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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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herunter und richtete einige zirpende Worte an Leandra, die klangen wie: »Dassssind. Kprbauer. Helfen vielleicht euch.«
    Esebian streifte die Riemen ab, kletterte aus dem Sattel und beobachtete, wie Leandra zu dem Xiri trat, kurz die Hand auf den nach oben geneigten Teil des Zentralleibs legte und etwas murmelte. Malgralks Antwort bestand aus glucksenden und zirpenden Lauten, und dann pfiff er, was die Chilopoden veranlasste, sich umzudrehen und mit trippelnden Bewegungen nach draußen zu gleiten.
    Leandra deutete zum Zugang der zweiten Kugel, aus der gelbliches Licht fiel. »Dort.« Sie kam näher. »Soll ich dich stützen?«
    »Nein«, sagte Esebian, obwohl er sich noch immer sehr schwach fühlte. Was war mit seinen Konverterzellen los? Wieso luden sie sich nicht auf? An Leandras Seite wankte er dem warmen Licht entgegen und sagte leise: »Wenn der Bioingenieur Verdacht schöpft, wenn er die Observanten verständigen will …«
    »Keine Sorge. Das werde ich verhindern.« Sie schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, und er fragte sich, warum sie sich so bereitwillig zu seiner Komplizin machte. Sie war jung, so jung, und dem Mörder eines Unsterblichen zu helfen … Damit verbaute sie sich die Zukunft. Andererseits: Sie kam aus den Gemischten Gebieten, und deshalb standen ihr ohnehin nicht viele Wege offen.
    Die nächste Kugel enthielt ein Laboratorium, das eine Mischung aus Modernem und Archaischem präsentierte. Direktoriatsgeräte summten und surrten neben gläsernen Behältern mit bunten, fluoreszierenden Flüssigkeiten. An mindestens zwei Stellen brannten kleine, offene Feuer unter Keramikgefäßen, in denen es laut blubberte, und ganz auf der linken Seite, in einem offenbar mit Schirmfeldprojektoren ausgestatteten Alkoven, glühten die kontrollierten Reaktionen eines nuklearen Ofens – mit einem geeigneten Interface hätte Esebian seine Konverterzellen dort innerhalb weniger Sekunden vollständig aufladen können.
    »Willkommen, willkommen«, trillerte eine Stimme, und es näherte sich ein Chisnall, beziehungsweise ein Geschöpf, das einmal ein Chisnall gewesen war. An den ursprünglichen Avianen erinnerten nur noch das Vogelgesicht mit dem krummen Schnabel und die auf dem Rücken über der Instrumentenjacke zusammengefalteten ledrigen Flügel. Der Rest des Körpers bestand aus Komponenten verschiedener Spezies, vereint in einer Kombination, die dem Bioingenieur ästhetisches Vergnügen bereitete oder vielleicht individuellen praktischen Zwecken diente. In der rechten Hälfte des Rumpfes ersetzte eine durchsichtige Kristallschicht die Federhaut, und darunter zeichneten sich Muskelgewebe, Eingeweide, Blutgefäße und Sehnenstränge ab, zwischen denen Esebian die wurmartigen Kolonien von Nanomaschinen bemerkte. In der linken Hälfte bestand die Haut aus roten und dunkelgrauen Schuppen, vermutlich Merkmale verschiedener Reptilienspezies. Das Geschöpf ging auf zwei mechanisch verstärkten, nach vorn sich abwinkelnden Stelzbeinen, die bei jedem Schritt leise knirschten. Zu beiden Seiten des Halses wuchsen dünne Arme aus den Schulteransätzen, die ebenso ledrig wirkten wie die Flügel, aber bestimmt aus einer anderen biologischen Konfiguration stammten. Die langen, dünnen Finger eigneten sich vermutlich gut für präzise feinmechanische Arbeiten.
    Wieder trillerte der Chisnall, und mit einer Verzögerung von nur einem Sekundenbruchteil ertönten Interlingua-Worte aus dem Artikulator am Kragen der Instrumentenjacke. »Malgralk hat Sie mir angekündigt. Ich bin Cambero, Erbauer von Körpern. Was wünschen Sie? Wie kann ich zu Diensten sein?«
    »Ich möchte mein Erscheinungsbild verändern«, sagte Esebian, der sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Die Schwäche beunruhigte ihn immer mehr; er musste schwerer verletzt gewesen sein, als er bisher angenommen hatte. »Außerdem brauche ich einen neuen linken Arm. Und meine Erweiterungen … Sie funktionieren nicht mehr.«
    Die Knopfaugen des Chisnall musterten ihn.
    »Ich hatte einen Unfall«, sagte Esebian.
    »Ein Unfall, ja, ein Unfall«, zwitscherte der Bioingenieur, ohne Esebians Erklärung infrage zu stellen. »So was kann passieren. Kommen Sie, kommen Sie.« Er stakste durch den Mittelgang zur anderen Seite des Laboratoriums, und Esebian und Leandra folgten ihm. Sie kamen an zischenden und brummenden Gerätschaften vorbei und an einem großen gläsernen Schrank. Er enthielt Dutzende von Gewebekulturen, und Esebian begann zu ahnen, was es mit Cambero auf

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