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King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)

Titel: King City: Stadt des Verbrechens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Goldberg
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laut, dass er überrascht aufsah, und ihm fiel auf, dass er das Mittagessen vollkommen vergessen hatte und es langsam Zeit fürs Abendbrot wurde. Er würde irgendwo ein Stück Fleisch auftreiben, denn das musste nach seinem Geschmack die Basis eines jeden vernünftigen Essens sein. Er würde sich auch mit einem Salat begnügen, solange ein paar Stücke Fleisch darin zu finden waren.
    Wade verließ die Wache, verschloss die Tür, zog das Gitter zu und versperrte es ebenfalls. Draußen war es warm und still, fast so, als würde die Welt den Atem anhalten.
    Er drehte sich um und ließ seinen Blick aufmerksam über die Straße schweifen, denn er war sich vollkommen im Klaren darüber, dass er ein äußerst attraktives Ziel abgab.
    Seit dem Morgen hatte sich nicht viel verändert.
    Vor dem Schalter rechts von ihm an der nordöstlichen Ecke von Division Street und Weaver Street, an dem man seine Schecks einwechseln konnte, trieben sich ein paar mehr Nutten herum. Sie waren auf der Suche nach Freiern. Es waren aber nicht mehr so viele Obdachlose zu sehen. Die versuchten um diese Zeit, irgendwo etwas zu essen und zu trinken aufzutreiben.
    Der Escalade war verschwunden, dafür lungerte ein halbes Dutzend tätowierte junge Männer mit düsteren Gesichtern direkt auf der anderen Straßenseite vor dem Minimarkt herum und beobachtete ihn.
    Sie trugen leuchtend rote Bandanas oder Baseballkappen, die sie verkehrt herum aufgesetzt hatten. Dazu weiße Turnschuhe, Sweatshirts mit den Logos irgendwelcher Sportmannschaften und zu große, tief geschnittene Hosen, die ihnen fast von den Hintern rutschten, sodass man ihre Boxershorts sehen konnte. Sie wirkten bedrohlich. Er konnte es fast wie flirrende Hitze von ihnen aufsteigen sehen. Doch im Moment stellten sie keine unmittelbare Gefahr dar.
    Wade warf einen Blick nach links. An der südwestlichen Ecke von Division Street und Arness Avenue befand sich ein Coffee Shop aus den Fünfzigerjahren, mit Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten und um das ganze Gebäude herum verliefen. Er hatte ein rotes, geschwungenes Dach, das direkt in den Himmel zu starten schien, und an seiner Spitze befand sich ein Schild in Form eines Strahlenkranzes, auf dem Pancake Galaxy stand.
    Das Design aus dem Zeitalter, als die Weltraumfahrt ihre ersten Schritte gemacht hatte, strahlte einen fröhlichen Optimismus und eine exzentrische Überschwänglichkeit aus, die den ringsum herrschenden Verfall, all die Verzweiflung und Armut der Gegend überlebt hatten. Doch dieser Enthusiasmus drückte sich nicht nur in der ungewöhnlichen Architektur aus – das Gebäude war auch das einzige in der Straße, das keine Gitter vor den Fenstern hatte. Wade sagte das einiges über die Leute, denen das Restaurant gehörte, und welches Ansehen sie im Viertel genossen.
    Wade blickte nach links und rechts, überquerte die Kreuzung und betrat das Restaurant.
    Im Innern sah es aus, als habe er eine Zeitreise in die 1950er-Jahre gemacht. Der bumerangförmige Tresen und auch andere innenarchitektonische Besonderheiten bestanden aus einem geradezu verwirrenden Materialmix: Resopal, Ziegel, Edelstahl, Lavagestein und Keramikfliesen. Die roten mit Vinyl bezogenen Barhocker schienen frei vor dem Tresen und über dem Terrazzoboden zu schweben. Gewaltige weiße Kugellampen hingen wie Planeten von der Decke und ließen die silbernen Punkte auf der Theke wie Sternenstaub glitzern.
    Überall hingen gerahmte Comiczeichnungen von lustigen Pfannkuchen mit Armen und Beinen. Auf jedem Bild war der lächelnde Pfannkuchen anders gekleidet – als Pirat, Astronaut, Holzfäller, Arzt, Feuerwehrmann, Indianer, Footballspieler, Koch, Taucher oder Papst. Für jeden Geschmack war ein Pfannkuchen dabei und auch für alle Länder und jede Jahreszeit.
    Eine ausgemergelte Nutte in Hotpants aus Latex und einem zu großen Tanktop saß an einem der Tische, hielt einen Stapel Pfannkuchen in den Händen und aß ihn wie ein Sandwich. Sie ließ Wade nicht aus den Augen, ohne zu merken, dass sie einen Klecks Butter auf der Nasenspitze hatte.
    Dann war da noch ein alter Mann, der eine blauschwarze Jacke von Members Only trug, dazu Cargo-Hosen und eine Brille, deren Gläser die Größe von Computermonitoren hatten. Er hockte zusammen mit einer Frau, die sich ihr spärliches Haar zu einem Knoten aufgesteckt hatte, in einer der Sitznischen. Beide erstarrten mitten in der Bewegung, um Wade anzusehen. Der Mann, während er seinen Becher Kaffee gerade zum Mund

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