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Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Kindsköpfe: Roman (German Edition)

Titel: Kindsköpfe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kriss Rudolph
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Amphitheater Skater bei ihren halsbrecherischen Kunststückchen beobachteten, lag der Burgplatz. Links dahinter ragte der schiefe Turm der Basilika St. Lambertus empor, der den Mittelpunkt in der Lieblingsanekdote seiner Schwester bildete. Inken hatte früher als Stadtführerin gearbeitet und besaß eine besondere Schwäche für morbide Geschichten: Der Baumeister hatte für den Bau des Turms zu frisches Holz benutzt, worauf sich die Spitze verzog. Als er es später entdeckte, soll er sich im Turm aufgehängt haben.
    Als neuer Mensch kehrte Niklas nach einer Stunde in seine Straße zurück. Pino holte gerade eine letzte Palette Obst aus dem Lieferwagen und schlug die Hintertüren zu. Niklas winkte dem Italiener zu und überquerte die Straße. Der Wirt grinste erfreut. Mit seinem schmalen Gesicht und den Grübchen erinnerte er Niklas an einen Eisverkäufer, für den er als 11-jähriger Junge geschwärmt hatte.
    »So früh schon wach!«, rief der Italiener und bot ihm ein Glas Orangensaft an. Er lehnte dankend ab, aber da hatte Pino schon zwei besonders saftige Apfelsinen ausgesucht und presste sie aus. Niklas nahm an der Theke Platz.
    »Wie geht es deine Freund? Ihr wart lange nicht zum Essen da.«
    Pino legte ihm seine Hand auf die Schulter, und Niklas war froh, dass Oliver nicht hier war. Sein eifersüchtiger Freund behauptete gerne, dass der Italiener ihn anbaggere, obwohl der eine hübsche Frau hatte, die manchmal im Restaurant aushalf.
    »Tut mir leid, dieses Wochenende verbringen wir in Köln.«
    Pino rollte mit seinen schwarzen Augen. »Wie lange wollt ihr das noch so weitermache? Ich habe meine Antonia mit achtzehn geheiratet, da kannte wir uns keine drei Monate. Menschen, die sich lieben, musse zusamme sein.«
    »Du weißt doch: Er will nicht nach Düsseldorf und ich nicht nach Köln.«
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber es brachte Pino von dem leidigen Thema des Zusammenziehens ab. Mit ihm konnte man nämlich herrlich über die ungeliebte Stadt schimpfen. Zu viele Italiener , behauptete er gerne und lachte dabei sein verschmitztes Lachen.
    »Natürlich willst du nicht nach Köln, hier ist es viele schöner!« Pino tätschelte Niklas’ verschwitztes Bein.
    »Das leite ich gerne weiter.«
    Zu Hause nahm er ein heißes Bad und rasierte sich glatt. Beim Frühstück las er die Zeitung – ein Ritual, zu dem er nur am Wochenende kam und nur, wenn er allein war. Mit Oliver funktionierte das nicht, der konnte nicht still daneben sitzen. Niklas hatte versucht, ihm die Todesannoncen zu überlassen, die seinen Freund neben der Begeisterung für Karneval so sehr faszinierten. Doch der las ihm dann die Anzeigen vor, die er für besonders spannend hielt, weil er meinte, alles teilen zu müssen. In den ersten Wochen ihres Zusammenseins hatte Niklas das süß gefunden, so wie Olivers Schnarchen und seine Angewohnheit, sich über das gesamte Bett auszubreiten, bis Niklas nur noch ein handtuchbreiter Streifen blieb.
    Gegen Mittag packte er ein paar Sachen zusammen und fuhr nach Köln. Er freute sich auf Oliver, und über die Tatsache, dass das nach über sechs Jahren noch möglich war, freute sich der leidenschaftliche Zweifler in ihm gleich noch ein bisschen mehr. Das Leben in getrennten Wohnungen tat ihnen gut, und Niklas fürchtete, dass ein Zusammenziehen der sichere Weg wäre, ihrer Beziehung den Todesstoß zu versetzen. Oliver, der der Realität nicht gern ins Auge blickte, nannte solche Befürchtungen zwar hysterisch, machte aber schon länger keine Anstalten mehr, das Thema eines gemeinsamen Haushaltes mit allzu viel Nachdruck zu diskutieren. Schließlich ahnte er, dass er damit die Freiheiten, die er in Köln mit seiner eigenen Wohnung genoss, in Gefahr brachte.
    Oliver hatte die Tür für Niklas angelehnt. Im Wohnzimmer lief der Fernseher; ein Privatsender berichtete über das tote Kind aus Niedersachsen und zerrte die Nachbarn vor die Kamera, die abwechselnd sagen durften, wie »schockiert« und »betroffen« sie waren; der Oberbürgermeister beklagte das »Pech«, dass so etwas in seiner Stadt geschehen konnte.
    DVDs und Computerspiele stapelten sich auf dem Boden rings um Olivers Schaukelstuhl. Auf dem alten Cordsofa, das er vor Jahren von seinen Eltern übernommen hatte, lagen verstreute Zeitschriften und eine offene Packung Cornflakes, die er beim Fernsehen naschte.
    »Helau«, rief Niklas.
    »Für dich immer noch Alaaf!«, echote es aus der Küche.
    Oliver war gerade dabei, für seinen Freund Kaffee

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