Kim Schneyder
einfacher, in Metern zum Beispiel?«
»Das brauchst du nur durch drei zu dividieren.«
»Durch drei? Das wären dann ja immer noch mehr als zwanzig Meter!«
»Stimmt.«
Wow. Wenn man die Scene it im Wasser liegen sieht, käme man niemals auf die Idee, dass sie die Länge eines stattlichen Einfamilienhauses hat.
Und Sonja kommt dann auch noch zur Kernfrage: »Und was kostet so etwas?«
»In der Ausstattung, mit GPS , Radar und dem ganzen Kram, so an die zwei Millionen«, antwortet Bodo locker.
»Euro?«, entfährt es mir.
»Klar, was denn sonst? Nettes Sümmchen, was?«
Während er das sagt, steht er mit in den Hosentaschen versenkten Händen da und grinst ganz lässig. Ein Weißwurst kochender Millionär, der noch dazu ziemlich süß aussieht, und ich habe ihn entdeckt! Meine Freundinnen geben sich zwar alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich weiß ganz einfach , dass sie neidisch sind.
»So, wollen wir dann essen?«, fragt er schließlich.
»Wie isst man die denn jetzt wirklich?«, fragt Sonja, als Bodo uns an Deck die dampfenden Köstlichkeiten auf die Teller legt.
Eine Frage, so alt wie die Weißwurst selbst. Manche meinen, man müsse sie ganz einfach schälen und dann in Scheiben schneiden, andere wiederum behaupten, man solle an der Oberseite einen Längsschnitt platzieren und dann Scheibe um Scheibe herauslösen, und echte Hardliner beharren darauf, dass man sie aussaugen müsse. Bodo ist einer von ihnen.
»In den Mund nehmen, mit den Lippen zusammendrücken und dann feste saugen«, erklärt er, dann wartet er darauf, dass wir seinen Rat befolgen.
Ja, das hätte er wohl gern.
Ich jedenfalls entscheide mich für die Oberseiten-Chirurgenschnitt-Lösung, auch auf die Gefahr hin, dass er mich für prüde hält. Er macht dann auch tatsächlich ein enttäuschtes Gesicht, und ich bin nur froh, dass Sonja ebenfalls darauf verzichtet und stattdessen ganz manierlich zu Messer und Gabel greift. So ist Sepia die Einzige von uns Frauen, die lustvoll an ihrer Wurst saugt, was aber in Sachen Konkurrenz nicht weiter ins Gewicht fällt, weil dabei die Adern an ihrem Hals Furcht einflößend hervortreten.
Jedenfalls schmeckt es hervorragend, und nachdem wir uns vollgestopft haben, versinken wir zufrieden in den weichen Sitzpolstern. Wir sind von Bier auf Verduzzo umgestiegen, und nachdem er eingeschenkt hat, wirft Bodo eine Süßstofftablette in sein Glas und schwenkt es ein paar Mal hin und her.
»Was machst du denn da? Ich dachte, das ist ein ganz besonderer Edelwein und von Natur aus süß«, wundert sich Sonja.
»Ja, gerade deshalb«, nickt er, dann erklärt er mit Kennerblick: »Um die Süße geht es dabei gar nicht, weißt du, sondern um die Aromastoffe. Der Süßstoff bringt sie erst richtig zur Geltung, die … Flavone … und die Fungizide und … äh, die ganzen anderen sowieso. Deshalb machen das neuerdings alle Experten so«, fügt er überzeugt hinzu.
Sonja und Sepia starren erst ihn an und dann mich, während ich gerade Diätcola in meinen Wein gieße.
»Was seht ihr mich so an?« Ich erwidere herausfordernd ihre Blicke. »Mir war das schon lange bekannt.«
Sonja setzt zu einer Frage an, aber Bodo hat jetzt seine Beine weit von sich gestreckt und sieht aus, als hätten Alkohol und Kalorien ihn vertrauensselig gemacht. Eine gute Gelegenheit also, um mehr über ihn zu erfahren.
»Erzähl uns doch lieber etwas über deinen Beruf«, wechsle ich daher schnell das Thema. »Wie macht man das überhaupt, Filme produzieren?«
Täusche ich mich, oder blinzelt er schon wieder überrascht? »Eigentlich möchte ich im Urlaub gar nicht über meinen Job reden«, versucht er auszuweichen.
Was natürlich nicht geht, sind wir doch drei Frauen. Bedeutet: personifizierte Neugierde mal drei.
Sonja nimmt meinen Ball prompt auf.
»Ach, komm schon, Bodo, so gemein kannst du doch nicht sein«, säuselt sie. »Im Filmgeschäft sein und uns nichts davon erzählen, das wäre seelische Grausamkeit.«
»Genau«, hakt auch Sepia mit etwas weniger Feingefühl ein. »Also raus damit: Was für Filme machst du so?«
Bodo beginnt sich jetzt regelrecht zu winden. Ich fasse es nicht.
»Na ja, alles Mögliche, von Kinofilmen bis hin zu Fernsehserien«, sagt er zögernd.
»Zum Beispiel?«, setzt Sonja nach.
Endlich scheint er sich einen Ruck zu geben.
» Verliebt in Berlin , zum Beispiel, und Gute Zeiten, schlechte Zeiten , und einige andere.«
»Echt, das machst du? Wahnsinn!«, sagt Sepia beeindruckt.
Bodo
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