Klappohrkatze kommt nach Hause: Meine Abenteuer mit Norton (German Edition)
seiner heimischen Küste. Wenn er sieben Tage zum Entspannen und Erholen hatte, machte es mir nichts aus, ihn mitzuschleppen, bevor ich ihn wieder ins Flugzeug setzte. Aber selbst um das Vergnügen seiner Begleitung zu haben, war es nicht fair, ihn dreitausend Meilen fliegen zu lassen, wenn es nur ein Zwei- oder Drei-Tages-Trip war.
Wenn ich weniger als eine Woche wegblieb, dann meist aus geschäftlichen Gründen, was hieß, dass Janis ebenfalls zu Hause blieb und sich um ihre Stiefkatze kümmern konnte. Es ist bestens dokumentiert, dass Norton Janis sehr gern hatte und sich niemand besser um ihn kümmerte. Aber so sehr ich es auch hasste, von ihm getrennt zu sein, so wenig schätzte auch er es, sich von mir trennen zu müssen. Er fühlte sich wohl in Janis’ Wohnung und bekam jede Menge Streicheleinheiten und freundliche Gespräche sowie eine mehr als akzeptable Schlafsituation (d. h. meine Seite des Bettes – oder, falls diese Frau, die mich in ihrem Brief moralischer Verderbtheit bezichtigte, tatsächlich dieses Buch lesen sollte, das Sofa im Wohnzimmer, wo alle männlichen Übernachtungsgäste schliefen).
Aber wenn ich von unterwegs anrief, lautete der Report meist so:
Erster Tag: Janis berichtete, dass alles in Ordnung war. Norton schlief neben ihr, versuchte sie früh zu wecken, um sich füttern zu lassen (etwas, was er bei mir nie machte; aber bei Janis legte er seine Pfote aufs Gesicht und versuchte, um sechs Uhr morgens behutsam ihre Augenlider aufzuziehen) und verbrachte einen friedlichen Tag damit, in ihrer Wohnung von Zimmer zu Zimmer zu schlendern.
Zweiter Tag: Immer noch alles in Ordnung, aber Norton bewegte sich nicht so viel. Meistens döste er in der Diele.
Dritter Tag: Norton würdigte Janis keines Blickes und gab ihr eindeutig die Schuld an meiner Abwesenheit. Er schlief auch nicht bei ihr (zu intim, nehme ich an, bei solch einer Verräterin zu schlafen). Außerdem war er nicht mehr entspannt und zufrieden. Er war mürrisch und rührte sich kaum von der Mitte der Diele weg. Sie tat alles, was sie konnte, um ihn in ihr Zimmer zu locken, ohne Erfolg.
Vierter Tag: Norton tat nichts anderes, als zu schmollen. Janis verwendete Ausdrücke wie »klinische Depression«.
Fünfter Tag: Ihm reichte es. Wütend, dass ich mich offensichtlich ohne ihn amüsierte, ging Norton in Janis’ Schlafzimmer, wenn sie im Büro war, und hinterließ ihr ein ekliges kleines Geschenk. Exakt mitten in ihrem Bett. Direkt auf ihrer antiken Bettwäsche und ihrem Quilt. Wenn Janis nach Hause kam, rief sie mich an, wütend, klar, aber auch frustriert. »Ich behandle ihn so gut«, sagte sie immer. »Ich glaube, ich finde es nicht richtig, dass er glaubt, in mein Bett scheißen zu müssen.«
Ich versicherte ihr dann, es sei nicht persönlich gemeint, und ich würde meine Katze nach meiner Rückkehr streng zurechtweisen. Aber tief innerlich war ich irgendwie froh. Natürlich wünschte ich niemandem einen verschmutzten Quilt, schon gar nicht der Liebe meines Lebens. Aber wenn ich schon deprimiert war, von meiner Katze getrennt zu sein, war es tröstlich zu wissen, dass er genauso neurotisch war wie ich.
Auf dieser Fahrt nach San Francisco blieb er natürlich nicht bei Janis, denn Janis fuhr auch mit. Während der drei Tage, die wir weg waren, blieb er bei einer Frau namens Ann King. Seltsamerweise kannte ich Ann kaum. Sie war die gute Freundin einer Freundin – und hatte mir ausrichten lassen, sie sei ein großer Fan von Norton. Man sagte mir, falls sich je die Gelegenheit böte, würde sie sich nur zu gern um ihn kümmern (nur damit Sie’s wissen, mir sagt nie jemand: »Falls du jemals jemanden brauchst, der sich um dich kümmert, ruf mich einfach an.«). Da sich nun die Gelegenheit ergab, rief ich sie an, fragte, ob sie für ein langes Wochenende eine Katze aufnehmen würde, und sie griff zu. Als ich Norton in ihrer Wohnung in Chelsea vorbeibrachte, bekam er die übliche Königliche-Hoheit-auf-Besuch-Behandlung. Ann hatte überall spezielle Näpfe für sein Futter aufgestellt, und während ich halb unsichtbar danebenstand, zeigte sie ihrem Gast die gesamte Wohnung. Als ich ging, erforschte Norton hochvergnügt alle Ecken und Winkel. Und als ich nach dem Wochenende wiederkam, um ihn abzuholen, bekam ich den ausführlichen Report: keine Depression, kein mürrisches Schmollen, keine unangenehmen Überraschungen auf der Tagesdecke. An beiden Küsten war die Reise so erfolgreich wie irgend vorstellbar verlaufen – von Janis
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