Kleine Suenden zum Dessert
wie! Sie ist extrem aktiv. So haben wir uns kennen gelernt. Ich meinte mit »verschieden« unseren Hintergrund. Ihre Eltern sind, na, ja, sie sind ziemlich wohlhabend.«
Auch noch stinkreich! Amanda begann in Graces Kopf zum Mythos aufzusteigen. Jetzt war sie ein Miss-World-Typ und organisierte von einer Yacht aus über ein rosa Handy Demonstrationen zur Rettung der Wale. Wie konnte Adam so dumm sein, mit ihr Schluss zu machen? Für Grace? (Nicht, dass Grace ihr Licht unter den Scheffel stellte, aber ehrlich, jeder geistig gesunde Mensch würde sich, wenn er die Wahl hätte, für Amanda entscheiden. Sogar Grace würde das.)
»Aber, dass sie Geld hat...«
»Geld ist überhaupt kein Thema für mich!«, explodierte Adam. »Wenn du mich nicht mal so gut kennst...«
Doch, das tat sie. Allein der Anblick von Geld schien ihn abzustoßen. Amanda musste wirklich eine faszinierende Persönlichkeit sein, wenn er bereit gewesen war, so lange über ihre Millionen hinwegzusehen.
Er schaute sie mit einem seltsamen Ausdruck an. »Grace ich habe dir gerade gesagt, dass ich deinetwegen mit meiner Freundin Schluss gemacht habe. Ich habe dir gerade gesagt, dass ich in dich verliebt bin. Und du versuchst, mich zu überreden, zu ihr zurückzugehen?«
Tat sie das? Vielleicht konnte sie nur nicht glauben, dass er etwas so Bedeutungsschweres für sie getan hatte: Grace Tynan, 34, Mutter von Zwillingen, Immobilienmaklerin. Sie hörte im Radio Lite FM, um Himmels willen. »Ich habe nur Angst, dass du unüberlegt gehandelt hast«, sagte sie kleinlaut.
»Ich wusste ganz genau, was ich tat.« Er hob stolz den Kopf. »Es war nicht einfach, aber irgendwann im Leben kommt man an einen Punkt, wo man entscheiden muss, was einem wichtig ist. Wer einem wichtig ist. Ich habe meine Entscheidung getroffen, und ich bleibe dabei. Jetzt bist du dran.«
Womit? Erwartete er, dass sie sich von Ewan trennte? »Adam, das kommt alles ein wenig überraschend für mich«, untertrieb sie haarsträubend.
»Ich weiß - aber ich kann so nicht weitermachen, Grace. Ich kann nicht so tun, als wäre das zwischen uns nur eine simple Bettgeschichte, nach der wir wieder getrennte Wege gehen, als wäre nichts passiert. Bei mir ist etwas passiert.«
»Ich sehe es auch nicht nur als simple Bettgeschichte«, sagte sie.
»Doch, das tust du. Du denkst ständig an Sex! Wir haben ständig Sex!«
»Das ist doch üblich am Anfang einer Beziehung«, argumentierte sie. Sex zu haben und Kunstausstellungen zu besuchen. Wusste er denn gar nichts?
»Ich denke, wir sind über die Anfangsphase hinaus«, erwiderte er ernst. »Du nicht?«
»Ich denke ... ich denke ... ich denke ...«, stotterte sie in dem Bemühen, Zeit zu gewinnen. Ach was - sie würde einlach darum bitten. »Ich brauche Zeit!«
Adam schaute sie einen Moment lang durchdringend an und sagte dann: »Das klingt für mich wie eine Ausflucht, Grace.«
»Aber das ist es nicht. Ich fühle mich sehr wohl mit dir. Sehr, sehr wohl! Ich habe noch nie jemanden wie dich kennen gelernt - und ich habe noch nie so empfunden.« Sie musste Farbe bekennen. »Ich habe nur nicht weitergedacht.«
»Ich auch nicht«, gestand er. »Ich hatte nicht vor, mich zu verlieben, Grace. Ich hatte nicht vor, mit meiner Freundin Schluss zu machen. Aber ich habe mich verliebt - und ich muss wissen, wie du zu mir stehst.« Er fixierte sie erwartungsvoll.
»Du willst wissen, ob ich mit dir in einer Hütte am Strand wohnen werde?« Sie lachte.
Er war nicht bereit, ihre Lockerheit zu übernehmen. »Du weißt, was ich meine, Grace. Du wirst dich entscheiden müssen.«
Das klang verdammt nach einem Ultimatum, und es erschreckte sie bis ins Mark. »Zwischen dir und meinem Mann?«, fragte sie mit leicht zitternder Stimme. Er antwortete nicht.
»Was schätzen Sie, wie heiß es im Zentrum einer Atomexplosion ist?«
»Tausend Grad?«
»Ganz falsch! Mehrere Millionen Grad!«, sagte Martine. »Sie würden verdampfen. Es bliebe nichts von Ihnen übrig.«
»Ich würde in einem Bunker Schutz suchen«, erwiderte Julia und öffnete ihre zweite Dose Apfelwein (sie würde die Dosen später zuunterst im Mülleimer verstecken, damit Grace sie nicht fände).
»Das würde nichts nützen. Bei der Explosion würde aller Sauerstoff aus der Atmosphäre gesaugt, und Sie würden ersticken.«
»Dann würde ich mich eben in meinen Wagen setzen und davonfahren.«
»Vergessen Sie‘s! Es kann auch tausende von Meilen entfernt noch radioaktiver Regen fallen. So schnell
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