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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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das?«
    »So viel hat sie mir immerhin erzählt.«
    »Und Sie haben es geglaubt?«
    »Weshalb hätte sie lügen sollen? Er war ein Mann in angesehener Position, und Jean war minderjährig.«
    »Der Typ hatte also eine Menge zu verlieren, falls die Sache herausgekommen wäre.«
    »Nehme ich an. Und Jean hätte es kaum Spaß gemacht, ihm beichten zu müssen, dass sie’s verpatzt hatte. Sie hatte Angst.«
    »Sie hätte abtreiben können.«
    »Sicher... wenn sie dazu noch Zeit gehabt hätte. Dass sie schwanger war, hat sie ja erst an jenem Tag erfahren.«
    »Wer war ihr Arzt?«
    »Einen Frauenarzt hatte sie damals noch gar nicht. Dr. Dunne war der Hausarzt, aber den Schwangerschaftstest hat sie in der Ambulanz einer Klinik unten in Lompoc machen lassen, wo man sie nicht kannte.«
    »Verrückt! Ist sie denn so bekannt gewesen?«
    »In Floral Beach sicher.«
    »Was ist mit Tap? Könnte er der Vater gewesen sein?«
    »Kaum. Jean fand ihn dämlich, und er mochte sie auch nicht. Außerdem war er nicht verheiratet, und selbst wenn’s sein Kind gewesen wäre, hätte ihn das doch kaum gejuckt.«
    »Was gibt’s sonst noch? Je mehr ich weiß, desto besser.«
    »Hm, keine Ahnung... Jean war ein uneheliches Kind und hat immer versucht herauszubekommen, wer ihr Vater war. Die Mutter hat jede Auskunft verweigert, aber es kam jeden Monat Geld mit der Post. Jean nahm deshalb an, dass er irgendwo noch existieren musste.«
    »Hat sie die Schecks je zu Gesicht bekommen?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er per Scheck gezahlt hat, aber irgendwie muss sie ihm trotzdem auf die Spur gekommen sein.«
    »Ist sie im San Luis County geboren worden?«
    Im Hintergrund klirrten Schlüssel, und wir drehten uns beide um. Der Vollzugsbeamte stand in der Tür. »Sprechzeit ist aus. Tut mir Leid, dass ich unterbrechen muss. Wenn Sie noch mehr zu besprechen haben, muss Mr. Clemson einen neuen Termin arrangieren.«
    Bailey stand widerspruchslos auf, aber es war ihm anzumerken, dass er sich bereits wieder in sein Schneckenhaus zurückgezogen hatte. Welche Energien unser Gespräch auch immer freigesetzt haben mochte, sie waren bereits wieder verflogen. Der abgestumpfte Ausdruck war in sein Gesicht zurückgekehrt und ließ ihn nicht besonders intelligent aussehen.
    »Wir sehen uns nach der offiziellen Anklageerhebung wieder«, sagte ich.
    Zum Abschied blitzte Verzweiflung in Baileys Augen auf.
    Nachdem er weggeführt worden war, blieb ich noch eine Weile sitzen und machte mir Notizen. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht selbstmordgefährdet war.

6

    Um eine weitere Informationslücke zu füllen, fuhr ich die einzige Tankstelle von Floral Beach an und bat den Tankwart, den Tank aufzufüllen. Während sich der Junge daranmachte, meine Windschutzscheibe zu säubern, nahm ich mein Portemonnaie und ging in den Verkaufsraum hinüber. Es gab nur einen Automaten mit einem mickrigen Angebot. Der Raum hinter der Theke war leer. Dafür entdeckte ich jemanden in der Werkstatt. Hinter einem aufgebockten Ford-Fiesta war ein Mann dabei, die Radmuttern am rechten Hinterreifen zu lösen.
    »Können Sie mir Geld wechseln für den Automaten?«
    »Sicher doch.«
    Er legte sein Werkzeug beiseite und wischte sich mit einem Lappen die Hände ab. Über der Brusttasche seines Overalls war der Name »Tap« aufgestickt. Ich folgte ihm zurück in den Verkaufsraum. Er bewegte sich in einer Dunstwolke von Schweiß und Motoröl, eine Mischung, die einen leicht schwindlig machte. Er war drahtig und klein, breitschultrig mit schmalen Hüften, der Typ, unter dessen Hemd sich üppige Tätowierungen zu verbergen pflegen. Sein dunkles, lockiges Haar fiel in einer Tolle über die Stirn und war seitlich mit Pomade nach hinten gekämmt. Er sah aus wie vierzig, mit einem immer noch jungenhaften Gesicht und einigen ledernen Fältchen um die Augen herum.
    Ich gab ihm zwei Eindollarnoten. »Kennen Sie sich beim VW aus?«
    Zum ersten Mal sah er mich direkt an. Er hatte braune glanzlose Augen. Ich vermutete, dass ich nur mit einem Reparaturproblem Interesse bei ihm zu wecken vermochte. Sein Blick schweifte flüchtig zu den Zapfsäulen draußen hinüber, wo der Junge gerade mit meinem Wagen fertig war. »Haben Sie Probleme?«
    »Ich höre bei hundert immer so einen komischen hohen Ton. Klingt merkwürdig.«
    »Mit der Sardinenbüchse können Sie hundert fahren?«
    Ein Autowitz, dachte ich. Er grinste und öffnete mit einem Tastendruck die Kasse.
    Ich lächelte. »Tja, hin und wieder

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