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Kinderstation

Kinderstation

Titel: Kinderstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sind wir selbst geworden? Das muß einfach so sein, so wie man das Zäpfchen in den Anus schiebt und nicht als Pastille lutscht.
    Als der Notdienstwagen von der Frauenklinik zurückkam, stand Karchow im Untersuchungszimmer schon bereit, als warte er auf Stichwort und Auftritt.
    Vorsichtig wurden die beiden mitgeschickten Inkubatoren auf weichen, erschütterungsfreien, dicken Gummirädern durch die Halle gefahren. Man hörte Dr. Wollenreiter schimpfen, weil die Schwestern aus den Zimmern rannten, um einen Blick auf die an den Köpfen zusammengewachsenen siamesischen Zwillinge zu werfen. Oberarzt Dr. Heimbach und Dr. Sandru standen neben den Inkubatoren wie eine Ehrenwache. Professor Stumpfner hatte seinen Oberarzt mitgeschickt, ein Beweis, welche Größe er diesem Transport beimaß. Karchow begrüßte den Oberarzt mit kollegialer Würde und Zurückhaltung.
    »Professor Stumpfner läßt Sie grüßen, Herr Professor«, sagte der Oberarzt artig. »Die Mutter macht sich große Sorgen, und so bin ich mitgefahren, um ihr zu berichten, daß hier alles getan wird, was möglich ist.«
    »Mehr noch, mein Bester! Wir tun fast Unmögliches!«
    Der Oberarzt lächelte mokant. »Außerdem ist der Vater noch nicht verständigt. Er hat eine Nacht gewacht und ist dann nach Hause gegangen. Wir haben ihn angerufen. Er wird zu Ihnen kommen.«
    »Was soll ich hier mit dem Vater?« Karchow strich sich über die Glatze. »Natürlich, Erzeuger haben das Recht, ihre Produkte anzusehen, aber im Augenblick sind sie noch im unreifen Zustand. Wollenreiter! Wo stecken Sie? Lassen Sie die Schwestern in Ruhe, Wollenreiter!«
    Dr. Wollenreiter rannte in das Zimmer. »Die Kinder kommen«, rief er, ohne abzuwarten, was Karchow wollte.
    »Natürlich kommen sie, Sie Witzbold! Wollenreiter! Sie beziehen Wache! Der Vater kommt auch gleich! Wimmeln Sie ihn ab! Oder nein, melden Sie ihn mir. Man muß ihn darauf vorbereiten, daß er Vater einer Sensationsnummer geworden ist!« Dr. Julius kam mit der ersten gläsernen Maschine ins Zimmer. »Vorsicht!« schrie Karchow. »Jungs, habt ihr gar kein Gefühl?! So etwas will Kinderarzt sein! Man sollte euch erst mit rohen Eiern jonglieren lassen, ehe man euch auf die Kinder losläßt!«
    Das war wieder ein typischer Karchow-Ausspruch, den der Oberarzt der Frauenklinik mitnahm und der bald die Runde machen würde. Und dann beugte sich Karchow über den Brutkasten und sah auf die in Watte gepackten, runzeligen, faltigen Wesen, die kleine Menschen waren, die atmeten, sich bewegten, die großen Münder aufrissen. Ein Anblick, den Karchow schon tausendmal gesehen hatte und der ihn immer wieder zu dem Gedanken reizte: Soviel wir von dem Leben wissen … ein Wunder bleibt's doch! Hier aber war es etwas Besonderes … Vierlinge, zwei von ihnen tatsächlich an den Schädeldecken zusammengewachsen, als habe jemand versäumt, sie rechtzeitig einzukerben und zu selbständigen Lebewesen zu machen.
    Karchow spürte den stummen Blick seines I. Oberarztes und schüttelte den Kopf.
    »Nein, Julius, die bringen wir durch. Und wenn Sie noch so ungläubig gucken … ich weiß, welches Kuckucksei mir da der Kollege Stumpfner ins Nest gelegt hat. Aber wir brüten es aus, Julius. Das läßt unsere Ehre gar nicht anders zu. Wir machen aus diesen Zwergen kräftige Menschen.«
    Die Glastüren schlossen sich. Die Schwestern gingen zurück auf die Stationen. Nur Dr. Wollenreiter blieb in der Aufnahme zurück, getreu des Auftrages, den Vater abzufangen. Er hatte sich einige Informationen vom Oberarzt der Frauenklinik geben lassen. Vater: Philipp Lehmmacher. 40 Jahre. Beruf: Gartengestalter.
    O Himmel, dachte Wollenreiter und grinste. Was man mit Spaten und Kunstdünger alles machen kann –
    Professor Karchow untersuchte noch die Vierlinge mit der Behutsamkeit, die man dünnstem Glas angedeihen läßt und stellte fest, daß der Kreislauf aller vier Kinder sehr gestört war, als ein Mann in die Halle der Klinik ›Bethlehem‹ stürmte, mit flatterndem Schlips, übermüden Augen und ungekämmten Haaren. Dr. Wollenreiter trat aus dem Glaskasten des Portiers und hob abwehrend beide Arme, als der Mann auf ihn zuschoß wie ein Kampfstier.
    »Herr Lehmmacher?« fragte Wollenreiter.
    »Ja!« brüllte Philipp Lehmmacher. »Wo ist mein Kind? Warum ist es hier und nicht bei meiner Frau? Ist es krank? Sagen Sie es mir! Man ruft mich an, ich solle hierher kommen! Stimmt etwas mit dem Rhesusfaktor nicht? Ist es blau?«
    Dr. Wollenreiter seufzte, schob einen

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