King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
deswegen habe ich mir hiermit geholfen.«
»Tut mir leid«, sagte der Verkäufer. »Dann haben wir wohl keine mehr.«
Wade riss die Mentos auf, während der Verkäufer die einzelnen Preise in die Kasse tippte.
»Das ist ja komisch«, meinte Wade. »Was sind das denn hier?«
Als der Verkäufer sich über den Tresen beugte, um genauer hinzusehen, ließ Wade ein Mentos in die offene Cola fallen, aus der sofort unter hohem Druck eine Fontäne herausschoss und den Mann mitten ins Gesicht traf.
Im selben Moment fuhr Wade herum, zog seine Waffe und legte auf die Tür zum Lagerraum an. »Willst du heute Abend sterben?«
»Nein, Scheiße, nein«, rief jemand hinter der Tür.
»Lass deine Waffe fallen und komm mit den Händen hinter dem Kopf da raus.« Wade trat einen Schritt zur Seite, damit er auch den durchnässten Verkäufer im Auge behalten konnte. »Du nimmst auch die Hände hoch.«
Wade hörte, wie im Lagerraum etwas Metallisches zu Boden fiel. Dann wurde die Tür geöffnet. Ein Mann kam heraus. Er war dünn und zittrig und schwitzte aus jeder Pore. Die Hände hatte er auf dem Kopf verschränkt.
Da kam Charlotte mit gezogener Waffe hereingestürmt und zielte auf den klitschnassen Mann hinter dem Tresen. »Keine Bewegung! Bleiben Sie, wo Sie sind.«
»Ist sonst noch jemand hier?«, fragte Wade.
»Nein, nur wir beide«, antwortete der Mann hinter dem Tresen.
Charlotte hielt die beiden Männer in Schach, während Wade, vorsichtshalber immer noch mit gezogener Waffe, zu dem Lagerraum ging und die Tür langsam mit der Schuhspitze ganz aufschob. Dahinter sah er einen alten Mann auf dem Boden sitzen, sein Mund war mit Klebeband verschlossen, die Hände hatte man ihm auf den Rücken gefesselt. Zu seinen Füßen lag eine Waffe.
Mit einem Fußtritt beförderte Wade die Waffe zur Seite, dann zog er dem Mann vorsichtig das Klebeband vom Mund.
»Waren es nur die beiden?«, fragte Wade.
Der Mann nickte.
»Sind Sie okay?«
»Ja«, sagte der Mann. »Ich kenne das schon. Die beiden Arschlöcher sind hereingekommen, haben mir eine Waffe unter die Nase gehalten und gesagt, sie würden mir nicht den Schädel wegblasen, wenn ich keine Schwierigkeiten mache. Ich bin nicht so alt geworden, weil ich blöd bin. Es vergeht keine Woche, in der mich nicht irgendjemand ausraubt.«
»Diese Zeiten sind vorbei. Ich schulde Ihnen zwei Dollar neunundneunzig für einen Liter Cola Light und einen Dollar für eine Rolle Mentos. Erinnern Sie mich daran.« Wade wandte sich wieder an Charlotte. »Legen Sie den beiden Handschellen an und belehren Sie sie über ihre Rechte.«
Das tat sie.
Sie nahmen die Aussage des Ladenbesitzers auf, dann fuhren sie die beiden Räuber zur Wache und schlossen sie in die Verwahrzellen. Danach füllte Charlotte die notwendigen Formulare aus.
Wade nutzte die Zeit, um einige der Löcher in den Wänden auszubessern, die noch von den Regalen, den Plakaten, dem Molotowcocktail und dem Überfall zurückgeblieben waren.
Im Morgengrauen ging er nach oben, um zwei Stunden zu schlafen. Dann duschte er und rasierte sich, zog Jeans und ein T-Shirt an und schlüpfte in eine Windjacke. Als er wieder nach unten in die Wache kam, sah er einen ziemlich mürrischen Billy neben Charlottes Schreibtisch stehen.
»Nächste Woche wechsle ich definitiv in die Nachtschicht«, erklärte Billy. »Ich musste bisher noch nicht ein einziges Mal meine Waffe ziehen und sie schon drei Mal.«
»Ich wollte Sie noch nach dem Trick mit den Mentos fragen«, sagte Charlotte. »Den hat man uns auf der Akademie nicht beigebracht. Wo haben Sie das gelernt?«
»In
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«, sagte Wade.
»Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Sie sich solche Sendungen angucken«, sagte sie.
»Ich nicht. Aber meine Tochter«, erwiderte Wade. »Und heute ist mein Tag mit ihr. Während ich weg bin, machen Sie Folgendes …«
Wade wies Charlotte an, die beiden Räuber zur zentralen Verwahrstation in die Innenstadt zu bringen und den Streifenwagen dann mit nach Hause zu nehmen. Er zeigte Billy, wo sich die Materialien zum Verputzen und Streichen befanden, und trug ihm auf, in der Wache zu bleiben und die Wände in Ordnung zu bringen.
»Was hat das mit meiner Arbeit als Polizist zu tun?«, wollte Billy wissen.
»Damit zeigen Sie unter anderem, wie stolz Sie auf Ihren Beruf sind. Deswegen poliert die Feuerwehr ihren Fuhrpark immer auf Hochglanz.«
»Aber ich weiß nicht, wie man streicht«, sagte Billy.
»Schlimmer als jetzt kann es
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