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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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ohnmächtig werde, vielleicht sterbe.
    Und dann bin ich plötzlich in Licht gebadet.

26
    Ich bin tot. Das ist die einzige Erklärung. Ich bin tot und im Himmel. Das Gras unter mir ist weich und duftet, keineKiefernnadeln oder Schmutz. Das Licht kommt von dem Vollmond, der durch sanft wogende Äste schimmert und sich in einem gurgelnden Fluss spiegelt. Ein Mädchen beugt sich über mich und streicht mir über das Haar.
    »Johnny!« Sie sinkt über mir zusammen, und ich spüre ihre Tränen auf meiner Wange. »Johnny!«
    Sie kennt meinen Namen. »Bist du ein Engel?« Könnte hinhauen.
    »Wohl kaum.«
    Und dann sehe ich das kurze, wenig engelhafte Haar des Mädchens, und mir wird klar, dass es Meg ist. Meg hat mich gerettet. Ich blicke mich um und halte nach Sieglinde und Siegfried Ausschau, aber sie sind nicht da. In der Ferne sehe ich die Umrisse eines Bauernhofes mit Silo.
    »Wie bin ich hierhergekommen?«
    »Der Ring, Dummerchen.«
    »Der Ring?«
    »Wenn du ihn jemandem gibst und derjenige ihn sich an den Finger steckt, bist du sofort bei ihm. Das Geben ist Teil der Magie.«
    Ich erinnere mich, wie wütend ich war, als Meg den Ring zurückverlangt hat. Dabei hat sie von vornherein gewusst, dass sie ihn verwenden kann, um mich zu retten.
    »Wo sind wir denn?«, frage ich. Meine Kehle schmerzt immer noch da, wo Siegfried mich gewürgt hat.
    Meg denkt nach. »Ich kann anderthalb Kilometer in etwa acht Minuten laufen. Aber ich glaube, heute bin ich schneller gerannt als sonst. Deshalb sind wir wahrscheinlichungefähr zweieinhalb Kilometer von der Stelle entfernt, wo wir eingesperrt waren. Wir sollten machen, das wir hier wegkommen.«
    Ich schaue auf ihre Füße hinunter. Barfuß. Sie hält ihre Flipflops in der Hand. Wie ist sie zweieinhalb Kilometer ohne Schuhe gerannt?
    »Wir gehen dann besser mal los. Warum ziehst du nicht einfach meine Schuhe an?«, sage ich, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie wir irgendwohinkommen sollen. Wir sind in einem fremden Land, ohne Pass, ohne Landkarte. Wir sprechen die Sprache nicht.
    Als ich aufstehe spüre ich, wie etwas an mir zieht.
    »Aber andererseits«, sage ich, »müssen wir vielleicht gar nicht zu Fuß gehen.«
    Denn es ist der Umhang, der an mir zieht. Ich muss ihn fest im Griff gehabt haben, um ihn Sieglinde zu entreißen, als Meg mich hierher gezaubert hat.
    Rasch wickle ich den Umhang um Meg und mich. Fast zeitgleich höre ich Stimmen, Hundegebell, sogar Pferdehufe. Sie kommen näher. Sie haben uns gefunden.
    Ich wünschte, ich wäre im Weißwedelhirsch-Wildreservat in Big Pine Key.
    Und dann sind wir dort.
    »Was ist passiert?«, fragt Meg.
    Ich blinzle in das Licht um uns herum. Es ist kein Mondlicht mehr. Wir sind nicht mehr in Zalkenbourg, nicht einmal mehr in Europa. Wir sind um die halbe Weltgereist, wie in Jules Vernes Lügengeschichte, und dem Sonnenstand nach zu urteilen, würde ich annehmen, dass es in Florida Mittag ist.
    »Magie.« Ich ziehe den Umhang von unseren Schultern. »Victoriana hat mir einen magischen Umhang geschenkt. Ich habe mir gewünscht, im Nationalen Key-Weißwedelhirsch-Wildreservat zu sein, und jetzt sind wir da.«
    »Wolltest du genau hier hin?« Meg deutet nach unten.
    Ja, nach unten. Wir sind nämlich auf einem Baum gelandet – auf einem Flammenbaum, wie es aussieht, was gut ist, denn es ist ein großer Baum mit vielen flaumigen orangefarbenen Blüten, die uns verbergen, aber es ist auch schlecht, denn wir befinden uns in zwölf Meter Höhe. Etwas schwirrt über meinen Kopf. Ich blicke hoch und sehe, dass es ein Bussard ist. Er dreht sich in der Luft und schießt wieder herab. Ich rudere mit den Armen. »Hey! Wir sind nicht tot!«
    »Noch nicht.« Meg schaut nach unten. »Wie kommen wir zurück auf den Boden?«
    »Noch einmal wünschen.« Aber dann fällt mir etwas ein. Norina – Sieglinde – war gleich um die Ecke, als ich mit dem Fuchs geredet habe. Damals nahm ich an, dass sie nicht verstehen kann, was er sagt, und dass sie deshalb nicht weiß, wohin ich will. Das war jedoch, bevor ich wusste, dass Norina eine Hexe ist. Was, wenn sie den Fuchs doch verstanden hat? »Zuerst sollten wir sichergehen, dass uns niemand gefolgt ist.«
    »Du meinst, wir sollen hier warten? Hier oben?«
    »Nur ein paar Minuten. Wenn uns jemand verfolgt, entdeckt er uns hier oben vielleicht nicht, aber wir können ihn sehen.«
    Während Meg noch darüber nachdenkt, erhebt sich ein Schwarm blauer Schmetterlinge aus ein paar roten Blüten und fliegt direkt vor

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