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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Unterholzes, wehte durch den Wald. Die Bäume zu beiden Seiten standen dicht beieinander. Das Gras zu ihren Füßen war zerzaust und wirr, stand aber so hoch, dass es sich um die untersten Zweige wand und grüne Vorhänge bildete.
    Ich lauschte. Zunächst war es absolut still, bis sich die Welt nach und nach in ein leises Knistern und Schwirren auflöste. Keine menschlichen Geräusche. Während ich mich umsah, hatte ich das Gefühl, der einzige Mensch auf Erden zu sein.
    Ich ging ein kleines Stück die Straße zurück, trat gegen den Asphalt auf der Suche nach dem, was das Geräusch verursacht hatte. Es dauerte nicht lange, bis ich es gefunden hatte – sie gefunden hatte. Hunderte kleiner weißer Wachspastillen lagen auf der Straße verstreut.
    Ich hockte mich nieder. Die Autoreifen hatten einen großen Teil des Wachses zu einem Band verschmiert, während der Rest allmählich anfing, in der Morgensonne dahinzuschmelzen. Als wäre Kleber auf den Asphalt aufgetragen worden.
    Er wartet am Straßenrand , fiel mir wieder ein.
    Vielleicht winkt er Autos heran und gibt vor, Hilfe zu brauchen.
    Vielleicht wirft er Radfahrer einfach um.
    Ich richtete mich rasch wieder auf. Alles um mich herum wirkte ruhig und friedlich.
    Ein oder zwei Minuten später hatte ich die Stelle gefunden, an der sich das Wachs ergossen hatte und wo es zu dem Unglück gekommen sein musste. Lewtschenko musste aus der Gegenrichtung gekommen sein, auf dem Rückweg vom Lager, und kurz hinter der Stelle vom Rad gefallen sein, an der ich angehalten hatte. An der Stelle dürfte auch das Fahrrad über die Straße gerutscht sein, so dass sich das Wachs über den Belag ergossen hatte. Ich stellte mir das Geräusch von Reis vor, der in einen Metalltopf gegossen wird.
    Vom Fahrrad selbst keine Spur, aber das hätte sich im Unterholz neben der Straße leicht verstecken lassen. Dafür hätte der Killer schon gesorgt. Nicht aber das Wachs. Daran hätte er nicht viel ändern können. Davon war zu viel da. Vielleicht hatte er sich gedacht, dass es sich rechtzeitig auflösen würde, was ja auch schon geschah.
    Vielleicht hatte er es aber auch gar nicht bemerkt.
    Mit einem unguten Gefühl und voller Anspannung ging ich zum Wagen zurück. Alle Sinne auf den Wald zu beiden Seiten gerichtet. Er wirkte verlassen. Tot. Trotzdem griff ich unter meine Jacke und öffnete das Pistolenholster. In all den Dienstjahren hatte ich meine Waffe nie einsetzen müssen. Nicht ein einziges Mal. Und ich zog sie auch jetzt noch nicht. Noch nicht.
    Okay.
    Was jetzt?
    Das Funkgerät lag auf dem Beifahrersitz im Auto. Ich holte es heraus, hakte es am Gürtel fest und schloss den Wagen ab. Vernünftig und richtig war es, die Kollegen zu rufen. Die Leute von der Soko wären nicht begeistert, wenn ich noch mehr zertrampeln würde, als ich es schon getan hatte.
    Ich lauschte. Nichts. Kein menschliches Geräusch. Es herrschte eine trügerische Stille.
    Erst mal umsehen.
    Ich ging die Straße auf und ab und suchte nach einer Stelle, wo ich am besten in den Wald kam. Auf den ersten Blick konnte ich keine entdecken, also beschloss ich, dort anzufangen, wo sich das Wachs ergossen hatte. Etwa dort musste Lewtschenko überfallen worden sein, und der Killer hatte den halb bewusstlosen Mann sicher nicht lange über die Straße ziehen, sondern möglichst schnell beiseiteschaffen wollen.
    Der Waldboden gab unter meinen Schuhen knackend nach, während ich mich mehr mit den Schultern als mit den Händen durch das Gestrüpp arbeitete. Ein kleines Stück weiter war das Gras heruntergetreten, und ich entdeckte Blut auf einer gefächerten Blattspreite. Mir drehte sich der Magen um. Mein Herz begann zu rasen, und ein Prickeln überzog meinen Körper. Vor meinem geistigen Auge sah ich es schon. Hier hatte der Killer Lewtschenko abgelegt, bevor er zurück auf die Straße gelaufen war, um das Rad zu holen.
    Von dem aber war weit und breit immer noch nichts zu sehen. Vermutlich hatte er es zusammen mit seinem Opfer tiefer in den Wald geschleppt.
    Ich machte einen weiten Bogen um das Blut und arbeitete mich vorsichtig durch das Unterholz voran, darauf bedacht, die Äste möglichst geräuschlos zur Seite zu biegen.
    Kurz vor mir öffneten sich die Bäume zu einer Art Lichtung. Der Boden war von Buckeln übersät, als wäre dort bergeweise etwas abgelegt und allmählich überwuchert worden. Hier und da lugte Schrott aus dem Mulch hervor. Die rostige Ecke einer Waschmaschine, das Gummi hing lose im Rahmen ihres riesigen,

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