Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Klassenziel (German Edition)

Klassenziel (German Edition)

Titel: Klassenziel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. A. Wegberg
Vom Netzwerk:
Wort. Es ist komisch, dass sie nicht da ist. Ungewohnt. Ich kann allerdings nicht behaupten, dass sie mir total fehlt. Sie ist eben einfach weit weg, das ist Fakt, damit muss ich jetzt klarkommen, und ich denke, das krieg ich hin.
    «Ich auch», sagt er.

    I ch checkte immer noch nicht, was Nick eigentlich von mir wollte, wieso er mich mitten in der Nacht hier hingebracht hatte und was für ein wirres Zeug er da redete. Weil ich Angst hatte, kriegte ich nicht mit, dass er mich gleichzeitig provozieren und mir irgendwas mitteilen wollte.
    «Du solltest mich nicht unterschätzen», sagte Dominik. «Das ist nämlich ein Fehler, den ganz viele machen. Aber du solltest mich eigentlich besser kennen. Na ja, obwohl – wahrscheinlich bist du viel zu sehr mit dir selbst beschäftigt, um irgendwas zu schnallen.»
    Ich schnappte nach Luft. Wie unfair! Wie gemein! Dabei fing er doch jedes Mal an zu mauern, wenn ich ihn was fragte!
    «Aber ist ja auch egal. Ich meine, es kommt jetzt sowieso nicht mehr drauf an.»
    Ich fror plötzlich. Was sollte das denn heißen? Wollte Nick sich umbringen oder was? Ach du Scheiße. Ich hatte die furchtbare Ahnung, dass er jetzt gleich vor meinen Augen irgendwas machen würde – sich die Pulsadern aufschneiden oder sich erhängen oder sich mit Tabletten vergiften. Was immer er auch plante, ich wollte auf keinen Fall dabei zusehen müssen!
    «Komm, wir fahren jetzt zurück», flehte ich mit dieser elend dünnen Stimme. «Das reicht doch jetzt, echt. Du hast mein Handy geschrottet, und ich hab mir fast in die Hose gepinkelt, also können wir jetzt fahren? Bitte.»
    Dominik gab keine Antwort. Er guckte träge in der Gegend rum und reagierte nicht. Ich glaube, er hatte mir nicht mal zugehört. «Nick?», flüsterte ich.
    «Hm? Was? Mann, halt doch mal die Fresse», erwiderte er so genervt, als würde ich ihn bei der Erfindung der Glühbirne stören. Entmutigt starrte ich auf meine Schuhspitzen.

[zur Inhaltsübersicht]
    71
    I ch bin ein bisschen spät dran und kann mich nicht mehr auf dem Pausenhof aufhalten, sondern laufe gleich die Treppe hoch und in den Klassenraum. Mir wird ganz kalt vor Schreck, als ich die Tür öffne und kein Mensch zu sehen ist. Verdammt! Was hab ich jetzt wieder verpeilt? Dann fällt es mir auch schon ein: Die ersten beiden Stunden haben wir Sport. Ich galoppiere die Treppe wieder runter und rüber zur Turnhalle und komme gerade in dem Moment in der Umkleide an, wo der Letzte – nämlich Maxi – sie in Sportkleidung verlässt.
    So schnell hab ich mich wohl noch nie umgezogen. Ich hab echt keinen Bedarf an noch einem Lehreranschiss, immerhin hatte ich davon schon mehrere in den letzten Tagen. Die anderen laufen sich bereits warm, als ich in die Halle komme. Ich reihe mich möglichst unauffällig ein, und ich glaube, die … wie hieß sie noch?, also, die Lehrerin hat wirklich nicht gemerkt, dass ich zu spät war. Erleichtert ziehe ich meine Runden.
    Heute steht so eine Art Hindernisparcours auf dem Programm. Wir müssen im Schlusssprung über Bänke hüpfen, im Zickzack über ein Seil springen, zwei aufeinandergestapelte Kästen im Bocksprung überwinden und einen Teil der Strecke an Ringen entlanghangeln. Darin bin ich deutlich besser als im Barrenturnen. Ich kriege einmal ein «Gut!» und wenig später sogar ein «Sehr schön, Benjamin!» zu hören.

    E s gibt Sachen, die sind so groß und so gewaltig», setzte Dominik wieder an. Für mein Gefühl hätte da jetzt ein Vergleich kommen müssen – «so groß und so gewaltig wie die Alpen» oder so was –, aber er ließ den Satz an dieser Stelle enden. «Dieses Rumgeklimper auf deiner Gitarre ist doch echt dämlich. Ich meine, was bewirkst du denn damit? Da stehen ein paar Leute rum, die grölen und hopsen und fühlen sich eine halbe Stunde lang gut, und am nächsten Tag haben sie dich schon wieder vergessen.» Haben sie nicht, dachte ich. Sie schreiben Kommentare in mein Facebook-Profil. Und zum nächsten Gig kommen sie wieder und bringen noch ihre Kumpels mit. Aber ich schwieg.
    «Du kriegst nichts auf die Reihe, was irgendwie von Dauer ist», sagte Nick abschätzig. «Du hast ja nicht mal diese Billie behalten. Eine Nacht, und schon war sie wieder weg. Wahrscheinlich hat sie dich bloß aus Mitleid rangelassen.» Ich dachte daran, wie Billie mich auf dieser Parkbank aus meinen Klamotten gezerrt hatte. Sie hatte gekeucht und gestöhnt, wenn ich ihre Brustwarzen anfasste. Aber was für einen Sinn hätte es gehabt, Nick

Weitere Kostenlose Bücher