Kim Schneyder
antworte ich zögerlich. Dann wende ich mich wieder meinen Freundinnen zu: »Wo wollt ihr überhaupt hin?«
»Wissen wir noch nicht«, antwortet Sepia. »Wir treffen uns um sieben auf der White Cloud , und alles Weitere können wir dann ausmachen.«
»Bleibt uns also noch der ganze Nachmittag«, meint Bodo. »Wollt ihr was trinken?«
»Au ja, ein Mineralwasser wäre toll, ich muss dringend Elektrolyte auffüllen«, sagt Sonja. »Und hast du auch Kaffee?«
»Sicher, was für einen willst du?«
»Einen Espresso, wenn möglich?«
»Geht klar.«
Auch ich habe Lust auf einen Kaffee, jetzt, wo ich wieder abgekühlt bin. Ich helfe Bodo in der Kombüse, dann sitzen wir auf dem hinteren Deck und halten Kriegsrat.
»Okay, und was unternehmen wir heute Nachmittag?«, frage ich, nachdem ich an meinem Cappuccino genippt habe.
Sonja und Sepia wechseln einen verschwörerischen Blick. Anscheinend haben sie schon etwas geplant.
»Wir dachten an eine Bootsfahrt«, rückt Sepia heraus.
»Eine Bootsfahrt?«, sage ich überrascht. Genau, stimmt ja, mit diesen Dingern kann man ja auch fahren und nicht bloß darauf herumsitzen. Merkwürdig eigentlich, dass ich noch nicht selbst darauf gekommen bin. »Gute Idee! Was meinst du, Bodo?«
Bodo scheint jedoch nicht sonderlich begeistert zu sein.
»Ich weiß nicht«, sagt er widerstrebend. »Es ist ein ziemlicher Aufwand, bis man aus dem Hafen raus ist, und ich schätze, von euch hat auch keine Erfahrung mit Ab- und Anlegemanövern, oder?«
»Wir meinten doch nicht deine Jacht«, schüttelt Sonja den Kopf. »Sepia und ich sind vorhin an einem Büro vorbeigekommen, in dem man Schiffsfahrten buchen kann.«
»Aber wieso sollen wir eine Schiffsfahrt buchen, wenn wir doch selbst eine Jacht haben?«, bringe ich als Gegenargument vor. Kaum habe ich das ausgesprochen, kommt es mir auch schon merkwürdig vor, hat es doch so geklungen, als würde die Scene it auch mir gehören . Glücklicherweise scheint es niemandem aufgefallen zu sein.
»Aber bei diesen Ausflugsbooten kann man unter Wasser sehen «, erklärt Sonja ganz begeistert. »Die haben Fenster im Bug, durch die kann man sich die Unterwasserwelt ganz bequem aus der Moby-Dick-Perspektive angucken.«
»Ach, so was meint ihr.« Mir sind die Plakate auch schon aufgefallen, aber besonders viel verspreche ich mir ehrlich gesagt nicht davon.
Seltsamerweise ist Bodo jedoch von diesem Vorschlag auf einmal ziemlich angetan.
»Das ist eine super Idee. Diese Fahrten sind echt interessant, das solltet ihr unbedingt machen«, schwärmt er regelrecht und nickt mir dabei aufmunternd zu.
»Wieso ihr? Kommst du nicht mit?«, frage ich verwundert.
»Nein, das geht leider nicht. Ich würde ja gerne, aber ich muss am Nachmittag noch ein paar wichtige Telefonate führen, geschäftlich, du verstehst?«, betont er mit ernster Miene.
Oh, darum geht es. Also, damit habe ich überhaupt kein Problem. Im Gegenteil, ich habe sogar vollstes Verständnis dafür. Irgendwie muss man seine Millionen schließlich auch verdienen, nicht wahr, und besonders wichtig ist dabei, dass der Partner das auch akzeptiert. Mit mir gäbe es diesbezüglich absolut keine Probleme, ich betrachte das sogar als einen wesentlichen Grundstein für eine harmonische Beziehung.
»Also gut, dann kümmere du dich mal schön um deine Geschäfte«, lächle ich betont großmütig. »Und wir sehen inzwischen zu, dass wir Neptun vor die Linse kriegen.«
Was natürlich nicht wörtlich gemeint ist.
Umso überraschter bin ich, als wir kurze Zeit später genau dazu Gelegenheit bekommen.
Sardinen haben es gut in ihren Dosen.
Die haben vergleichsweise viel Platz, weil die Erzeuger von Fischkonserven die Nettofischeinwaage niedrig halten, indem sie ihre Dosen größtenteils mit Pflanzenöl auffüllen, zudem werden sie von ihren Sitznachbarn nicht vollgelabert, weil die erstens tot und zweitens Fische sind, und drittens: Fische schwitzen nicht und haben keinen Mundgeruch.
Also nicht so wie der voluminöse Mann, der mich derart vehement an die Seitenwand des Ausflugsbootes quetscht, dass ich fürchte, die würde jeden Augenblick nachgeben. In meinem Oberstübchen beginnt sich ein hartnäckiger Gedanke festzusetzen: Ein Boot ist bekanntlich so konstruiert, dass es dem Wasserdruck von außen standhalten kann, aber haben die Konstrukteure auch an den Fettdruck von innen gedacht?
Das Übel dabei ist, dass ich einen Außenplatz erwischt habe. Im ersten Moment ein Glück, für das ich auch
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