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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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über einen Ton um die eintausend Hertz abgegeben hatte, plötzlich höher und höher zu pfeifen. Julia griff in den Ziertopf, in welchem eine Yucca stand, und holte ein winziges schwarzes Etwas mit einem Endchen Draht daran heraus. Sie lächelte und sagte: »Dachte ich es mir doch: Sie werden belauscht.«
    Sie drehte das unscheinbare Stück zwischen den Fingern hin und her und legte es schließlich auf den Schreibtisch: »Das ist ein Minispion. Besser bekannt als Wanze.«
    Friedanger staunte nicht schlecht. Er konnte sich nicht denken, wer ihn belauschen sollte, aber er verdächtigte sofort Großmann & Sichel. Vielleicht hatten diese Schufte sogar einen Spitzel in seinem Bootsbau? Friedanger fühlte sich ziemlich klein. Aber das verschmitzte Lächeln Julias, das er nicht sah, weil er wie gebannt auf das kleine schwarze Ding starrte, hätte Zweifel aufkommen lassen müssen. Vielleicht hatte sie diese Wanze mit einem Taschenspielertrick selbst in die Yucca praktiziert. Das konnte durchaus sein. Wenn das wirklich ein heimlich versteckter Minispion gewesen wäre, dann hätte sie ihn vermutlich nicht angerührt. Denn indem sie ihn wegnahm und unschädlich machte, war der Lauscher, der ihn in dem Topf versteckt hatte, gewarnt. Doch wer sollte jetzt klären, ob Julia hier mit offenen Karten spielte? Friedanger jedenfalls nahm sich felsenfest vor, von nun an höllisch aufzupassen. Und genau das wollte Julia erreichen. Wenn es ihr auf nachhaltige Wirkung ankam, erinnerte sie sich meistens an jenen jesuitischen, oft missbrauchten Grundsatz, nach dem der Zweck die Mittel heiligte.
    Julia steckte den Minispionfinder in ihre Handtasche und setzte sich. Friedanger stand noch immer betroffen im Raum. Er überlegte, wie er es anstellen sollte, höllisch aufzupassen, aber ihm fiel absolut nichts ein.
    Er hatte vergessen, ihr einen Platz anzubieten. Als er sich nachdenklich ihr gegenüber setzte und sie ansah, deutete sie mit dem Zeigefinger in Richtung Sekretariat und fragte leise: »Hört sie unser Gespräch mit?«
    Friedanger schüttelte erst heftig den Kopf, aber dann schienen ihm doch Zweifel zu kommen. Er hob hilflos beide Hände und starrte Frau Getti mit offenem Munde an. War denn plötzlich alles unsicher geworden? Oder war das schon lange so, und es wurde ihm erst jetzt durch Frau Getti bewusst?
    »Also müssen wir uns einen Raum ohne Telefon suchen. Gibt es so einen in Ihrer Firma?«
    Es gab im ganzen Werksgelände keinen Raum ohne Telefon, wenigstens keinen, den er Frau Getti zumuten konnte. Also schlug Julia vor, ein bisschen spazieren zu gehen. Sie meinte, er könne ihr ja seine Werft zeigen. Und sie wollte ihm so ganz nebenbei ein paar Fragen stellen.
    Julia hatte noch nie eine Werft von innen gesehen. Friedanger versuchte zwar, ihr zu zeigen, wie gediegen Maschinen und Werkzeuge waren und wie genau gearbeitet wurde – sie nickte auch anerkennend – aber die Technik sagte ihr nichts, weil ihr jeder Vergleich fehlte. Sie brauchte kein Interesse zu heucheln, denn Friedanger war viel zu sehr mit seinen Problemen beschäftigt. Erst als er sie einlud, ein Stückchen mit der Jacht, um die es ging, hinauszufahren, sagte sie freudig zu.
    Sie erlebte das sanfte Ablegen und die gemächliche Fahrt aus dem Hafen. Er setzte die Segel tatsächlich mit einem Fingerdruck. Das Schiff legte sich sanft auf die Seite und beschleunigte. Friedanger steuerte auf die offene See hinaus, schaltete den Autopiloten ein und sagte: »Sie läuft jetzt allein. Wenn Sie es wünschen, können wir uns den Salon ansehen.«
    Es war wirklich ein Salon. So prächtig hatte sie ihn sich nicht vorgestellt. Absoluter Luxus. Kunststück – für den Preis dieser Jacht hätte man locker zehn Zehn-Meter-Jachten ordern können. Julia sah sich schon mit diesem Schiff davon segeln. Ihr Mann hatte es ja gekauft.
    »Wie heißt das gute Stück?«, fragte sie.
    »Es hat noch keinen Namen«, sagte er, »aber ich kann mir einen richtig guten vorstellen.«
    Sie ahnte, an welchen Namen er dachte, aber sie tat, als hätte sie ihm nicht zugehört. Sie befühlte das weiße Leder der Sechs-Personen-Sitzecke und strich mit der Hand über die Tischplatte, die aus Teakholz gefertigt worden war. Ein anderes Material hätte einen Stilbruch bedeutet.
    »Könnte ich segeln lernen?«
    »Selbstverständlich«, antwortete er ohne zu zögern.
    »Schaffe ich das jemals? Ich meine, trauen Sie mir das zu?«
    Er lachte laut und nickte eifrig.
    »Selbstverständlich, Frau Getti!«, rief

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