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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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mich abzuwenden, und ich mit gesenktem Haupt zu meinem Wagen zurücktrotte, bin ich noch längst nicht Herrin meiner Sinne.
    Wie in Trance starte ich den Wagen und fahre los, ohne überhaupt zu wissen, wohin, und merkwürdig, der Wagen scheint meine Verwirrtheit erkannt zu haben. Wie das treue Ross eines Westernhelden, das seinen tödlich verwundeten Reiter nach Hause trägt, fährt er mit mir durch die Stadt, und als wir ankommen, fällt mir wieder ein, dass der Wagen ja nur von einer Freundin geborgt und dementsprechend sein Zuhause nicht das meinige ist, sondern das meiner Freundin. Einer Freundin, die mich schon lange kennt, einer Freundin, die über ziemlich starke Schultern verfügt, und die überdies auf ihrem linken Ohr schlecht hört. Einer Freundin, die somit über die besten Voraussetzungen verfügt, um sich bei ihr in aller Ruhe auszuweinen.

 
    4

     
    Die Lage ist verzwickt und erfordert Fingerspitzengefühl:
    Dieter hat schon lange den Verdacht, dass Rosi ihn betrügt.
    Rosi hat sich ein Kind von Dieter gewünscht.
    Kai-Uwe ist schwul.
    Dieter hat Rosi beschatten lassen und herausgefunden, dass sie ihn wirklich betrogen hat. Er weiß nur noch nicht, mit wem.
    Rosi ist jetzt auch bereit, zuzugeben, dass sie sich mit einem anderen getroffen hat, das allerdings nur aus Liebe zu – Dieter!
    Kai-Uwe ist nicht nur schwul, sondern auch in Dieter verliebt.
    Dieter versteht die Welt jetzt immer weniger und fordert unverzüglich lückenlose Aufklärung von Rosi.
    Rosi ist grundsätzlich dazu bereit und stellt klar, dass alles mit Dieters Unvermögen, ein Kind zu zeugen, begonnen hätte.
    Kai-Uwe bekennt, dass er für Dieter ohne Ausnahme alles tun würde.
    Dieter will endlich von Rosi wissen, mit wem sie ihn betrogen hat.
    Rosi eröffnet Dieter, dass sie schwanger ist und dass ihrem gemeinsamen Glück somit nichts mehr im Wege stünde.
    Kai-Uwe ergänzt, dass er für Dieter sogar mit einer Frau schlafen würde.
    Dieter will wissen, wie Rosi denn schwanger sein könne, wenn er doch angeblich zeugungsunfähig sei.
    Rosi erklärt, dass das auch stimme, sie aber nicht bereit gewesen sei, seine Unzulänglichkeit zum Stolperstein für ihr gemeinsames Glück werden zu lassen und deswegen einen raffinierten und selbstlosen Plan geschmiedet habe.
    Kai-Uwe verleiht seiner Hoffnung Ausdruck, dass Dieter das auch zu schätzen wissen werde.
    Dieter wird das alles jetzt endgültig zu viel, er will nur noch wissen, ob Rosi ihn betrogen hat, und er gibt an, gleich für nichts mehr garantieren zu können.
    Rosi erkennt den Ernst der Lage und versichert ihm, dass das, was sie getan hat, keineswegs als Betrug, sondern als Beweis ihrer Liebe zu ihm zu werten sei.
    Kai-Uwe schließt sich dem an, auch er hätte das nur aus Liebe zu Dieter getan.
    Dieter bekommt jetzt den Gesichtsausdruck eines Axtmörders.
    Dann endlich: Werbung.
     
    »Hört mir überhaupt jemand zu?«, jaule ich vorwurfsvoll auf.
    Sepia – das ist meine Freundin mit dem weißen Golf – hatte gerade Besuch von Sonja, einer anderen gemeinsamen Freundin von uns, als ich völlig aufgelöst bei ihr hineingeschneit bin, um ihr von der Katastrophe meines Lebens zu berichten.
    Und sollte es noch Diskussionen darüber geben, ob Frauen geistig in der Lage sind, zwei Dinge gleichzeitig zu tun, hier die Antwort: Ja, das sind sie definitiv, wir drei sind der lebende Beweis dafür.
    Auf jeden Fall können Frauen gleichzeitig so mitreißende Realityshows wie Das Geständnis gucken und sich währenddessen von einer besten Freundin berichten lassen, dass soeben ihr Lebensglück den Bach runtergegangen ist und sie daher ernsthaft einen theatralischen Suizid in Erwägung ziehe.
    Es ist wirklich verblüffend: Sepia und Sonja haben anscheinend jedes meiner Worte mitbekommen, obwohl sie ihre Augen die ganze Zeit über nicht vom Bildschirm haben lassen können. Und noch verblüffender: Selbst ich habe mitbekommen, dass es dem armen Dieter ähnlich ergeht wie mir.
    »Aber natürlich hören wir dir zu, Schätzchen«, sagt Sepia, während sie ihren sehnigen Arm um mich legt. Und wie als Beweis fragt sie nach: »Und die war noch nicht mal hübsch, sagst du?«
    »Nein, kein bisschen«, schniefe ich.
    »Da sieht man’s mal wieder: Männer! Die sind doch wirklich das Letzte«, sagt Sonja voller Grimm. »Was willst du jetzt machen?«
    »Weiß nicht … ihn verlassen natürlich«, sage ich traurig. »Ja, und dann … keine Ahnung.«
    Ich habe noch ein paar Tränen übrig, die bei der

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