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Klassentreffen

Titel: Klassentreffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Vlugt
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Olaf macht in der Küche solchen Krach, dass er mich nicht hört; jetzt ist mein Porzellanservice dran. Ich reiße die Tür auf, werfe sie hinter mir zu und schließe ab. Das dürfte ihn eine Weile aufhalten, wenn er merkt, dass ich abgehauen bin. Es liegen zwar noch irgendwo ein paar Reserveschlüssel herum, aber die wird er auf die Schnelle nicht finden.
    Ich renne die Treppe hinunter und stürme aus der Haustür. Die Abendluft kühlt mein erhitztes Gesicht. Zum Glück steht mein Auto direkt vor dem Haus. Ich laufe hin, stecke zitternd den Schlüssel ins Schloss und falle fast auf den Sitz. Türen verriegeln, Motor anlassen und nichts wie weg.

KAPITEL 38
    Es wundert mich immer wieder, wie viele Leute spätabends noch zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto unterwegs sind. Ich bin froh, dass ich nicht allein bin, auch wenn die anderen hauptsächlich Kneipengänger sind. Die Straßenbeleuchtung, die Neonreklamen und die erleuchteten Fenster der Lokale bringen mich zurück in eine Welt, in der man die Nacht zum Tag macht und sich amüsiert.
    Hoffentlich wird Jeanine mein Kommen ähnlich positiv aufnehmen.
    Leider bemerkt sie es zunächst gar nicht. Ich klingle x-mal, aber nichts tut sich. Schließlich greife ich zum Handy und wähle ihre Nummer. Ich weiß, dass sie ihr Handy für den Fall der Fälle immer auf dem Nachttisch liegen hat.
    Kurz bevor die Voicemail mich abwimmeln kann, ertönt ihre verschlafene Stimme.
    »Huaaah?«
    »Jeanine, ich bin’s: Sabine. Ich steh vor deiner Tür. Mach auf!«
    »Sabine?«
    »Ja. Lass mich rein, bitte!«
    »Was ist denn los?«
    »Das erklär ich dir gleich. Machst du auf?«
    »Huaaah.«
    Im Schatten des Hauseingangs warte ich auf sie und behalte währenddessen die Straße im Auge, aber weit und breit ist niemand zu sehen.

    Die Tür geht auf, und Jeanines blasses Gesicht, umrahmt von Haarzotteln, guckt mich verschlafen an. »Was ist los? Wollten wir ausgehen oder wie oder was?«
    Ich trete in den Flur. »Kann ich bei dir übernachten?«
    »Was ist denn passiert? Kannst du nicht in deine Wohnung?«
    »Nein. Olaf schlägt dort alles kurz und klein.«
    Sie macht große Augen und prustet dann los: »War der Sex soooo schlecht?«
    »Das ist kein Witz, Jeanine. Olaf ist anders, als es den Anschein hat.«
    »Erzähl«, sagt sie und geht mir voran ins Wohnzimmer.
    Ich fasse mich kurz, trotzdem gelingt mir offenbar eine so anschauliche Schilderung der Ereignisse, dass Jeanine fassungslos den Kopf schüttelt. »Wer hätte das von Olaf gedacht? Trotzdem – wär’s für dich in Ordnung, wenn wir jetzt gleich schlafen gehen? Ich bin hundemüde.« Jeanine gähnt ungeniert. »Außerdem hab ich keine Lust, jetzt noch die Gästematratze vom Boden zu holen, du musst dich zu mir ins Bett legen.«
    Damit habe ich kein Problem. Ich ziehe mich aus und schlüpfe neben Jeanine ins Doppelbett. Sie schläft ein, als wäre sie gar nicht richtig wach geworden, sondern nur automatisch zum Klo gewankt. Ich selbst liege noch lange auf der Seite und starre auf die Umrisse der Möbel, die das Dunkel langsam preisgibt.
    Ich rechne damit, dass jeden Moment das Telefon klingelt, aber dem ist nicht so. Olaf hat anscheinend noch nicht gemerkt, dass ich weg bin. Oder ist er etwa schon auf dem Weg hierher? Steht er demnächst vor der Tür? Oder morgen früh, wenn ich aufwache?
    Nein, er weiß doch gar nicht, wo Jeanine wohnt. Aber das wird er rausfinden, wenn auch nicht mitten in der Nacht.
Außerdem weiß er ja überhaupt nicht, dass ich hier bin, und morgen früh muss er wieder zur Arbeit.
    Trotz dieser einigermaßen beruhigenden Gedanken bin ich so nervös, dass ich keinen Schlaf finde. Ich stehe auf und tappe im Dunkeln ins Wohnzimmer. Im Erker steht ein Schaukelstuhl. Ich setze mich hinein, ziehe den Vorhang ein kleines Stück auf, kippe das Fenster und zünde mir eine Zigarette an. Wie Olaf wohl reagiert hat, als er gemerkt hat, dass ich auf und davon bin? Vielleicht nimmt er sich einen Tag frei und hockt den ganzen Montag in meiner Wohnung rum. Dann kann ich nicht mehr zurück. Aber es gibt ja sowieso kein Entkommen: Im Büro laufen wir uns zwangsweise über den Weg. Das ist aber nicht weiter tragisch, so lange ich nicht mit ihm allein bin. Ich hätte heute Nacht Anzeige erstatten sollen! Mein Gott, blöd von mir, dass ich’s nicht gemacht hab. Die Polizei hätte ihn rausgeworfen, und ich hätte wieder in meine Wohnung gekonnt.
    Ich inhaliere tief, blase den Rauch durch den Fensterspalt und behalte die Straße

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