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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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dafür steht aber die Tür zur Backstube offen und man kann zusehen, wie die Köstlichkeiten zubereitet werden. Es duftet betörend, und nachdem ich mich der Kellnerin gegenüber mit Händen und Füßen verständigt habe, mache ich mich mit Heißhunger über ein Croissant und anschließend ein Stück Apfelkuchen her, der mir förmlich im Mund zerläuft.
    Als ich die letzten Reste verdrückt habe und noch eine Tasse Kaffee trinke, lehne ich mich zufrieden zurück. Das hat gutgetan.
    Doch seltsam, irgendetwas fehlt.
    Ich muss kurz nachdenken, was das sein könnte, und dann fällt es mir ein. Ich angle mein Handy aus der Tasche und checke das Display. Das aber nichts anzeigt.
    Irgendetwas ist da mächtig faul.
    Weder Gerhard noch Honzo haben angerufen, und es sind auch keine Kurznachrichten von ihnen eingegangen. Anderthalb Tage sind bereits vergangen, seit es geschehen ist, und keiner von beiden hat mir irgendetwas zu berichten? Ein ungutes Gefühl beschleicht mich. Da muss doch etwas schiefgegangen sein.
    Ich überlege. Was soll ich tun? Honzo anrufen? Ich habe ja keine Ahnung, wie hoch die Tarife der monegassischen Telefonanbieter sind, aber übertriebene Bescheidenheit kann ich mir bei dem allgemeinen Preisniveau hier nicht vorstellen. Und der gute Honzo ist dazu auch noch geschwätzig wie ein altes Waschweib, der kann einen schon in den Konkurs treiben, wenn er nur über seine neuen Seidenstrümpfe reden will. (Wie er darin aussieht, möchte ich mir dabei gar nicht vorstellen.)
    Ah, ich hab’s. Ich werde ihm einfach eine SMS schicken, das kann nicht so teuer sein.
    Mit fliegenden Fingern tippe ich: Bin überrascht, noch nichts von dir gehört zu haben. Wie lief es mit Operation Kakadu? P.S.: Ruf nicht an! Weiß nicht, ob ich mir Telefonieren in Monaco leisten kann!
    So, erledigt. Jetzt weiß ich zwar auch nicht mehr als vorher, aber es gibt mir wenigstens das Gefühl, mich um die Angelegenheit gekümmert zu haben.
    Ich bezahle, und dann starte ich erwartungsvoll meine Entdeckungsreise. Ich habe Sonjas kleinen Reiseführer eingesteckt, und mein erstes Ziel soll der Jachthafen von Monte Carlo sein. Die Neugierde macht mich ganz kribbelig. Ich will endlich aus nächster Nähe sehen, was die Reichen tagsüber so treiben, ich will ein bisschen von ihrer Luft schnuppern, und wer weiß, vielleicht gelingt es mir ja, den einen oder anderen Promi zu erspähen, um dann später vor meinen Freundinnen damit angeben zu können.
    Und falls nicht, kann ich ja immer noch ein bisschen schummeln …

 
    9

     
    Reichsein schützt vor Alter nicht.
    Ich bin kein schadenfroher Mensch, ehrlich nicht, aber unter dem Aspekt der ausgleichenden Gerechtigkeit bereitet es mir doch ein wenig Genugtuung zu sehen, wie sich die alte Frau mit dem riesigen Koffer abmüht. Sie ist bestimmt schon an die achtzig – rein optisch könnte man ihr auch siebzig einräumen, aber die sind hier doch allesamt geliftet, also lege ich vorsichtshalber zehn Jahre drauf – und obwohl sie noch ganz rüstig wirkt, ist sie dem Gewicht ihres Koffers nicht gewachsen. Der steht auf einem Rollwagen, und den schiebt die alte Dame, oder besser: versucht ihn zu schieben, denn er hat sich an einem Steg verhakt, der vom Heck einer Jacht auf die Pier führt.
    Wozu ich anmerken muss, dass die alte Dame nicht ganz schuldlos an ihrem Stillstand ist, denn sie hätte diesen einen Steg, der zugegebenermaßen weit auf die Pier hinausragt, auch einfach umgehen können, indem sie zum Beispiel vorher mit dem Rollwagen eine kleine Kurve eingelegt hätte. Oder sie hätte warten können, bis ihr Chauffeur – ein verdächtig junger Bursche in dunkler Uniform mit gelgeglättetem Haar –, der vorhin mit einem zweiten Rollwagen Richtung Parkplatz entschwunden ist, zurückkommt, dann wäre sie gar nicht erst in diese verzwickte Lage gekommen.
    So aber, bedingt durch ihre Ungeduld und das krasse Missverhältnis zwischen Koffergewicht und Körperkräften, hängt sie jetzt an diesem Steg fest, und obwohl sie mit zunehmender Wut an dem Gepäckstück zerrt und zwischendurch auch wütend dagegen tritt, bewegt sich die Fuhre keinen Millimeter.
    Ich bin in einigem Abstand stehen geblieben und beobachte sie eine Weile, und als ich sehe, dass niemand sonst seine Hilfe anbietet, fasse ich mir ein Herz.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, frage ich, während ich an sie herantrete.
    Aus der Nähe sieht sie noch ein bisschen gebrechlicher aus, und offensichtlich macht ihr nicht nur das Gewicht ihres Koffers,

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