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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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er.
    »Und wo?«
    »Bei mir, wenn Sie es wünschen.«
    Julia lehnte sich in die Polster und genoss das Rauschen der Bugwelle und das Bild der Gischt, die bei manch einer heftigen Böe über das Deck fegte. Sie sog den Geruch von Salzwasser und frischem Holz ein, legte den Kopf zurück, versank in den Polstern und träumte. Friedanger sah sie an, lächelte und träumte auch, aber nicht von seinem Schiff, sondern von seiner künftigen Eignerin. Er hatte sie auf ihrer Hochzeit gesehen. Damals war sie blond, sehr anziehend; von ihrem Mann, diesem Dr. Getti, angezogen wie eine Prinzessin, aber doch auch wie eine Puppe. Er hatte sie mit teuren Kleidern, Schmuck und süßem Nichtstun gelockt, ihn, den zwanzig Jahre Älteren, zu heiraten. Das wusste jeder. Diese Frau, die er insgeheim mit ihrem Vornamen anredete, diese Julia, die jetzt mit unauffälligem Make-up und ohne Blondieren noch betörender war als vor einem Jahr, hätte viel besser zu ihm, dem nahezu Gleichaltrigen, gepasst. Wenn da nur nicht seine vielen Schulden und die Millionen dieses Dr. Getti dazwischen wären!
    Er träumte von ihr und von sich, und wenn da nicht das Kollissionsschutzradar wachsam gewesen wäre, hätte er glatt einen Containerriesen gerammt. Mit dem Joystick drehte er kurz bei und nahm die Fahrt aus dem Schiff. Die Jacht richtete sich auf und dümpelte im Seegang. Von der ungewohnten Bewegung erwachte Julia aus ihren Träumen. Mit einem Ruck richtete sie sich auf und fragte unvermittelt: »Wie ist Ihr Vorname, Herr Friedanger?«
    »Edmund«, antwortete er rasch und ließ das Schiff wieder Kurs aufnehmen.
    »Also, Edmund, wir brauchen dieselben Segel wie Großmann. Richtig?«
    Er nickte nur kurz, weil er sich gerade das Radarbild ansah und den Autopiloten noch nicht wieder eingeschaltet hatte.
    »Ich weiß nicht, wie wir an das Segel herankommen können«, sagte sie nachdenklich. Sie schlug die Beine übereinander und legte ihren Kopf wieder in den Nacken. Sie schloss die Augen und fuhr fort: »Vielleicht gibt er uns den Schnitt freiwillig. Ist er vermögend?«
    Edmund bestätigte es knirschend.
    »Hat er eine Geliebte? Selbstverständlich hat er eine. Wer Geld hat, hat auch eine Geliebte. Das könnte man seiner Frau stecken, falls er sich weigert, sein Geheimnis preiszugeben. Man könnte auch dem Finanzamt einen Hinweis geben. Das klappt garantiert. Es sollte mich wundern, wenn er brav seine Steuern abführen würde.«
    Sie unterbrach sich und zog die Stirn in Falten. Sie schüttelte heftig den Kopf und fuhr dann fast zornig fort: »Das ist mir alles zu vulgär. Es hat keinen Stil. Ich wünsche, Großmann & Sichel glanzvoll untergehen zu sehen.«
    Sie lächelte. Ihr ganzes Gesicht hellte sich auf. Dann ergänzte sie langsam und leise: »Am liebsten vor großem Publikum. Das wäre schön.«
    »Ja, aber«, gab Edmund zu bedenken, »Sie haben doch etwas vor, was, wie mir scheint, nicht so ganz legal ist. Oder täusche ich mich da?«
    »Sie täuschen sich nicht. Sie können das getrost beim richtigen Namen nennen: Es wird ganz sicher total illegal sein.«
    »Und wenn es schiefgeht?«, warf er ein.
    Sie winkte lässig ab und sagte: »So schlimm ist das nun auch wieder nicht: Wofür man früher im Gefängnis landete, dafür kommt man heute ins Fernsehen.«
    Er verstand sie nicht. Was sie vorhatte, war gesetzwidrig. Und er steckte da mitten drin.
    Edmund wendete die Jacht und nahm wieder Kurs auf seine Werft zu. Wenig später war der Wind völlig abgeflaut. Die See war spiegelglatt. Sie mussten mit Motorkraft weiterfahren. Das Schiff glitt mit kleiner Fahrt ruhig dahin. Edmund holte eine Flasche Rotwein aus der Bar und zeigte ihr das Etikett. Sie nickte.
    Nach dem ersten Schluck sagte Julia: »Ich muss Ihre Wohnung und Ihre Fahrzeuge entwanzen. Das ist das eine. Als zweites brauche ich jemanden, der sich bei Großmann auskennt und schon mal Ärger mit ihm hatte. Wen hat Großmann in letzter Zeit in Ungnade entlassen?«
    Er brauchte nicht lange nachzudenken, denn dieser Fall hatte sich sehr rasch herumgesprochen: »Er hat seinen besten Informatiker entlassen. Er traute ihm nicht mehr. Krefeld heißt der junge Mann.«
    »Na, das ist doch prächtig!«, rief sie. «Über diesen Krefeld kommen wir an Großmanns Computer heran. Da werden wir doch sicher fündig werden.«
    Sie erhoben ihre Gläser und prosteten sich zu.
    Julia war mit dem Anfang zufrieden. Mehr konnte sie jetzt nicht tun. Den Informatiker würde sie sicher ganz schnell finden.
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