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Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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haben könnte?«
    »Wer? Ann?«, fragte ich verdutzt. »Nein. Sie?«
    Darauf antwortete er erst gar nicht. »Miss Fowler sagt, dass der Hausarzt freitags nicht praktiziert. Kümmern Sie sich um sie. Sie sieht aus, als könne sie jeden Moment zusammenbrechen. Einen besonders frischen Eindruck machen Sie allerdings auch nicht gerade.«
    »Einen Monat Schlaf, und ich bin wieder okay.«
    »Rufen Sie mich an, wenn es was Neues gibt.«
    Als Quintana schließlich ging, waren die Untersuchungen abgeschlossen, und das Team von der Spurensicherung packte seine Koffer. Ich fand Ann noch immer am Esstisch sitzend vor. Sie blickte in meine Richtung, als ich eintrat, zeigte aber keinerlei Reaktion.
    »Geht es Ihnen einigermaßen?«, fragte ich.
    Sie antwortete nicht.
    Ich setzte mich neben sie. Vielleicht hätte ich ihre Hand nehmen sollen, aber sie war keine Frau, die man anfasste, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen. »Quintana hat Ihnen die Frage bestimmt auch schon gestellt: Litt Ihre Mutter unter einer Allergie?«
    »Penizillin«, erwiderte Ann tonlos. »Ich erinnere mich, dass sie darauf einmal ganz furchtbar reagiert hat.«
    »Welche Medikamente hat sie sonst noch genommen?«
    Ann schüttelte den Kopf. »Nur das, was auf dem Nachttisch steht, und natürlich Insulin. Ich begreife überhaupt nicht, wie das passieren konnte.«
    »Wer wusste von der Penizillinallergie?«
    Ann wollte etwas sagen, schüttelte dann jedoch nur den Kopf.
    »Bailey?«
    »Er hätte das nie getan. Er konnte keiner...«
    »Wer noch?«
    »Pop. Der Arzt.«
    »Dunne?«
    »Ja. In seiner Praxis hat sie das erste Mal einen Penizillinschock gehabt.«
    »Und John Clemson? Sind Sie Kunden in seiner Apotheke?«
    Ann nickte.
    »Und die Leute von der Kirchengemeinde?«
    »Die vermutlich auch. Sie hat kein Geheimnis daraus gemacht. Sie haben sie ja gekannt. Sie hat immer von ihren Krankheiten...« Sie blinzelte, und ich sah, wie sie rot wurde. Ihre Mundwinkel zuckten, als die Tränen kamen.
    »Ich rufe jemanden an, der bei Ihnen bleiben kann. Ich habe noch einiges zu tun. Wem soll ich Bescheid sagen? Mrs. Emma? Mrs. Maude?«
    Sie kauerte sich zusammen und legte ihre Wange auf die Tischplatte, als ob sie schlafen wollte. Stattdessen begann sie zu weinen, und die Tränen fielen wie heißes Wachs auf die polierte Holzfläche. »O mein Gott, Kinsey! Ich hab’s getan. Ich kann’s nicht fassen. Ich habe ihr das Zeug gespritzt. Wie soll ich damit nur weiterleben?«
    Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.
    Schließlich ging ich ins Wohnzimmer zurück, wobei ich tunlichst vermied, zum Bett zu sehen, das mittlerweile leer war; die Bettwäsche war abgezogen und zusammen mit den übrigen Beweisstücken abtransportiert worden. Wer weiß, was sie in den Betttüchern finden würden? Eine Natter, eine giftige Spinne, den letzten Gruß einer Selbstmörderin?
    Ich rief Mrs. Maude an und berichtete, was geschehen war. Nachdem ich die obligatorischen Entsetzensbekundungen über mich hatte ergehen lassen, sagte sie, dass sie sofort kommen würde. Vermutlich wollte sie noch schnell ein paar Anrufe tätigen und die Mitglieder des Einsatzkommandos für Familienkatastrophen zusammentrommeln. Ich glaubte schon zu hören, wie sie die Kartoffelchips für die Tunfischkasserollen in der Küchenmaschine zerkleinerten.
    Sobald Mrs. Maude eingetroffen war und das Regiment in der Rezeption übernommen hatte, ging ich auf mein Zimmer, schloss die Tür ab und setzte mich aufs Bett. Oris Tod verwirrte mich. Ich hatte keine Vorstellung, was er zu bedeuten hatte, wie er in die Geschichte passte. Ich war völlig fertig vor Erschöpfung und Müdigkeit. Ich wusste, dass ich es mir nicht leisten konnte, jetzt schlafen zu gehen, aber ich war nicht sicher, wie lange ich das noch durchhalten würde.
    Neben mir schrillte das Telefon. Hoffentlich war das kein weiterer Drohanruf. »Hallo?«
    »Kinsey, ich bin’s. Was zum Teufel ist bloß los?«
    »Bailey, wo sind Sie?«
    »Sagen Sie mir, was mit meiner Mutter passiert ist?«
    Ich erzählte ihm alles, was ich wusste, und das war nicht viel. Am anderen Ende war es danach so lange still, dass ich schon glaubte, er habe aufgelegt. »Sind Sie noch da?«
    »Ja, natürlich.«
    »Tut mir Leid. Wirklich. Sie haben sie noch nicht einmal wieder sehen können.«
    »Ja.«
    »Bailey, tun Sie mir einen Gefallen. Sie müssen sich stellen.«
    »Erst, wenn ich weiß, was hier eigentlich vorgeht.«
    »Hören Sie...«
    »Vergessen Sie’s.«
    »Verdammt, lassen Sie mich

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