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Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition)

Titel: Kind des Bösen: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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ich.«
    Ich drückte die Verbindung weg, hakte das Funkgerät wieder ein und ging durch die Lichtung zur Straße zurück. In dem Augenblick, als ich dort ankam, vernahm ich ein Knacken im Unterholz rechts neben mir und blieb wie angewurzelt stehen.
    Ich lauschte und spähte zwischen den Bäumen hindurch.
    Nichts.
    Draußen auf der Straße betüpfelte die Sonne den Asphalt, das Licht flimmerte, als die Brise das Blätterdach in Bewegung versetzte. Das Rückfenster meines Wagens blendete, das Dach dampfte etwas in der Hitze.
    Es war so friedlich hier. Wüsste man es nicht besser, würde man nicht im Traum auf die Idee kommen, dass nur ein paar Meter entfernt Menschen auf bestialische Weise umgebracht worden waren. Die Szene hatte sich mir eingebrannt. Und während ich dastand, verspürte ich einen pochenden Schmerz. Ein schwarzes Loch, verborgen zwischen den Bäumen.
    Was hatte jemanden dazu gebracht, so etwas zu tun? Wenn man den Briefen Glauben schenkte, gab es einen Grund – ein Muster, das es zu suchen galt –, die Wirklichkeit war aber eine andere. Also mussten die Briefe eine Lüge sein. Schon allein die Szene hinter mir im Wald war nicht das Produkt rationalen Denkens. Das dahinten war nicht das Werk eines gesunden Menschen: nacheinander seine Opfer in eine übelriechende Grube zerren, um ihren langsamen, qualvollen Tod zu filmen. So handelt keine Person, die einen Code erstellt und der Morde nichts bedeuteten. Nein, das war das Werk eines Mannes, der das Leiden genießt und Kraft daraus gewinnt. Keinesfalls jemand, dem der Tod gleichgültig war. Es war jemand, der sich daran ergötzte.
    Und das passte nicht zusammen.
    Ich sah Lewtschenkos ausgelöschtes Gesicht vor mir. Hatte ich wieder versagt? So fühlte es sich an. Aber es war nicht nur das. Es war ein Zufall, dass er hier unter den anderen Opfern lag, und trotzdem … fühlte es sich nicht so an. Wieder hatte ich dieses vertraute Gefühl, dass irgendwo im Verborgenen ein Getriebe arbeitete: Rädchen unter der Oberfläche der Welt, die sich drehten und sich verstellten. Als wäre alles, was sich ereignet hatte, aus einem Grund passiert, den ich nicht erkannte und vielleicht auch nie erkennen würde …
    Mit einem Mal hörte ich es.
    Das Geräusch eines Motorrollers aus der Ferne.
    Ich trat zurück in die Baumreihe und lauschte. Das Herz pochte mir in den Ohren. Der Roller näherte sich aus der Richtung der Stadt und schien noch ein Stück entfernt zu sein. Ich griff nach der Waffe unter meiner Jacke, ohne sie herauszuziehen.
    Ich ließ meine Hand dort.
    Vielleicht war es auch nichts.
    Ich hielt mich im Unterholz verborgen, arbeitete mich ein kleines Stück in die Richtung vor, aus der das Fahrzeug kam, bis ich einen Baum am Straßenrand fand, hinter dem ich mich verstecken konnte. Das Geräusch wurde lauter.
    Ich spähte hinaus.
    Etwa hundert Meter von mir entfernt legte sich der Roller leicht auf die Seite, als der Fahrer die Straßenbiegung ausglich, durch die er jetzt kam. Er fuhr schnell: Der Motor klang wie ein aufgebrachter Mückenschwarm. Der Fahrer war ein Mann, schwarz gekleidet, mit schulterlangem braunem Haar, das vom Fahrtwind nach hinten geweht wurde. Das Gesicht konnte ich nicht genau erkennen, aber der Roller war knallrot.
    War es der von Kate Barrett?
    Wie war doch gleich das Nummernschild? Ich konnte mich nicht erinnern – und dann doch. Ein Teil jedenfalls. F765 und noch was. Mehr fiel mir nicht ein. Die Zahlen wurden kleiner.
    Ich trat auf die Straße hinaus.
    Sah: F765 …
    Die eine Hand noch in der Jacke, streckte ich die andere aus.
    »Halt! Polizei!«
    Natürlich sah er mich – kaum zwanzig Meter von mir entfernt –, und ich sah, wie er mich erschrocken anstarrte, sah, wie er sich auf den Lenker gestützt nach hinten lehnte, als hätte jemand mit den Fingern geschnippt und ihn in Hypnose versetzt. Ich erkannte, dass er noch jung war. Aber vielleicht irrte ich mich auch – jedenfalls ließ er sich wieder auf den Sitz nieder, beschleunigte und kam grimmig entschlossen auf mich zu.
    Scheiße.
    Ich zog die Waffe, so schnell ich konnte, hatte aber keine Zeit mehr, sie mit beiden Händen zu greifen: Ich feuerte einfach drei Schüsse mit einer Hand auf den Roller ab, hörte den Knall des platzenden Vorderreifens, das Scheppern der Kugel auf dem Metall. Dann duckte ich mich zur Seite weg. Doch es war zu spät. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich das Zweirad auf der Seite liegen und einer Sense gleich auf mich zukommen. Schon wurden

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