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Kim Schneyder

Kim Schneyder

Titel: Kim Schneyder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ich hab den Prinzen verzaubert! Hilfe
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unerbittlicher Strenge, und ich bin drauf und dran, loszulachen und »Ha, war bloß ein Witz!« auszurufen, als er nachschiebt: »Wow, das wusste ich gar nicht, du scheinst dich da ja echt auszukennen. Dann lass mal probieren.« Seine Hand schnappt nach der Coladose. »Hast du etwa beruflich mit solchen Dingen zu tun?«
    Mein Herzschlag beschleunigt noch einmal, ohne dass ich es mir anmerken lasse. Beruflich , das ist das Stichwort. Vielleicht kann ich ihn genügend beeindrucken, dass er mich seinen reichen und einflussreichen Freunden vorstellt. Vielleicht ist ja er schon mein Erstkontakt? Ich fasse es nicht.
    Sollte es so einfach sein?

 
    10

     
    »Dann musst du ja ganz schön Kohle machen«, nickt Bodo schwer beeindruckt.
    Ich habe ihm von meinem Beruf erzählt, und nachdem ich ihm in den buntesten Farben geschildert habe, was ein Persönlichkeitstrainer so alles draufhaben muss, hat er sichtlich Respekt vor mir. Eigentlich genau das Bild, das ich vermitteln wollte, wenngleich ich zu meiner beruflichen Situation in Wirklichkeit ein paar winzige Einschränkungen anfügen muss.
    Ich meine, natürlich stimmt es, dass es in meiner Sparte auch wirkliche Größen gibt. Das sind superclevere, wortgewandte Profis, die Seminare vor riesigen Firmenbelegschaften abhalten, dabei die Leute mit einem Haufen guter Ratschläge zudröhnen, bis die gar nicht mehr klar denken können, und dann noch einen Riesenzirkus mit den absurdesten Übungen veranstalten, und ihrem Selbstverständnis entsprechend lassen sich diese Profis dann auch fürstlich entlohnen.
    Bei mir jedoch liegt die Sache ein klein wenig anders, und das muss ich jetzt ganz kurz erklären.
    Von meinem beruflichen Werdegang her kann ich mich nicht gerade als Senkrechtstarter bezeichnen, was wohl daran lag, dass ich schon in meiner Jugend eine Vielzahl von Interessen hatte wie zum Beispiel … aber damit will ich Sie jetzt gar nicht langweilen. Jedenfalls habe ich mich mehr schlecht als recht durch mein Abi gemogelt und danach ein paar Lehrgänge in Sachen Bürotechnik absolviert – ich lernte also tippen. Anschließend hatte ich verschiedene Jobs, bis ich bei einem Autohaus landete – böse Zungen hätten behauptet als billige Tippse, ich nannte es Assistentin der Geschäftsführung.
    Dann kam mein Chef eines Tages auf die Idee, einen Motivationstrainer zu engagieren, einen dieser Supergurus, wie wir sie vorher nur vom Hörensagen kannten. Das war dann eine reichlich schräge Erfahrung. Wir mussten wie Hühner gackernd im Kreis rennen und uns gegenseitig in die Arme der anderen fallen lassen, und zwischendurch klopfte dieser Typ eine Menge flotter Sprüche, bei denen mir bis heute nicht begreiflich ist, wie man damit den Umsatz eines Geschäftes beleben soll. Der Witz an der Sache aber war, dass der Spuk keine drei Stunden dauerte, und dafür knöpfte dieses Motivationsgenie meinem Chef dann unbegreifliche fünftausend Euro ab.
    Da habe ich natürlich sofort Lunte gerochen, dieses ganze Gerede über Körpersprache, Gesprächstechniken, Verhandlungstaktiken und so weiter, das war bei mir auf fruchtbaren Boden gefallen. Konsequenterweise und sehr zur Überraschung meines Chefs kündigte ich noch am selben Tag, und die folgenden Monate vertiefte ich mich in Fachliteratur und verschaffte mir in einschlägigen Kursen die nötigen Zeugnisse, um mich von nun an als professionelle Motivations- und Kommunikationstrainerin ausweisen zu können.
    Dann begab ich mich auf die Jagd. Ich platzierte eine Reihe von Inseraten in diversen Wirtschaftszeitschriften, und es dauerte gar nicht lange, bis ich meinen ersten Auftrag an Land gezogen hatte: Ein Verkaufsseminar bei einem Waschmittelerzeuger mit über hundert Mitarbeitern, und als Honorar winkten stolze viertausend Euro. Nicht schlecht also für den Anfang, und ich sah mich damit unmittelbar vor meinem großen Durchbruch.
    Und jetzt kommt das Hässliche an der Geschichte.
    Um das Ganze effektvoller rüberzubringen, engagierte ich nämlich einen Bekannten von mir, Edgar, der war Übertragungstechniker bei einem Fernsehsender. Wir überlegten uns etwas ganz Besonderes für meinen großen Auftritt: Ich sollte auf der Bühne stehen, ausgestattet mit einem wahnsinnig coolen Headset, wie sie Geheimagenten in Filmen verwenden, dazu gab es mehrere Kameras, die jeden meiner Schritte verfolgten, und zur Steigerung meiner Bühnenpräsenz zusätzlich noch eine Riesenleinwand, von der herab ich das Publikum mit meinen Weisheiten förmlich

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