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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Finger am Abzug steckte, war wer weiß wo, auf jeden Fall weit entfernt, und es ist dir trotzdem gelungen, Einfluss auf ihn zu nehmen. Oder du hast die energetischen Strukturen des Avatars verändert.«
    »Wovon redest du da, Esebian? Ich wollte nur nicht, dass er dich tötet …«
    »Das Verfahren auf Oxnam … Es war kein Zufall, dass du ebenfalls auf jenem Planeten warst. Du bist mir gefolgt. Und der Prozess, vielleicht wolltest du damit nur meine Aufmerksamkeit wecken.«
    Der Transferitor, dachte er. Sie hat die Felsvilla erreicht, ohne den Transferitor oder ein Fahrzeug zu benutzen. Wie weit gehen ihre Fähigkeiten?
    Er durchbohrte Leandra mit seinem Blick, auf der Suche nach Wahrheit. »Du kommst aus den Gemischten Gebieten?«
    »Wie du«, sagte sie fast trotzig.
    Esebian erinnerte sich daran, dass sie bei ihrer ersten Begegnung kurz über die Gemischten Gebiete gesprochen hatten, und darüber, dass ihren Bewohnern die Unsterblichkeit verwehrt blieb – die Magister wollten es so. Leandra hatte sich darüber gewundert und so getan, als wüsste sie nichts davon.
    »Du bist einer von uns«, fügte Leandra hinzu. »Und doch auf dem Weg zur Unsterblichkeit.«
    »Geht es dir darum?«, fragte er leise. »Suchst du nach einem Weg zu den Hohen Welten?«
    »Ich suche nach einem Weg aus der Einsamkeit, Esebian. Ich möchte nicht mehr allein sein.«
    Es klang ehrlich, fand er. Aber sie hatte immer ehrlich geklungen.
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie einer der leise zirpenden Schemen näher kam. Jetzt ist es zu spät , flüsterte Caleb in ihm. Du hättest sie töten sollen, als du Gelegenheit dazu hattest.
    Sie kann uns helfen , erwiderten Gunder und Talanna gleichzeitig. Mit ihren besonderen Fähigkeiten. Wir müssen uns regenerieren und brauchen einen sicheren Unterschlupf.
    Ein seltsames Geschöpf erschien im Schein der chemischen Lampe. Ein Dutzend mehrgelenkige und fingerartig gekrümmte Knochenbeine gingen von einem zentralen Körper aus, der wie ein in der Mitte leicht zugeschnürtes Ei wirkte und auf der einen Seite nach oben geneigt war. An der höchsten Stelle zeigte sich eine braunschwarze schnabelartige Erweiterung, und darüber bildeten vier Augen einen glitzernden, türkisfarbenen Bogen, gesäumt von orangeroten Sinneslamellen. Unter dem Schnabel gab es eine Reihe von kleinen Öffnungen, aus denen die zirpenden Laute kamen. Mit ausgestreckten Beinen wäre das Wesen etwa zweieinhalb Meter breit gewesen, und ganz aufgerichtet hätte es Esebian bis zur Brust gereicht.
    »Das ist der Xiri, der ein bisschen von unserer Sprache versteht«, sagte Leandra. »Er heißt Malgralk, wenn ich den Namen richtig verstanden habe.«
    Das Geschöpf trippelte auf seinen zwölf Beinen heran, und etwas, das Esebian bisher für ein um die zweite Hälfte des eiförmigen Zentralleibs geschlungenes Seil gehalten hatte, entrollte sich und wurde zu einem Tentakelarm. Er streckte sich ihm entgegen, und das Ende vollführte kreisende Bewegungen dicht vor seinem Gesicht.
    »Du erholt?«, zirpte Malgralk. Die Eihälfte mit dem »Gesicht« kam etwas weiter nach oben, und der Tentakelarm deutete auf den Verband an der linken Schulter. »Steifer Arm … noch immer fehlt. Nicht wachsen nach?«
    Esebian musste genau hinhören, um in dem Pfeifen und Zirpen Worte zu erkennen. Er warf einen Blick auf den Verband, sah dann an sich herab. Die Kleidung war zerrissen und an mehreren Stellen versengt. Kandidatenabzeichen fehlten, und das war gut so.
    »Nein, ich habe mich nicht gut erholt«, brummte Esebian. »Und mein Arm wächst leider nicht von allein nach. Dazu brauche ich die Hilfe von Bioingenieuren. Leandra … Mach ihm klar, dass ich die Hilfe eines Bioingenieurs benötige, auch für meine Erweiterungen. Und anschließend müssen wir von Hadadd verschwinden.« Wir? , fragte Caleb. Esebian achtete nicht auf ihn. »Aber nicht durchs Filigran. Dort würden uns die Observanten erwischen. Wir brauchen ein interstellares Schiff.«
    Während Leandra sich an Malgralk wandte und Esebians Anliegen mit einfachen Worten wiederholte – wobei es, wie er vermutete, gar nicht auf die Worte ankam, sondern auf die Bilder oder was auch immer, das ihre mentalistischen Gedanken in das Bewusstsein des Xiri übertrugen –, rief er sich in Erinnerung, was es mit diesen Geschöpfen auf sich hatte und was sie von ihnen erwarten konnten. Was wissen wir über die Xiri?, fragte er, und eine Stimme ohne Namen erwiderte: Es sind die Ureinwohner von Hadadd.
    Die Xiri galten

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