ihm sagen, dass Sie eingetroffen sind.«
»Danke.« Judd betrat die Eingangshalle. »Nun, wie ist es Ihnen so ergangen, Sanders?«
»Ganz gut, danke, Sir.«
»Wollen Sie mir verraten, was Griff für mich in petto hat?«, fragte Judd. »Wird er mich auf die Streckbank legen und die Schrauben anziehen, oder wird er mir befehlen, mich zu bücken, und mir einen Tritt in den Hintern verpassen?«
Sanders lächelte nicht, als er die Tür schloss und sich umdrehte, um Judd ins Gesicht zu blicken. »Ich weiß es nicht, Sir. Aber wenn Sie einen zivilisierten Eindruck machen, würde ich sagen, dass er vorhat, mit Ihnen zu besprechen, wie Sie sich Ms. Hughes gegenüber zu verhalten haben. Davon abgesehen …«
»Davon abgesehen?«
»Davon abgesehen, geht mich das Ganze nichts an.«
»Ich dachte, alles, was Griff betrifft, geht Sie etwas an, vor allem Lindsay McAllister, zumal Sie beide ihr sehr zugetan sind.«
Sanders vermied es, Judd in die Augen zu blicken, und wandte sich zum Gehen. »Ich werde Griffin sagen, dass Sie hier sind.«
Judd kannte den Weg zu Griffs privatem Arbeitszimmer. Er war bei zahlreichen Gelegenheiten in diesem Haus gewesen, vor seiner Heirat und nach Jennifers Tod.
Aber nicht ein einziges Mal während seiner kurzen Ehe.
Die schwere Holztür zu Griffs Arbeitszimmer war angelehnt. Judd schob sie mit der Hand auf und trat ein. Ein verbrannter Holzscheit zerfiel in dem riesigen Kamin aus Stein. Die antike Uhr auf dem Sims schlug elf.
Er hatte diesen zum Dach hin offenen Raum immer gemocht … ein Herrenzimmer mit Holzvertäfelung, einem stabilen Ledersofa, Ledersesseln und einem Hartholzfußboden …, weil ihm jede weibliche Hand fehlte. Jeder Mann brauchte einen Raum im Haus, der ganz ihm gehörte. In dem Familienanwesen am Lookout Mountain, welches sein Großvater erbaut hatte, gab es ein Zimmer, das diesem hier stark ähnelte. Er hatte es geliebt, als er ein kleiner Junge gewesen war und dort Zeit mit seinem Vater verbracht hatte, und er hatte es geliebt, als er das Haus als Mann geerbt hatte. Aber Jennifer hatte nicht »in diesem stickigen Mausoleum« leben wollen und darauf bestanden, dass sie ein Penthouse in der Innenstadt kauften, das den eleganten, modernen, minimalistischen Stil reflektierte, den sie bevorzugte.
»Du brauchst einen Haarschnitt«, sagte Griffin.
Judd wandte sich seinem alten Freund zu. »Viele Männer tragen ihre Haare heutzutage lang. Ich habe gehört, die Frauen finden das sexy.«
Griff schnaubte. »Du kümmerst dich einen Scheißdreck darum, wie du aussiehst. Deshalb ist dein Haar ungepflegt, deshalb trägst du diese alten Klamotten, und deshalb hast du dich heute Morgen nicht rasiert.«
»He, zumindest bin ich sauber. Ich habe geduscht.«
»Sollte ich dafür dankbar sein?«
»Schau mal, wenn du mich nicht hier haben möchtest, gehe ich«, sagte Judd. »Mir ist klar, dass du mir mehr Chancen gegeben hast, als ich verdient habe. Ich habe sie alle aufgebraucht, um es so auszudrücken.«
»Wenn du bleibst, gibt es ein paar Regeln, die du beachten solltest. Bist du dazu bereit?«
»Wenn die Regeln irgendetwas mit Lindsay zu tun haben …«
Griffin funkelte ihn an, seine Wut war an seinem verkrampften Kiefer deutlich zu erkennen. »Wie konntest du sie derart verletzen? Du wusstest, was sie für dich empfindet.«
»Ich habe sie nicht darum gebeten, sich um mich zu kümmern, oder? Es ist nicht meine Schuld, dass sie …«
»Blödsinn! Du warst voll und ganz abhängig von ihrer
Weitere Kostenlose Bücher