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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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zusammenmischt, damit es seine Wirkung entfaltet.« Sie sah das leere Glas. »Möchtest du noch etwas Wein?«
    Lydia hob abwehrend die Hand.
    »In Wahrheit ist es natürlich Kasparzeks Formel.« Scylla suchte in den Blättern, bis sie eines hervornahm. »Und sie war vonvornherein fehlerhaft, denn sonst würde unser Urvater noch heute unter uns weilen. Vater hat die Bruchstücke, die er finden konnte, neu zusammengestellt und eine Variante entwickelt, die vielversprechender ist als das Original.«
    Lydias Augen leuchteten auf. »Das bedeutet was, Liebste?«
    »Dass irgendwo«, sie streckte den Arm aus und deutete von rechts nach links, »in dieser Bibliothek in einem von Kasparzeks Büchern die Lösung verborgen ist.«
    Lydia schaute auf die bis zur Decke gestapelten Bücher. »Das sind Hunderte. Eine mühselige Arbeit …«
    »… die ich mir nicht machen werde«, ergänzte Scylla. »Und niemand wird jemals davon erfahren, wenn du es für dich behältst. Es ist
gut
, dass wir nicht ewig leben.« Sie nahm wieder Lydias Hände. »Von dir möchte ich wissen, was du davon hältst, wenn ich die Cognatio verlassen werde.«
    Lydia sog laut die Luft ein. »Sie werden dich umbringen!«
    Scylla schüttelte den Kopf. »Das wagen sie nicht. Ich bin stark genug, um es mit ihnen aufnehmen zu können. Und sie werden sich nicht einig darüber sein, ob und wie sie gegen mich vorgehen.« Sie sah an Lydias Reaktion, dass ihre Freundin unschlüssig war. »Wirst du mir folgen?«
    »Um was zu tun?«
    »Zu forschen, aber wirklich zum Wohle der Menschen, bis unsere Zeit gekommen ist. Wie es Vater gehalten hat«, erklärte Scylla überzeugt. »Wir wissen mehr als jeder sterbliche Wissenschaftler. Bedenke, was wir bewegen könnten!« Sie drückte Lydias Finger.
    Lydia öffnete den Mund – da gab es einen gedämpften Knall.
    Als sie den Gang hinabschauten, von wo das Geräusch gekommen war, sahen sie fünf Schritte von sich entfernt ein Buch auf dem Boden liegen.
    Scylla kombinierte blitzschnell. »Marek?«
    Es blieb still.
    Beide Frauen zogen ihre Dolche und erhoben sich.
    »Marek, wenn du da bist, zeig dich, anstatt herumzuschleichen und uns zu belauschen«, rief Scylla. »Du kannst gerne mit uns darüber beratschlagen, auch wenn ich deine Entscheidung zu kennen glaube.«
    Ihr Halbbruder erschien aus dem nächsten Quergang und hielt ein geöffnetes Buch in der Hand, dabei lächelte er zufrieden. »Du hast deine Meinung über mich deutlich kundgetan, und ich stimme dir zu.« Er sah zu Lydia. »Wusstet Ihr, Baronin, dass sie Euch seit neuestem mit einem Menschen betrügt? Einem dahergelaufenen Deutschen, der dazu noch hinkt. Ein Krüppel.« Er schüttelte sich übertrieben. »Widerlich, nicht wahr? Das sollte Euch gewiss kränken, Baronin.«
    »Wir sind Freundinnen, nichts weiter, Baron«, erwiderte Lydia kühl. »Es stört mich eher, dass Ihr derart respektlos seid, in fremde Behausungen einzudringen.«
    »Es ist ja nicht Euer Palast.« Er klappte das Buch zu. »Außerdem bin ich kein Fremder. Es war einst auch meine Mühle.«
    »Das ist lange her«, sagte Scylla sofort. »Genauso lange wie der letzte Besuch durch einen Umbra. Schickt Carzic sie nicht mehr zum Spionieren aus, oder hast
du
mir und Vater die Schattenkriecher geschickt?«
    Marek legte das Buch, das er hielt, weg, hob dann das herabgefallene auf und stellte es ebenfalls zurück an seinen Platz. »Ich gebe mich mit dem untoten Abschaum wie Umbrae und den übrigen Upiren nicht ab, doch Carzic würde
alles
tun. Das Gerücht, dass es eine andere Formel gibt, hat sich herumgesprochen.« Er lächelte noch immer. »Es hat mich schon immer gewundert, dass keiner auf die Idee kam, dass er es war, der die Umbrae Vaters Bücher durchwühlen ließ. Ich habe das sofort vermutet.«
    »Ihr wart nicht der Einzige. Karol und ich haben es uns ebenfallsgedacht«, warf Lydia ein. »Doch was ist mit Euch? Da Ihr keine Verbündeten habt, Baron, müsst Ihr selbst erscheinen und spionieren, ist es nicht so?«
    Marek lachte. »Ich musste nicht spionieren, werte Baronin – ich musste nur jemandem die richtigen Hinweise geben, um so an mein Ziel zu kommen. Du hast meinen Respekt, Scylla«, lobte er. »Diese Neugier, dieser wache Verstand …«
    »Aber natürlich!« Scylla begriff, als sie seine Züge studierte »Dir ist es nicht gelungen, Vaters Aufzeichnungen zu übersetzen – aber du wusstest, dass ich es schaffen würde!«
    Er schlenderte auf sie zu. »Ich wusste, dass aus dem kleinen Mädchen eine

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