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Klammroth: Roman (German Edition)

Klammroth: Roman (German Edition)

Titel: Klammroth: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isa Grimm
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einen Ruck und streckte ihm ihre Hand entgegen. »Entschuldige«, sagte sie und sah ihm in die Augen. »Ich hab dich nicht mal richtig begrüßt.«
    Er neigte den Kopf in einem Anflug von Verwunderung, ergriff aber ihre Hand und schüttelte sie mit der unbeholfenen Kraft, die seine Statur erwarten ließ. Er hatte lange, schmale Finger, das Einzige an ihm, das nicht mit seiner Muskulatur in die Breite gegangen war.
    »Hallo, Anais Schwarz«, sagte er förmlich, aber mit einem Lächeln. »Schön, dich zu sehen.«
    »Dich auch«, log sie.
    Er hatte noch immer diese Lücke zwischen den Schneidezähnen, an die sie seit damals nicht mehr gedacht hatte.Auch das Alter würde aus ihm keinen attraktiveren Mann mehr machen, und sie fragte sich, warum seine Augen gleich wieder flackerten, nachdem sich ihre Blicke für ein paar Sekunden begegnet waren.
    »Ist lange her«, sagte er. »Mein herzliches Beileid. Ich hätte das gleich sagen   –«
    »Ist schon okay. Theodora und ich standen uns nicht besonders nah.« Sie deutete mit einem Nicken den Gang hinunter. »Und er scheint nichts mehr davon mitzubekommen.«
    Erik wirkte erleichtert, dass sie ihm das Angebot machte, wieder zum Beginn ihres Gesprächs zurückzukehren. »Wir haben es ihm gesagt. Also, ich. Jemand musste es ja tun, und du warst noch nicht da, deshalb   …«
    »Danke. Ich bin wirklich froh darüber.« Sie fing Lilys fordernden Blick auf. »Ich muss dich mal was fragen«, sagte sie zu Erik.
    »Klar.«
    »Ihr könnt doch sicher nachsehen, ob er sein Telefon benutzt hat, oder?«
    »Was gibt’s denn für ein Problem?«
    »Ich weiß schon, in seinem Zustand ist das nicht besonders wahrscheinlich   … Aber   –«
    »Der Apparat ist gar nicht angeschlossen«, sagte Erik. »Wir stellen den Leuten   … also Patienten wie ihm, Demenzkranken   … wir stellen ihnen manchmal Gegenstände aus ihrem früheren Leben hin. Damit sie sich vielleicht doch wieder an Dinge erinnern. Und weil er Schuldirektor war und Bürgermeister, dachten wir, ein Telefon wäre das Richtige. Aber wenn du das nicht möchtest, kann ich es auch   –«
    »Das heißt«, fiel sie ihm ins Wort, »er kann mit dem Ding gar nicht telefonieren?«
    »Nicht, wenn er nicht heimlich in die Zentrale geschlichen ist, das Programm hochgefahren und den Anschluss in seinem Zimmer aktiviert hat. Und unters Bett gekrochen ist, um das Kabel einzustecken.«
    Lily räusperte sich verlegen. Anais schoss einen Blick auf sie ab, der so viel sagen sollte wie: Er hat mich angerufen, okay? Ich hab mir das nicht eingebildet!
    Erik verlagerte das Gewicht seiner Muskelmasse von einem Fuß auf den anderen. »Das mit dem Computerprogramm dürfte schwierig für ihn sein. Was aber das Herumlaufen angeht   …«
    Anais starrte ihn an. »Was meinst du?«
    »Na ja.« Erik druckste herum. »Normalerweise sitzt er den ganzen Tag in seinem Sessel und guckt aus dem Fenster. So wie jetzt gerade. Aber nachts, also, da ist es schon mal vorgekommen, nicht oft, nur ein paar Mal   … Jedenfalls ist er auf Wanderschaft gegangen. Menschen in seinem Zustand tun das manchmal.«
    Sie blickte den Gang hinunter zur offenen Tür des Zimmers. »Er läuft bei Nacht durchs Heim?«
    »Nicht nur durchs Heim.« Erik räusperte sich. »Der Empfang ist nachts zwar besetzt, aber manchmal wird der Nachtdienst auf eine der Stationen gerufen und   … Jedenfalls ist er irgendwie nach draußen gekommen.«
    Anais atmete tief durch. »Er ist im Freien rumgelaufen? Mitten in der Nacht?«
    Erik hob abwehrend die Hände. Seine Augen zuckten hinter der Hornbrille, als erwartete er, sie könnte den Rest der Klasse zusammentrommeln und an alte Zeiten anknüpfen. »Weit ist er nicht gekommen. Er hatte nicht viel an, und irgendwer hat ihn jedes Mal gesehen und uns angerufen. Wir haben ihn nach ein paar Minuten aufgesammelt, bevor irgendwas passieren konnte.«
    »Liebe Güte.«
    »Wirklich, er ist nur die Straße runtergegangen, sonst nichts.«
    »Bis zum Wasser ist es nicht weit. Was, wenn er   –«
    »Oh, nein, wirklich, er ist immer Richtung Stadt gegangen! Niemals zum Fluss.«
    »Wie oft ist das passiert?«
    »Drei, vier Mal.« Er wich ihrem Blick aus. »Vielleicht auch sechs oder sieben.«
    » Sieben Mal?« Sie erschrak, weil ihre Stimme so laut geworden war. Rasch bemühte sie sich, wieder ruhiger zu werden. »Ein alter Mann mit Demenz spaziert sieben Mal an eurer Nachtwache vorbei? Machen das hier alle so?«
    »Tut mir leid. Vielleicht solltest du mit der

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