Kleine Sünden erhalten die Liebe
Was soll ich dann sagen? Es tut mir leid, Euer Ehren, aber ich habe nur versucht, die Menschheit zu retten. Und dann erzähle ich dem Gericht, dass ich besondere Fähigkeiten habe und verzauberte Gegenstände erkennen kann. Nicht einmal ich glaube das.«
Ich setzte mich mit meinem Computer auf die Couch und suchte bei Google nach Charles Duane. Ich hielt ihn für einen Komponisten, da sein Name anscheinend mit den Noten auf dem Bild etwas zu tun hatte. Überrascht stellte ich fest, dass er von 1893 bis 1911 Pastor an der Old North Church gewesen war.
»Das hilft mir nicht weiter«, sagte ich zu Katerchen.
Es klingelte an der Tür, und mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich spähte aus dem Fenster und rechnete beinahe damit, ein SWAT-Team vor der Tür zu sehen, aber es war nur Glo.
Ich ließ sie rein. »Warum bist du nicht in der Arbeit?«
»Clara meinte, ich sei heute zu nichts zu gebrauchen, also hat sie mir den Nachmittag freigegeben. Sie sagte, sie wolle nichts mehr über die Rettung der Welt hören, aber, meine Güte, das ist wirklich wichtig. Ich meine, es geht um die Welt . Und du wirst nie erraten, was ich herausgefunden habe. Charles Duane war Pastor an der Old North Church, also lass uns gehen.«
»Wohin? Zur Old North Church?«
»Ich bin sicher, dass wir dort weitere Hinweise finden werden«, erklärte Glo. »Meine Zauberkünste schlagen allmählich durch. Es würde mich nicht überraschen, wenn ich in der Kirche eine Vision haben würde. Möglicherweise kann ich uns dann den direkten Weg zu dem Luxuria-Stein weisen.«
Ich beauftragte Katerchen damit, das versteckte Gemälde zu bewachen, und eine Stunde später trafen wir an der Old North Church im Bostoner Stadtviertel North End ein. Das massive Backsteingebäude wirkt ein wenig klobig, und der Kirchturm sieht aus, als wäre er von Schweinchen Schlau gebaut worden. Der Gehsteig um das Gebäude und der Kirchenhof sind mit roten Ziegeln gepflastert, und auch alle anderen Bauten an der Salem Street bestehen aus Backstein. Die Straße ist so schmal, dass an den parkenden Autos höchstens ein Wagen vorbeikommt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befinden sich ein italienisches Café und ein T-Shirt-Laden für Touristen.
Ich war vor einigen Monaten den historischen Freedom Trail entlanggegangen und hatte dabei auch die Kirche besichtigt, also wusste ich ein bisschen etwas darüber. Erbaut im Jahr 1723. Es ist eine Episkopalkirche, in der sonntags Gottesdienste abgehalten werden. Sie gilt als nationales Kulturgut und ist an Wochentagen zugänglich für die Öffentlichkeit. Es gibt Führungen und einen Souvenirladen. Das Innere ist weiß gehalten und weist einige Verzierungen aus dunklem Holz auf. Über dem Mittelschiff hängen aufwändig gearbeitete Kronleuchter. Zu beiden Seiten befindet sich Kastengestühl, und auf der Empore steht eine Orgel.
»Ich war noch nie hier drin«, sagte Glo und schaute zu den Kronleuchtern hinauf. »Da ist alles so was von alt.«
Wir waren die einzigen Touristen in der Kirche. Glo spazierte herum und las die Inschriften der Gedenktafeln. Ich setzte mich auf eine der Kirchenbänke, lauschte der Stille und versuchte mir vorzustellen, wie es wohl vor zweihundert Jahren gewesen war, hier zu beten. Irgendjemand arbeitete auf der Empore. Ich hörte Schritte und hin und wieder ein Klirren.
»Die Kronleuchter und die Glocken wurden von England hierhergebracht«, sagte Glo im hinteren Teil der Kirche. »Ist das nicht cool?«
Ein Mann beugte sich über das Geländer der Empore und schaute zu Glo hinunter. »Sind Sie an den Glocken interessiert?«
»Ja«, erwiderte Glo. »Kann man sie noch läuten?«
»Wir läuten sie normalerweise vor dem Sonntagsgottesdienst. Und unter der Woche werden sie hin und wieder überprüft.«
»Wow«, staunte Glo. »Ich würde sie zu gerne einmal hören.«
»Ich bin einer der Glöckner«, erklärte er. »Wenn Sie am Sonntag wiederkommen, könnten wir anschließend vielleicht zusammen einen Kaffee trinken.«
»Klar«, willigte Glo ein.
»Ich habe ein paar Fragen zu den Glocken«, warf ich ein.
»Geben Sie mir eine Minute Zeit zum Aufräumen. Ich komme gleich zu Ihnen hinunter.«
»Wie schaffst du es nur, dich ständig zu verabreden?«, fragte ich Glo. »Du bist wie ein Magnet, wenn es um Dates geht.«
»Ich bin eben süß«, erwiderte Glo. »Und ich glaube, dass es auch an meiner Zauberkraft liegt. Ich denke dann im Stillen: Meine Güte, ist der heiß. Mit dem möchte ich ausgehen. Und
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