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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und trat über den Wartungssteg hinweg zu dem Wesen, die Drohne blieb dicht über ihm. »Kommen Sie, Präfekt«, sagte er, und seine Stimme kam aus dem Innern von Tahlons Membran. »Sehen wir uns den Besucher aus der Nähe an.«
    Die Drohne – und durch sie die beiden Magister des Granville-Systems – wachte über El'Kalentar und ihn, aber trotzdem nahm Tahlons Unruhe immer mehr zu. Für ein oder zwei Sekunden zog er in Erwägung, seine Emotionen ganz abzuschalten, aber er wusste aus Erfahrung, dass völlige Gefühlsneutralität seine Wahrnehmung beeinträchtigte. Auf halbem Weg zu dem Geschöpf sah er nach oben und wollte nach den Kampfschiffen Ausschau halten, die am Filigran wachten, doch sofort zog der Weber seinen Blick auf sich: ein jetzt riesig wirkendes Spinnenwesen, zwischen den Fäden und Strängen des Filigrans, ein totes Monstrum, einst von den Incera gesät, wie es in den Legenden der Enha-Entalen hieß. Im Leben, noch vor einer Woche, hatte es sich in die Struktur von Raum und Zeit gefressen, und durch die dabei entstandenen Löcher waren Raumschiffe über Hunderte und Tausende von Lichtjahren hinweggesprungen. Inzwischen lief der gesamte interstellare Verkehr über das Nebenfiligran beim heißen Gasriesen Dawwro.
    Tahlon senkte den Blick wieder, starrte ins dunkle Maul des Wurmlochs und fragte sich, was geschehen würde, wenn er sich vom Wartungssteg abstieß und in den dunklen Tunnel sprang. Wo und wann würde er auf der anderen Seite erscheinen? Vielleicht mitten in einer Schlacht? Eine seltsame Anziehungskraft schien von dem dunklen Rachen auszugehen und an ihm zu zerren, und für einen Moment befürchtete Tahlon, dass etwas anderes, was auch immer, die Kontrolle über ihn an sich reißen und ihn veranlassen konnte, wider alle Vernunft zu springen.
    Nur zwei Meter von dem Geschöpf entfernt blieb El'Kalentar stehen und holte etwas aus einer Tasche seiner türkisblauen Kombination. Er hob die Hand, und glitzernder Staub löste sich von ihr, tanzte über die gepanzerte Kreatur hinweg. Tahlon vermutete, dass es sich um Wolken aus Nanosensoren handelte.
    Das Wesen war mehr als vier Meter lang und schien der Fantasie eines kranken Bioingenieurs entsprungen zu sein, der Larven, Würmer, Hornissen und verschiedene Echsenarten zu einem vier Meter langen und zwei Meter dicken Ungetüm kombiniert hatte. Mehrere unterschiedlich lange Beine und einige überraschend dünne, zerbrechlich wirkende Arme ragten aus dem Leib, dessen Haut hornig und borkig aussah, wo die Platten der Panzerung ihn nicht ganz bedeckten. Wie bei einem fraktalen Muster bestanden diese Segmente ihrerseits aus kleineren Segmenten, und auf diese Weise setzte sich die Struktur bis in den mikroskopischen Bereich fort, wie Akir Tahlon mit seinen visuellen Erweiterungen feststellte. An einigen Stellen saßen die Platten locker; an anderen waren sie fest mit dem Körper verwachsen. Verschiedene Gegenstände, deren Zweck Spekulationen überlassen blieb, wiesen ebenfalls direkt Verbindungen mit dem Leib auf und erinnerten Tahlon an die Werkzeugorgane, die sich manche mechanischen Zwitter wachsen ließen. Der Kopf saß fast übergangslos auf breiten, runden Schultern, mit drei spitzen Dornen in der Stirn, einem wulstartigen Augenband darunter und einer Mundöffnung mit scharfkantigen Zähnen. An einer Brustplatte direkt neben der Schiene bemerkte Tahlon einige Gegenstände, festgehalten von einem Gürtel mit Taschen, in denen kleine Objekte steckten.
    Die glitzernden Wolken der Nanosensoren huschten über das Geschöpf, und El'Kalentar sagte: »Es sind mehrere Wesen, vermutlich während des Transits zu einem verschmolzen. Das Geschöpf kam mit hoher Geschwindigkeit aus dem Wurmloch und flog direkt auf die Schiene zu. Vermutlich war es bereits tot, als es durchbohrt wurde.«
    Tahlons Blick kehrte zur dunklen Öffnung des Wurmlochs zurück, und für einen Sekundenbruchteil sah er darin ein Flackern, das einen Teil der Dunkelheit ver jagte und ihm die Konturen eines Raumschiffs zeigte, bestehend aus Dutzenden von keilförmigen Elementen, zwischen denen sich goldene Bögen spannten. Glühende Punkte lösten sich von ihren Spitzen, kamen näher, schwollen an …
    Erneut flackerte es, und das fremde Schiff verschwand in der Dunkelheit.
    Die Drohne schwebte direkt neben El'Kalentar, als er sich den Kopf des Wesens ansah. »Kennen Sie die Geschichte von Rom?«
    »Exzellenz?«
    »Ich bin auf der Alten Erde gewesen,

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