Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung

Titel: Kinsey Millhone 08 - Sie kannte ihn fluechtig - F wie Faelschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
gefälligst ausreden. Dann können Sie tun, was Sie wollen. Solange Sie frei herumlaufen, schiebt man Ihnen die Schuld für alles in die Schuhe, was passiert. Begreifen Sie das denn nicht? Tap wird niedergeschossen, und Sie flüchten. Und als Nächstes stirbt Ihre Mutter.«
    »Sie wissen, dass ich das nicht gewesen bin.«
    »Dann stellen Sie sich. Wenn Sie wieder in Haft sitzen, kann man Sie wenigstens nicht auch noch für weitere Verbrechen verantwortlich machen.«
    Am anderen Ende war es still. »Vielleicht haben Sie Recht«, sagte er schließlich. »Ich weiß es nicht. Das ist alles eine solche Scheiße.«
    »Da haben Sie Recht. Das finde ich auch. Hören Sie, rufen Sie Clemson an, und hören Sie sich an, was er Ihnen sagt.«
    »Ich weiß, was der sagen wird.«
    »Dann befolgen Sie seinen Rat, und machen Sie ausnahmsweise mal was Gescheites!« Damit warf ich den Hörer auf die Gabel.

22

    Ich brauchte dringend frische Luft. Ich schloss meine Zimmertür ab und verließ das Motel. Ich überquerte die Straße, setzte mich auf die Kaimauer und starrte auf den Strand hinunter, wo Jean Timberlake gestorben war. Hinter mir lag Floral Beach, sechs Straßenzüge lang, drei Straßenzüge breit. Irgendwie beunruhigte es mich, dass die Stadt so klein war. Alles war im Umkreis von diesen achtzehn Blocks passiert. Die Bürgersteige, die Gebäude, die Geschäfte — sie alle konnten sich seit damals kaum verändert haben. Und was die Bewohner der Stadt betraf, war es kaum anders. Einige waren weggezogen, einige waren gestorben. In der Zeit, die ich hier war, hatte ich bestimmt zumindest einmal mit dem Mörder gesprochen. Und das empfand ich irgendwie als Affront. Ich drehte mich um und betrachtete jenen Teil der Stadt, den ich von hier aus sehen konnte. Ich fragte mich, ob nicht zumindest einer der Bewohner der schmalen, pastellfarbenen Holzhäuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite in jener Nacht etwas beobachtet hatte. War ich schon so weit, von Haustür zu Haustür zu gehen? Aber irgendetwas musste ich unternehmen. Ich sah auf die Uhr. Es war kurz nach eins. Tap Grangers Beerdigung sollte um zwei beginnen. Er würde eine schöne Totenfeier bekommen. In der Stadt wurde von nichts anderem gesprochen, seit man ihn erschossen hatte. Niemand wollte dieses Ereignis versäumen.
    Ich ging zum Motel zurück, stieg in meinen Wagen und fuhr die anderthalb Blocks weiter zu Shana Timberlakes Haus. Am Morgen war sie nicht zu Hause gewesen, aber mittlerweile müsste sie zurückgekommen sein, um sich für Taps Beerdigung umzuziehen; vorausgesetzt, dass sie vorhatte, dorthin zu gehen. Ich hielt auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Die kleinen Holzhäuser um den zentralen Hof hatten den Charme einer Kaserne. Der Plymouth stand noch immer nicht in der Einfahrt. Die Vorhänge hinter den Fenstern an der Vorderfront waren wie am Morgen. Die Zeitungen der letzten zwei Tage lagen auf der Veranda. Ich klopfte, und als sich niemand meldete, drehte ich unauffällig am Türknauf. Sie war verschlossen.
    Auf der winzigen Veranda des Nachbarhauses stand eine alte Frau mit tiefhängenden Tränensäcken unter den Augen, die mich an einen Beagle erinnerten.
    »Wissen Sie, wo Shana ist?«
    »Was?«
    »Ist Shana hier?«
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung, wandte sich ab und schlug die Haustür hinter sich zu. Ich konnte mir aussuchen, ob sie wütend war, weil sie mich nicht verstand oder weil es ihr völlig egal war, wo Shana sich aufhielt. Ich zuckte mit den Schultern, verließ die Veranda und lief den schmalen Durchgang zwischen den beiden Häusern entlang zur Rückseite.
    Auch hier sah alles noch so aus wie am Morgen. Mit einer Ausnahme. Ein Tier — ein Hund oder vielleicht ein Waschbär — hatte ihren Mülleimer umgeworfen und den Inhalt überall verstreut. Alles vom Feinsten. Ich stieg die Treppe zur rückwärtigen Veranda hinauf und sah noch einmal durchs Küchenfenster. Alles deutete darauf hin, dass Shana seit Tagen nicht mehr zu Hause gewesen war. Ich drückte die Klinke der Küchentür herunter und überlegte krampfhaft, wie ich einen Einbruch begründen könnte. Mir fiel jedoch nichts ein. Immerhin ist es gegen das Gesetz, und ich tue so was nur ungern, es sei denn, ich vermute, einen wichtigen Hinweis zu finden.
    Als ich die Treppe wieder hinunterstieg, fiel mir unter dem Müll, der in dem kleinen Hinterhof verstreut lag, ein weißer Umschlag auf. War es derselbe, der mir schon in die Hände gefallen war, als ich neulich bei

Weitere Kostenlose Bücher