King City: Stadt des Verbrechens (German Edition)
Dienst bist«, sagte sie.
Er nickte. »Es ist nicht der gleiche Job, aber dieselbe Gehaltsstufe, derselbe Rang und dieselben Zusatzleistungen.«
»Das ist gut«, erklärte Alison und stemmte die Hände in die Hüften, woran Wade erkennen konnte, dass ihm Ärger bevorstand. »Aber es wäre mir lieber gewesen, es von dir zu erfahren statt durch meine Tochter.«
»Tut mir leid«, sagte er. »Ich hatte es nicht so geplant. Alles war ziemlich hektisch, und Brooke hat mich etwas überrumpelt.«
»Du hast wirklich nichts dazugelernt«, stellte sie fest. »Also nehme ich an, den Gedanken, im privaten Sicherheitsgewerbe zu arbeiten, hast du verworfen.«
»Das war deine Idee, Ally, nicht meine.«
»Die MCU muss dir ja ein tolles Angebot gemacht haben, um dich von der Privatwirtschaft fernzuhalten. Was haben sie denn getan? Dich zum Chef des ganzen Ladens gemacht?«
»Sie haben mir eine Wache in Darwin Gardens unterstellt.«
Völlig entsetzt starrte sie ihn an. »Das ist doch ein Dreckloch.«
»Könnte man so sagen«, stimmte er zu.
»Merkst du denn nicht, was sie tun? Das ist pure Vergeltung, Tom. Sie versuchen, dich zu erniedrigen oder, was noch wahrscheinlicher ist, dafür zu sorgen, dass du für das, was du getan hast, getötet wirst.«
»Ich sehe das anders«, sagte er.
»Bei deiner Beerdigung werde ich daran denken«, versprach sie. »Nächsten Monat.«
»Durch den Job verdiene ich genug Geld, um meine Familie zu versorgen, die Hypothek auf dieses Haus abzubezahlen und noch ein bisschen für mich selbst übrig zu haben. Außerdem gehört eine Krankenversicherung dazu, die, unter anderem, für Brookes kieferorthopädische Behandlung aufkommt. Was ich als Sicherheitsmann auf dem Campus verdienen könnte, würde dafür nicht ausreichen.«
»Aber deswegen hast du die Degradierung nicht hingenommen.«
»Versetzung«, korrigierte er.
»Wie auch immer.« Sie starrte ihn immer noch an.
»Nein«, sagte er. »Das ist nicht der Grund.«
Enttäuscht schüttelte sie den Kopf. »Wir sind zwar geschieden, aber das bedeutet nicht, dass du mir nicht mehr wichtig bist, Tom. Ich hätte jedes notwendige Opfer gebracht, dieses Haus verkauft, ohne einmal darüber nachzudenken, wenn ich dich dadurch hätte davon abhalten können, einen Job anzunehmen, der reiner Selbstmord ist, nur um unsere Rechnungen zu bezahlen. Aber es gibt nichts, was ich tun kann, um dich vor deinereigenen verdrehten Vorstellung davon zu retten, was Aufrichtigkeit bedeutet.«
In dem Moment erschien Brooke hinter ihrer Mutter. Sie war groß und schlank wie Alison, mit den straffen, muskulösen Beinen einer Läuferin. Ihr langes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihr fast bis zur Hüfte reichte.
Ein bildhübscher Streifen aus Sommersprossen verlief über ihre Nase und verlieh ihrem Gesicht ein so niedliches Aussehen, dass man sie nur noch in den Arm nehmen wollte. Doch die gerunzelte Stirn und die Reife und Intensität ihrer braunen Augen, mit denen sie ihn jetzt ansah, hoben diesen Eindruck sofort wieder auf. Wade erkannte sowohl sich als auch seinen Vater in diesem Blick, und er war sich ziemlich sicher, dass es Alison nicht anders erging.
»Ich hoffe, ihr beide streitet euch nicht schon wieder«, sagte Brooke.
»Das tun wir nicht«, erwiderte Alison. »Ich habe deinem Vater nur gerade gesagt, dass ich mir Sorgen um ihn mache.«
»Ich mir auch«, erklärte Brooke. »Du siehst furchtbar aus, Dad.«
»Hat man mir schon gesagt«, entgegnete er. »Aber weißt du, was mir wirklich helfen würde?«
»Zwei Aspirin und ein Abdeckstift?«
»Eine Umarmung und ein Kuss«, sagte Wade und hockte sich hin, damit sie in seine offenen Arme laufen konnte. Sie stöhnte, weil er sie wie ein Kind behandelte, trotzdem gab sie ihm, was er sich wünschte, umarmte ihn fest und küsste ihn auf die Wange.
»Ich wusste, dass Make-up nichts für dich ist«, flüsterte sie ihm ins Ohr, »aber ich wäre immer noch dafür, dass du die Aspirin nimmst.«
Über ihre Schulter blickte er zu Alison. »Ich bringe sie zum Abendbrot zurück.«
»Ihr braucht euch nicht zu beeilen«, erwiderte Alison. »Sie muss morgen nicht in die Schule.«
»Aber ich habe Nachtschicht«, sagte Wade.
»Was auch sonst«, entgegnete sie. »Ich wette, du hast dich auch noch freiwillig dafür gemeldet.«
»Ich habe mich selbst eingeteilt«, sagte er.
»Natürlich hast du das«, stellte sie fest, drehte sich um und ging zurück ins Haus.
EINUNDZWANZIG
Als Wade eine halbe
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