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Kinder der Ewigkeit

Kinder der Ewigkeit

Titel: Kinder der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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erreichte.
    »Hör auf damit!«, stieß er hervor. »Verdammt, hör auf damit!«
    Leandra presste die Lippen zusammen, und Esebians Benommenheit verflüchtigte sich. Heißer Schmerz brannte plötzlich in seinem Bauch, aber er achtete nicht darauf, gab Caleb einen mentalen Stoß, der ihn zu Evan Ten-Ten, Talanna und den anderen zurückschickte; auch Yrthmo war wieder unter ihnen. Dann sagte er:
    »Pilot an Barke.«
    »Barke hört.«
    »Medizinischer Notfall. Das Leben eines Kandidaten ist bedroht. Sofortiger Transit erforderlich.«
    Ein oder zwei lange, quälende Sekunden verstrichen.
    »Bitte nennen Sie das Ziel.«
    »Gevedon im Akery-System«, sagte Esebian sofort.
    Das Summen wurde lauter, als der Sprunggenerator Energie aufnahm. Mit einem kurzen, kaum wahrnehmbaren Ruck löste sich die Barke vom Gravitationsanker. Esebian lag noch immer auf dem Boden und hätte den Kopf heben und drehen müssen, um die Darstellungen der Displayfelder zu sehen. Doch dazu fühlte er sich zu schwach. Ein Teil von ihm versuchte, den Schmerz auf Distanz zu halten, und der andere stellte sich vor, wie das Beiboot ins Wurmloch des Filigrans fiel.
    »Bestätigung«, klang es aus dem Artikulator. »Ziel erkannt und programmiert. Transit erfolgt jetzt .«
    Danke, Yrthmo, dachte Esebian, schloss die Augen und rang mit dem Schmerz.

 
31
     
    »Ich fühle mich blind und taub«, klagte Esebian. »Wie kann man nur ohne Erweiterungen zurechtkommen?« Er verharrte neben einem Steg, der zu einem der breiten Wege führte, die sich in langen Kurven durch die Wabenstadt wanden. Sterne glitzerten am dunklen Himmel über der Metropole, die in dieser Nacht nicht schlief – irgendwo dort oben umkreiste die Gramza den Planeten Gevedon, Teil eines Schwarms, der aus Tausenden von Barken, Orbitalspringern und kleinen autonomen Schiffen bestand. Zum Glück war dies eine Welt der Enha-Entalen; hier fiel das Beiboot des interstellaren Transporters niemandem auf. Es war Esebian und Leandra nicht weiter schwergefallen, sich dem Personenverkehr zwischen den großen Orbitalstationen, die als Sprungbrett zum Filigran dienten, und Gevedon hinzuzugesellen und auf diese Weise den Planeten zu erreichen. Die nächsten Welten des Direktoriats waren Dutzende von Lichtjahren entfernt – und mit ihnen die Observanten, die nach dem Mörder eines Unsterblichen Ausschau hielten.
    Auf den von der Wabenstadt umschlungenen dreizehn Tafelbergen brannten Nachtfeuer bei den Oktaedern der Prinzipalinnen. Zahlreiche Einheimische und Besucher von Außenwelt waren unterwegs, viele in Gruppen, die den Vorträgen von Enha-Entalen lauschten und sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen ließen. Hinzu kamen mobile Kunstwerke, die auf Gravpolstern durch Lücken zwischen den Wabenbauten schwebten, mit Artikulatorstimmen auf sich aufmerksam machten oder das helle Licht der Lampen fast ganz für sich allein beanspruchten. An den großen und kleinen Erlebnisbrunnen, aus denen Dutzende oder gar Hunderte von Stimmen gleichzeitig flüsterten, hatten sich zahlreiche Enha-Entalen eingefunden und lauschten alten und neuen Geschichten. In den Flugkorridoren über der Stadt wimmelte es geradezu von Panoramaplattformen und Atmosphärenspringern, und bunte Lichter tanzten zwischen ihnen. Wildes, fröhliches und erwartungsvolles Chaos herrschte in der Stadt: In nur einer Stunde würden die dreizehn Prinzipalinnen die Tafelberge verlassen und mit ihrem Hochzeitsflug beginnen.
    Esebian lehnte sich müde an die Wand eines Gebäudes. Das laute Durcheinander war ihm unangenehm, doch gleichzeitig wusste er es zu schätzen, denn es ermöglichte Anonymität.
    »Wir sollten den sicheren Ort aufsuchen, von dem du gesprochen hast«, sagte Leandra. »Dort kannst du neue Kraft schöpfen.«
    »Zuerst warnen wir Lukas. Es ist nicht mehr weit.« Esebian stieß sich von der Wand ab, und die Menge nahm sie wieder auf, trug sie über den Steg zum breiten Weg und vorbei an einem der vielen Türme aus Rosenquarz, Kalk und Stahlkomposit, über dessen Port besonders dichter Flugverkehr herrschte. Sie erreichten das Viertel der Stadt, in dem viele Außenweltler wohnten, und es dauerte nicht lange, bis Esebian am Rand eines kleinen Platzes Lukas »Laden« sah. Licht brannte darin, wie in allen anderen Geschäften, Lokalen und öffentlichen Räumen. Als sie sich am Rand des Platzes aus dem Hauptstrom der Besucher lösten, verfluchte Esebian einmal mehr den Umstand, dass die Erweiterungen, die ihm geblieben waren, nicht mehr

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