King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
einem heftigen Hustenanfall.
»Meine Mom und mein Dad haben das Restaurant vor neunundvierzig Jahren eröffnet«, erzählte Mandy. »Hier in der Gegend ist nicht viel so geblieben, wie es früher mal war. Daher befinden wir uns sozusagen auf geheiligtem Boden.«
»Bei uns ist jeder willkommen, solange er sich benimmt«, stieß Guthrie hervor, während er immer wieder keuchend hustete.
»Und was passiert mit denen, die das nicht tun?«
»Ich habe die alte Betty«, erklärte Guthrie und zog eine abgesägte Schrotflinte unter dem Tresen hervor. »Damit schießt man jemanden ohne Probleme in der Mitte durch.«
»Da sind Sie sich offensichtlich ziemlich sicher«, meinte Wade und fragte sich, wie lange es wohl her war, dass Guthrie diese Tatsache bestätigt gefunden hatte.
In diesem Moment kam Mandy aus der Küche, in jeder Hand einen Teller. Sie stellte sie beide vor Wade auf den Tresen.
Die sechs Buttermilchpfannkuchen waren heiß, locker und riesig, mit einem langsam schmelzenden Stück Butter darauf, das die Größe einer Eiskugel hatte. Und dabei handelte es sich um die kleine Portion. Aber Wade hatte nicht die Absicht, sich zu beschweren. Die sechs Stücke Schinken waren dick und fleischig und dufteten rauchig.
Wade lief das Wasser im Mund zusammen, während er sich eine Serviette in den Kragen steckte. »Sie sollten das mit einem Cholesterinsenker servieren.«
»Hätten Sie gern Ahornsirup dazu?«
»Was sagt Ihnen denn meine Körpersprache?«
Sie goss den Sirup über die Pfannkuchen und stellte dann die Flasche neben seinen Teller. »Sie mögen es gern traditionell. Pfannkuchenund Ahornsirup gehören zusammen, deswegen essen Sie sie so. Außerdem hätten sie nicht die Serviette genommen, wenn Sie sich keine Sorge machen würden, Ihre Uniform zu bekleckern.«
»Sie hätten Detective werden sollen«, meinte er.
Wade biss in seine Pfannkuchen. Es waren die besten, die er je gegessen hatte, mit viel Buttermilch und doch so leicht wie Luft mit Geschmack. Der Ahornsirup war klebrig süß und sehr natürlich. Er konnte buchstäblich die Rinde des Baumes schmecken, durch die der Pflanzensaft ausgetreten war. Schnell biss er noch einmal ab.
»Und was ist mit Ihnen? Warum sind Sie kein Detective geworden«, erkundigte sie sich.
»Das habe ich schon hinter mir«, erwiderte er.
»Sind Sie deswegen hier?«
»Kennen Sie die Antwort auf diese Frage nicht bereits?«
»Körpersprache hat auch ihre Grenzen.«
Er betrachtete sie einen Moment und suchte nach Anzeichen in ihrem Gesicht, die darauf schließen ließen, dass sie es nicht ehrlich meinte. Doch er sah nur eine völlig entspannt und leicht amüsierte Frau vor sich, die im Moment nichts Besseres zu tun zu haben schien, als bei ihm zu stehen und mit ihm zu reden. »Lesen Sie denn keine Zeitung oder sehen mal die Nachrichten?«
»Ich bin eine Weile fort gewesen, und seit ich zurück bin, habe ich viel um die Ohren. Sollte ich Sie kennen?«
»Das hoffe ich«, meinte er und bereute die Bemerkung im selben Moment, weil er nicht wollte, dass sie das Gefühl hatte, er wolle sie anmachen.
Auf der anderen Seite
, dachte er,
wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn sie den Eindruck hätte.
Noch bevor er es herausfinden konnte, hörte er draußen Glas splittern, begleitet von anfeuernden Rufen und Gejohle und dann dumpfe Schläge auf Metall.
Mandy sah an ihm vorbei hinaus auf die Straße, ihr Lächeln erstarb schlagartig und ihr ganzer Körper spannte sich. Ihr Vater griff nach der alten Betty.
Die jungen Männer, die zuvor auf der anderen Seite der Straße gegenüber der Wache herumgelungert hatten, standen nun um Wades Mustang und schlugen mit Radkreuzen und Brechstangen auf den Wagen ein.
SECHS
Der Mustang war Wade ziemlich egal. Er hatte sich schon oft in seiner Fantasie ausgemalt, wie es wäre, ihn zu zerlegen. Am liebsten hätte er einfach seine Pfannkuchen aufgegessen, dass nette Geplänkel mit Mandy fortgeführt und der Bande ein kurzes Dankschreiben geschickt. Doch er wusste, auf diese Weise würde es ihm kaum gelingen, in diesem Viertel Autorität aufzubauen.
Was da draußen geschah, war eine direkte Provokation, die entsprechend beantwortet werden musste, oder er konnte seine Marke gleich abgeben.
Unwillig zog Wade sich die Serviette aus dem Kragen und tupfte sich die Lippen ab.
»Entschuldigen Sie mich eine Sekunde«, sagte er und glitt von seinem Barhocker.
Ungläubig sah Mandy ihn an. »Sie gehen doch jetzt nicht da raus, oder?«
Er
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