Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
Vom Netzwerk:
hereinkam.
    Gero Hellbach kippte seine Sessellehne in Liegestellung und ließ sich mit Kriminalhauptkommissar Palmer verbinden.
    »Mein lieber Rex, ich habe ihn. Er sitzt in einem Büro in Amsterdam«, rief er ins Telefon und klatschte sich vor Freude auf den Schenkel. So gut wie Dr. Getti war Gero Hellbach offenbar nicht erzogen worden. Palmer musste sich erst zurechtfinden. Das erklärte sein langes Schweigen.
    »In Amsterdam also. Und was macht er da?«
    Hellbach klärte Palmer auf, wie einfach und schnell die Messergebnisse vom Windkanal der hiesigen Hochschule nach Amsterdam kämen. Heiko Großmann würde seine Arbeit in den nächsten Tagen beenden, das Segel für die Rekordjacht könnte genäht werden und dann ginge es per Flugzeug ab nach Neuseeland, falls er nicht viel einfacher die Daten per Internet nach Neuseeland schickte und das Segel dort nähen ließ. Und Friedanger würde dann nicht nur mit dem gleichen Schiff, sondern auch mit dem gleichen Segel antreten.
    »Wäre doch eigentlich nur gerecht. Oder was meinst du?«, fragte er Palmer.
    »Moralisch schon«, meinte Rex, »aber Diebstahl ist es trotzdem. Willst du Anzeige erstatten?«
    »Hatte ich nicht vor. Nein, nicht anzeigen, aber meinem Auftraggeber muss ich es berichten.«
    »So kurz vor der Regatta wird ihm das gewaltig auf den Magen schlagen.«
    »Hast recht, Rex, das hat Zeit, bis die Wettfahrt vorbei ist. Ändern kann er jetzt sowieso nichts mehr. Weißt du, ich sehe mir morgen das Büro in Amsterdam mal an. Sag` mal, willst du nicht mitkommen?«
    Rex überlegte blitzschnell, was er jetzt tun sollte. Er musste unbedingt vor Hellbach in Amsterdam sein. Am besten gleich losfahren.
    »Tut mir leid, sagte er, aber ich habe für morgen schrecklich viele Termine. Wann fährst du denn? Am Nachmittag? Vielleicht kann ich mich übermorgen loseisen. Gibst du mir Adresse und Telefonnummer?«
    »Sagt Marion dir. Also gut, Rex, ich fahre morgen Vormittag allein. Länger warten halte ich für nicht sehr klug. Besser morgen. Ich werde dir jedenfalls erzählen, was ich dort gefunden habe.«
    Rex Palmer wählte sofort die Nummer in Amsterdam. Es meldete sich eine männliche Stimme: »Vertrieb von Mikromotoren für Tauchboote, guten Tag, was kann ich für Sie tun?«
    »Geben Sie mir die Chefin.«
    »Das tut mir leid, aber die Chefin ist erst morgen wieder im Büro.«
    »Macht nichts. Schicken Sie mir doch den Katalog Ihrer Firma ...«
    »Oh, Sie haben aber wirklich Pech. Der ist nämlich noch nicht fertig, der Katalog, weil wir ein ganz junges Unternehmen sind, aber besuchen Sie uns doch morgen, ab neun Uhr sind wir zu sprechen, und die Chefin ist dann auch hier. Ist das ein Angebot?«
    Es war ein Angebot. Eine Frau also leitete den Vertrieb von Mikromotoren für Tauchboote. Der junge Mann war prompt auf Palmers Trick hereingefallen, nach der Chefin, und nicht nach dem Chef zu fragen. Großmann, Friedanger, der Prozess, Getti, seine Frau und ihre Jacht, jetzt ein Spionagefall aus Amsterdam und dann noch eine Frau als Chef.
    »Julia, mein Mädchen, jetzt geht es dir an den Kragen«, murmelte Palmer vor sich hin. Der sonst in jeder noch so brenzlichen Lage ruhige und beherrschte Kommissar Palmer wurde nervös. Er sprang von seinem Sessel auf, so schnell es ihm bei seiner Masse gelang, und wanderte mit großen Schritten im Zimmer umher. Trudchen saß im Vorzimmer und hörte das Knarren der Dielen in dem uralten Bau. Dicke Luft also. Der Kaffee war fertig, aber sie wollte noch ein Weilchen warten, bis ihr Chef sich wieder gesetzt hatte.
    Doch Palmer setzte sich nicht.
    »Julia, Julia, wo ist deine Vorsicht geblieben?« Er reckte seine Hände in die Luft. Es sah aus, als wollte der eingefleischte Atheist beten. Und er wiederholte: »Friedanger, dein Mann und der Prozess; dein Ärger mit Großmann und das Schiff, das du von Friedanger bekommen hast. Nur ein Blinder bemerkt den Zusammenhang nicht.«
    Er blieb stehen und rief sich einen Satz ins Gedächtnis zurück, den Hellbach gesagt hatte: >Wäre doch eigentlich nur gerecht, wenn Friedanger sich heimlich den Schnitt für das neue Segel besorgte.< Außer Hellbach und ihm wusste niemand von Julias >Informationsbeschaffung<, wobei Hellbach von Julia noch keine Ahnung haben konnte, weil er sie erst morgen treffen würde.
    Kommissar Palmer sagte sofort alle Termine für morgen ab, verließ sein Büro, fuhr mit seinem Opel nach Amsterdam und mietete sich in der Nähe des Bürohauses ein. Noch am Abend sah er sich das

Weitere Kostenlose Bücher