Killing for Love: Thriller (German Edition)
bestätigte Mike. »Aber wie schon beim letzten Mal bin ich kein Mitglied der Sondereinheit. Dieses Mal sind Sie für die Spurenbewertung zuständig, stimmt’s?«
Mike hatte Karla und ihren Kollegen Wayne Morgan kennengelernt, als die Brandmord-Serie über achtzehn Monate lang in Dunmore und mehreren benachbarten Städten wütete. Karla war eine Pragmatikerin, die stets streng nach Vorschrift vorging: eine Frau, die sich in einem immer noch männerdominierten Beruf beweisen wollte. Ihr Haar trug sie kurz und pflegeleicht, sie schminkte und lackierte sich die Nägel nicht und hatte einen Gang und eine Haltung, die ganz klar signalisierten, dass mit ihr nicht zu spaßen war.
Wainwright eröffnete die Sitzung und kam direkt zum Wesentlichen. Die Informationen, die er vortrug, ließen sich in einem Satz zusammenfassen: Sie hatten noch nicht einen Verdächtigen für die vier Morde. Bisher wussten sie, dass der Mörder bei jeder Tat eine andere Waffe benutzt hatte. Vermutlich reiste er auch unter unterschiedlichen Namen. Er hatte jedes Opfer auf die gleiche Art getötet, indem er mehrere Schüsse abgab. Er hatte seine Opfer hinterher ausgezogen und ihnen eine Maske aufgesetzt. Anschließend hatte er ihre Kleidung mitgenommen. Außerdem hatten die Opfer alle in demselben Pornofilm mitgewirkt und vor ihrer Ermordung Drohbriefe erhalten.
»Mit dem letzten Mord haben wir immerhin einen kleinen Durchbruch«, ließ Wainwright sie wissen und bedeutete Karla, die Deckenbeleuchtung auszuschalten. »Die Überwachungskameras im Rough Diamond in Atlanta haben unseren Mann aufgenommen.«
»Heißt das, wir wissen, wie der Mitternachtsmörder aussieht?«, fragte Lieutenant Jon Yacup aus Arizona.
»Ja und nein«, antwortete Wainwright. »Wir sind so gut wie sicher, dass der Mann sich getarnt hat. Kinn und Nase scheinen falsch zu sein, und er trägt Theaterschminke. Aber zumindest können wir seine Größe und sein Gewicht anhand der Aufnahmen bestimmen. Und es ist offensichtlich, dass er weiß ist.«
Wainwright nahm die Fernbedienung für den Fernseher und den Video-DVD-Player, drückte ein paar Tasten und begann, das Schwarzweißband der Überwachungskamera abzuspielen. Mike schaute sehr aufmerksam hin, als der Mörder auf dem Bildschirm erschien: ein mittelgroßer Typ mit vorstehender Nase und kräftigem Kinn. Der dunkeläugige, dunkelhaarige Mann konnte alles zwischen zwanzig und fünfzig sein. Das Haar war vielleicht gefärbt oder eine Perücke, der Schnauzbart zweifellos falsch, und seine Augenfarbe konnte mittels Kontaktlinsen verändert sein. Zudem war es bei einem Schwarzweißfilm so oder so unmöglich, zwischen dunkelblauen und dunkelbraunen Augen zu unterscheiden.
Nachdem sie das Band angesehen hatten, sagte Special Agent Armstrong: »Wir geben zu, dass es nicht viel ist, aber es ist mehr, als wir vorher hatten, und Stück für Stück sammeln wir weitere Beweise. Alles, was wir brauchen, sind noch ein paar solche glücklichen Zufälle, und …«
»Hoffen wir, dass die eintreten, bevor noch jemand sterben muss«, bemerkte Sergeant Carter Fulton aus Knoxville.
Womit er aussprach, was alle gedacht haben dürften.
Ein paar Stunden später ging Mike mit Wainwright zum Mittagessen, während Special Agent Ross Yacup und Fulton zum Flughafen brachte. Nach Grillrippchen und einem Bourbon-Pekannuss-Kuchen zum Dessert wischte Wainwright sich die Hände mit einem der feuchten Tücher ab, die man ihm zu seinen Rippchen gereicht hatte, und sah Mike an.
»Wie geht es Miss Hammonds?«
»So weit gut, gemessen an den Umständen.«
»Ich habe heute Morgen mit Nicole Powell gesprochen. Sie wissen sicher schon, dass sie früher beim FBI war und immer noch Freunde bei uns hat.« Als Mike nickte, fuhr Wainwright fort: »Inoffiziell nutzen wir die Ermittlungsergebnisse der Powell Agency. Offiziell besteht keinerlei Verbindung zwischen uns und ihnen. Ist das klar?«
»Falls Sie damit meinen, dass die Powell Agency Ihnen zwar alles liefert, was sie herausfinden, Sie ihnen im Gegenzug aber keine Informationen zukommen lassen, dann ja.«
»Ich würde es nie öffentlich zugeben, aber Powell weist eine bessere Erfolgsquote auf als wir. Und das liegt zumindest teils daran, dass sie sich hier und da am Gesetz vorbeilavieren. Wir wissen, dass Griffin Powell seinen Reichtum und seine Macht nutzt, wie er es für richtig hält. Allerdings konnten wir ihm noch nie etwas Illegales nachweisen.«
»Wenn Sie es sagen. Ich kenne Mr.Powell nicht und
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