Kleine Sünden erhalten die Liebe
meine …
»Geht es dir gut?«, erkundigte er sich.
»Was?«
»Hast du immer noch Panikgefühle?«
»Du hast mich geküsst, weil ich eine Panikattacke hatte?«
»Ja. Hat es geholfen?«
Ich trat ihm mit aller Kraft gegen sein Schienbein.
»Bist du sicher, dass du nicht deine Tage hast?«, fragte Diesel.
Ich schlug mir mit dem Handrücken gegen die Stirn. »Aaah! Männer.«
Er packte mich am Handgelenk und zerrte mich durch einen schmalen Gang. Zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass er schmal war. Ich hatte die Augen geschlossen, aber hin und wieder berührten meine Arme die Wände. Nach einer gefühlten Stunde, die vielleicht nur einige Minuten andauerte, blieb Diesel stehen, und ich spürte, dass er seine Taschenlampe auf mich gerichtet hatte.
»Du kannst die Augen wieder aufmachen«, sagte er. »Wir sind am Ende des Tunnels angelangt. Jetzt geht es wieder nach oben.«
Dem Himmel sei Dank.
Diesel stieg vor mir die Leiter hinauf. Er stieß die Ausstiegsluke auf, und Licht fiel in den Tunnel. Ich war so erleichtert, dass ich beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. Rasch kletterte ich ebenfalls die Leiter hinauf und fand mich in einem Raum wieder, der anscheinend das Innere der Sphinx war. Ich war mir nicht sicher, was ich erwartet hatte, doch es war auf jeden Fall ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte gehofft, es würde so aussehen wie Kleopatras Barkasse, aber es glich eher einer Kneipe der Alpha-Delta-Verbindung.
An einer der Wände sah ich ein Fresko, das Petrus mit den Schlüsseln zum Himmel darstellte. Merkwürdig für einen Tempel im ägyptischen Stil. Und gegenüber ein Poster, das Jane Fonda als Barbarella zeigte.
»Das Fresko gefällt mir«, bemerkte ich. »Es passt zwar nicht hierher, aber es ist sehr hübsch.« Ich ließ meine Hand darübergleiten und spürte Energie. »Und von ihm geht eine kraftvolle Strömung aus.«
Diesel stellte sich neben mich. »Kannst du feststellen, von welchem Teil die Energie kommt?«
Ich fuhr mit einer Fingerspitze über das Fresko. »Es ist der Schlüssel.« Ich sah mir die Stelle genauer an. Der Lovey-Schlüssel war in das Fresko eingebettet.
Diesel sah es auch. »Offensichtlich waren Wulf oder Hatchet hier, und der Schlüssel muss sich bei dem Kontakt wie ein Magnet dort angeheftet haben.«
Ich sah mich in dem Raum um. »Wie sind sie hier hereingekommen? Dir ist es nicht gelungen, die Türen zu öffnen.«
»Wahrscheinlich auf demselben Weg wie wir.«
»Ein dicklicher Typ in einem mittelalterlichen Kostüm und ein Mann, der aussieht wie ein Vampir, spazieren einfach in ein Verbindungshaus und dringen in einen Keller ein, der unter ihrem Partyraum liegt?«
»Das ist eine Studentenverbindung. Du würdest dich wundern, wie oft so etwas passiert. Ich weiß das. Ich habe auch einer solchen Verbindung angehört.« Er drückte auf den Schlüssel, und – wusch – ein Teil der Wand schwenkte heraus. »Bin ich gut oder nicht?«, sagte Diesel. »Das ist eine Geheimtür.«
Die Tür öffnete sich. Sie führte zu einer schmalen Wendeltreppe, die zwischen der äußeren und der inneren Wand entlangführte. Ich folgte Diesel die Treppe hinunter, und als wir auf halbem Weg nach unten waren, schloss sich die Tür mit einem Klicken. Ich lief zurück und drückte gegen die Tür, aber sie ließ sich nicht öffnen. Ich fand keinen Türgriff, keinen Schalter, keinen Knopf. Es gab keine Möglichkeit, die Tür zu öffnen.
»Wir sind eingeschlossen«, erklärte ich Diesel.
»So ein Mist. Es gibt hier unten keinen anderen Ausgang, und ich habe keinen Empfang auf meinem Handy.«
Ich lief die Treppe wieder hinunter, stellte mich neben Diesel und ließ den Strahl meiner Taschenlampe durch den Raum gleiten. Wir befanden uns in einer Art Höhle. Steinwände, eine schimmelige Decke und ein dunkler, unergründlicher Tümpel.
»Wie konnte es nur so weit kommen?«, fragte ich Diesel. »In meinem Leben lief alles wunderbar. Ich hatte ein kleines Haus, einen Job, der mir gefiel, sogar eine Katze. Und dann bist du gekommen, und jetzt werde ich sterben.«
»Vielleicht müssen wir noch nicht sterben«, beruhigte Diesel mich.
»Wie meinst du das?«
Diesel richtete die Taschenlampe auf die Schrift an der Wand. Liebe ist ein vertrauensvoller Sprung ins Ungewisse.
»Ich hasse diese Botschaften«, sagte ich. »Ich hasse sie, hasse sie, hasse sie! Ich will für den Rest meines Lebens keine solchen Botschaften mehr sehen.«
Es entstand ein kurzes Schweigen, in dem wir,
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