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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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trennen. Natürlich war er klug, und er hielt sich an die Vorschriften.«
     »Also jemand, der die Regeln nicht verletzte«, sagte ich, indem ich die Bemerkung des Leichenbeschauers wiederholte.
    »Ja, genau. Wissen Sie, bei Lappalien hat er vielleicht schon einmal ein Auge zugedrückt, aber bei gravierenden Straftaten achtete er strikt auf Recht und Ordnung. Dieses ganze Opfergerede, das man heutzutage hört, stieß bei ihm auf taube Ohren. Da hat er eine ganz harte Linie vertreten, und ich finde, er hatte recht. Wenn in einer kleinen Stadt wie dieser jemand das Gesetz bricht, kann es gut sein, dass man mal mit seiner Schwester gegangen ist oder dass er früher mal ein paar Häuser neben einem gewohnt hat. Bei Tom ging es um nichts Persönliches. Er war nicht bösartig oder so. Beruf war eben Beruf, und man mußte ihn für seine Einstellung respektieren.«
    »Können Sie mir ein Beispiel nennen?«
    »Nicht auf Anhieb. Und du, Wayne? Du weißt schon, was ich meine. Was war denn typisch für Tom?«
    Wayne schüttelte den Kopf. »He, Hatch. Das ist dein Bier. Nicht meins.«
     Hatch kratzte sich am Kinn und zog an der Haut darunter. »Tja, also an folgende Geschichte kann ich mich erinnern, und ich würde auch sagen, dass sie ziemlich typisch ist. Da war dieser nette alte Knabe namens Sonny Gelson.
    Weißt du noch, Schatz? Das war schätzungsweise so vor fünf, sechs Jahren. Er hat drüben in Winona in einem großen, alten Haus gewohnt, das schon reif für den Abbruch war.« Er wartete nicht auf eine Antwort, aber ich sah, wie Margaret nickte, während ihr Mann fortfuhr. »Eines Abends hat ihn seine Frau aus Versehen erschossen. Sie hielt ihn für einen Einbrecher und hat ihm ein großes Loch in die Brust geballert. Etwa sechs Monate zuvor hatte sie von einem verdächtigen Streuner berichtet, und Sonny hat ihr eine Smith & Wesson gekauft. Eines Abends war er weggefahren, und sie war allein zu Hause. Sie hört jemanden unten im Flur, reißt die Waffe aus der Schublade und feuert auf den Kerl, sowie er zur Tür hereinkommt. Das Problem war nur, dass die Knarre versagt hat und in ihrer Hand losging. Sonny hatte sie selbst neu geladen, aber ich fürchte, er hatte es nicht richtig gemacht, oder zumindest sah es danach aus. Die Kugel kam trotzdem aus dem Lauf und traf ihn mitten in die Brust. Ich glaube, er starb, noch bevor Judy den Notruf wählen konnte. Außerdem hatte Judy selbst eine schwerverletzte Hand und blutete heftig. So, aber jetzt kommt der Clou. Tom hatte die fixe Idee, dass es sich um geplanten Mord handelte. Er war fest davon überzeugt, dass das Ganze arrangiert war. Also, auf der einen Seite haben wir nun Judy Gelson, die sich wegen ihres schrecklichen Irrtums die Augen ausweint. Sie schwört, dass sie keine Ahnung hatte, dass es ihr Mann war. Die ganze Stadt ist in hellem Aufruhr. Alle protestieren. Der Staatsanwalt wollte auf Unfall mit Todesfolge plädieren lassen und den Fall damit abschließen. Ich bezweifle, ob sie überhaupt ins Gefängnis gemußt hätte, da sie nicht vorbestraft war. Hätte dem Bezirk eine Menge Geld und eine Menge schlechte Presse erspart. Aber Tom hat unermüdlich weiter nachgeforscht und ziemlich schnell eine dicke Versicherungspolice entdeckt. Es stellte sich heraus, dass Judy einen Liebhaber hatte und die zwei sich diesen Plan ausgedacht hatten, um ihren Mann loszuwerden, das Geld zu kas « sieren und abzuhauen. Sie hat selbst die Patrone mit einer Ladung brisantem Sprengstoff präpariert, damit sie wie ein unschuldiges Opfer der Umstände dasteht. Tom hat sie überführt, und dabei ist er früher einmal fest mit ihr gegangen. Sie war die Ballkönigin beim Klassentreffen der High-School, und an dem Abend wären sie beinahe zusammen durchgebrannt. Doch das alles hat bei ihm nicht gefruchtet, und genau darauf wollte ich hinaus.« »Was wurde aus Judy Gelson?«
    »Sie sitzt irgendwo fünfundzwanzig Jahre bis lebenslänglich ab. Der Liebhaber ist verschwunden. Ja, man hat nicht einmal rausgekriegt, wer es war. Vielleicht jemand von hier, der eine Menge zu verlieren hatte. Tom hat nie lockergelassen und hartnäckig versucht, dem Kerl auf die Spur zu kommen. Er konnte es nicht ertragen, wenn jemand ungestraft davonkam.«
    »Hat er gern an alten Fällen gearbeitet?«
    »Das machen doch alle. Man hat immer die Chance, etwas aufzuklären und sich einen Namen zu machen. Aber es ist mehr als das; es geht darum, jemanden zur Rechenschaft zu ziehen. Die Akte Schließern nennt man das

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