Kleine Sünden erhalten die Liebe
Schlafzimmer, aber sie war nicht in 3-D.«
»In 3-D? Was meinst du damit?«, fragte ich.
»Nun, da sind die Zweige und die Blumen, und davor sieht man die Schrift und einige Glocken mit Nummern und Musiknoten und dann noch den Namen eines Mannes.«
»Davon sehe ich nichts«, stellte Clara fest. »Du hast doch keine Pilze geraucht, oder?«
»Nein«, erwiderte Glo. »Aber ich hatte einige Pilze vor ein paar Tagen auf meiner Pizza.«
»Was steht da geschrieben?«, wollte ich wissen.
»Wer diese Botschaft liest, dem bleibt die Hoffnung bestehen. Und wer noch hofft, zu dem wird die Liebe kommen«, las Glo vor. »Das möchte ich gern glauben, denn bisher hatte ich in der Liebe nicht viel Glück.«
»Ja, aber du bist eine wahre Optimistin«, sagte ich. »Jedes Mal, wenn du einen Mann kennenlernst, bist du sicher, dass er der richtige für dich ist.«
»Was siehst du sonst noch?«, fragte Clara. »Du hast etwas von Glocken und einem Männernamen gesagt.«
»Charles Duane.«
»Mach eine Zeichnung von den Glocken, damit ich sie mir vorstellen kann«, bat ich Glo.
»Klar, aber das sind nur einfache, alte Glocken, die von eins bis neun durchnummeriert sind.« Glos Augen weiteten sich. »Hier geht es um die Rettung der Menschheit, richtig? Ich wette, das ist ein Hinweis darauf, wie man den Luxuria-Stein finden kann. Und ich bin die Einzige, die diesen Hinweis sehen kann. Das ist eindeutig ein Zeichen von Zauberei. Das ist ja so was von toll!«
»Der Hinweis hilft dir nur weiter, wenn du herausfindest, wohin er führt«, meinte Clara. »Ihn nur zu sehen reicht nicht.«
»Das ist wahr«, gab Glo zu. »Aber ich fühle mich trotzdem wie ein besonderer Mensch. Und ich bin sicher, wir werden noch mehr herausfinden.«
Ich kehrte zu meinen Fleischpasteten zurück, und Glo zeichnete die Glocken auf eine Serviette und ging dann wieder in den Laden, um sich um die Kunden zu kümmern.
KAPITEL 10
D iesel rief am Mittag an und sagte, er habe Probleme. »Mein Boss will, dass ich nach einem Mann namens Sandman suche. Er ist einer von uns. Seine Spezialität besteht darin, Leute in Schlaf zu versetzen und sie dann auszurauben.«
»Einer von uns?«
»Das hat man mir zumindest gesagt. In unserem Verzeichnis wird er als mittelmäßiger Metallverbieger aufgeführt, aber anscheinend hat er mit dieser Einschläferungsgeschichte eine neue Fähigkeit entwickelt.«
»Es gibt ein Verzeichnis?«
»Ja. So habe ich auch dich gefunden. Viele Leute schlüpfen durch die Maschen, doch im Großen und Ganzen ist alles gut dokumentiert.«
»Wie?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal. Ich mache nur meinen Job, und in zwanzig Jahren kann ich mich zur Ruhe setzen und mir eine Insel im Südpazifik kaufen.«
»Und wie geht’s jetzt weiter?«
»Keine Ahnung, ich kann den Kerl jedenfalls nicht finden«, erklärte Diesel. »Er ist nicht dort, wo er sein sollte. Nimm das Bild mit, wenn du nach Hause fährst. Ich melde mich später wieder bei dir.«
Ich räumte die Backstube auf, schob das Gemälde auf den Rücksitz meines Autos und fuhr nach Hause. Im Radio hörte ich, wie über einen Kunstdiebstahl berichtet wurde. Ein wertvoller van Gogh sei auf dreiste Weise am helllichten Tag aus einem Bostoner Haus gestohlen worden. Es gebe keine Zeugen. Der Besitzer selbst halte sich zurzeit in Übersee auf.
Ich fragte mich, wie so etwas passieren konnte … am helllichten Tag. Und dann begriff ich plötzlich, dass es um den van Gogh ging, der sich auf meinem Rücksitz befand. Gütiger Himmel, ich war diejenige, die diesen Diebstahl begangen hatte.
Mir wurde zuerst schwindlig und dann übel. Bleib ruhig, befahl ich mir. Keine Panik. Es ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Wir hatten das Gemälde nicht wirklich gestohlen, sondern es uns nur ausgeliehen . Wahrscheinlich würde ich fürs Ausborgen nicht mehr als zehn Jahre bekommen. Bei guter Führung würde ich vielleicht noch vor meinem vierzigsten Geburtstag wieder entlassen werden. Tief aus meiner Brust stieg ein Schluchzen nach oben, und ich stellte rasch den Sender mit Musik aus den Siebzigern ein.
Ich parkte vor meinem Haus und hastete mit dem Gemälde hinein, wobei ich sorgfältig darauf achtete, dass das Laken nicht verrutschte. Ich schloss die Tür hinter mir ab, trug das Bild nach oben und schob es unter mein Bett. Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber so einfach war das nicht.
»Das ist ein schönes Schlamassel«, sagte ich zu Katerchen. »Was, wenn sie mich schnappen?
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