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Kleiner Kummer Großer Kummer

Kleiner Kummer Großer Kummer

Titel: Kleiner Kummer Großer Kummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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ein wenig weit geht.«
    Ich öffnete die Tür, und zwei schuldbewußte Gesichter fuhren zu mir herum.
    Faraday und Iris standen nebeneinander vor dem Kaminfeuer. Ich war mir nicht ganz sicher, ob seine Hände um ihre Taille gelegen hatten oder nicht.
    »Iris hatte Schmerzen«, erklärte Faraday nonchalant.
    »Wirklich?« fragte ich.
    Iris errötete und schob sich an mir vorbei, wobei sie irgend etwas über ihre Aufwäsche murmelte.
    »Wo ist Tessa?« fragte Sylvia.
    »Sie bat mich, sie bei euch zu entschuldigen und ihren Gruß und Dank zu bestellen. Sie traute sich nicht, hineinzugehen und es vor allen anderen zu erklären, aber sie hatte schreckliche Kopfschmerzen. Ich habe ihr gesagt, daß ich es erledigen würde.«
    »Ist das die Wahrheit, oder hast du sie irgendwie erschreckt«, forschte ich.
    Faraday seufzte. »Unglücklicherweise hatte ich dazu gar keine Chance. Wir hatten einfach nicht dieselbe Wellenlänge. Aus dem Rock and Roll macht sie sich überhaupt nichts. Sie sagte, das sei ihres Vaters Idee von der heutigen Jugend. Sie wollte nicht einmal, daß ich sie nach Hause brachte. Sagte, daß sie zu Fuß gehen wolle, allein!« Er steckte sich eine Zigarette an.
    »Schade. Es wird lange dauern, bis ich das Mädchen vergesse. Ich werde meine Technik auffrischen müssen.«
    »Wolltest du damit bei Iris beginnen?«
    »Ich sagte dir doch, Iris hatte Schmerzen.«
    »Gut, dann erinnere dich bitte daran, daß sie bei mir eingetragen ist.«
    Im Bett besprachen Sylvia und ich den Abend und Tessas seltsames Benehmen.
    »Ich hatte die ganze Zeit der Eindruck, als ob sie an keinem von uns wirklich interessiert war«, meinte Sylvia.
    »Nun, wir haben unser Möglichstes getan. Es hat nicht geklappt. Immerhin war es eine reizende Party - und jetzt wollen wir schlafen.«
    Wir waren gerade am Einschlummern, als das Telefon mir ins Ohr gellte.
    »Ja?« fragte ich, nachdem ich den Hörer abgenommen und ein Stoßgebet zum Himmel geschickt hatte, daß ich nicht noch einmal aufstehen müßte.
    »Doktor? Hier ist H. H. Brindley. Meine Frau und ich machen uns Sorge um unsere Tessa.«
    »Tessa?« fragte ich. »Was ist denn mit ihr?«
    »Nichts. Ich möchte nur wissen, wann sie nach Hause kommt.«
    »Ist sie denn noch nicht dort?«
    »Nein, wir sitzen noch auf.«
    »Das tut mir leid«, sagte ich, »aber sie ist hier schon gleich nach zehn fortgegangen. Sie klagte über Kopfschmerzen. Man wollte sie nach Hause bringen, aber sie sagte, daß sie lieber allein gehen wolle.«
    »Sie ist aber noch nicht hier.«
    Ich wár ärgerlich, daß Faraday nicht darauf bestanden hatte, sie heimzubringen.
    »Hat sie gesagt, daß sie direkt nach Hause gehen wolle?« fragte H. H.
    »Das weiß ich leider nicht«, gestand ich.
    Am anderen Ende der Leitung blieb es ein Weilchen still.
    »Nun, vielleicht hat sie sich noch mit einigen ihrer Freunde verabredet«, sagte FI. H. ohne große Überzeugung. »Tut mir leid, daß ich Sie gestört habe, aber meine Frau und ich haben noch gewartet, weil wir wissen wollten, was sie über diesen jungen Mann zu erzählen hatte. Ich hoffe, sie wird bald kommen. Die Kaffeebars schließen um Mitternacht.« .
    »Lassen Sie es mich wissen, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann«, bat ich.
    »In Ordnung. Vielen Dank, Doktor. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, antwortete ich und legte den Hörer hin.
    Wir lagen noch lange wach und grübelten darüber nach, was mit Tessa geschehen war. Ein wenig fühlten wir uns verantwortlich.
     

12
     
    Ich beschloß, H. H. Brindley anzurufen, bevor ich mit der Sprechstunde begann, um zu erfahren, ob Tessa sicher nach Hause gekommen war. Immer wieder war ich in der Nacht aufgewacht und hatte mir voller Sorgen überlegt, was wohl wirklich geschehen war. Als ich noch im Bad war, kam jedoch die dringende Nachricht eines meiner Patienten, daß er sofort meinen Besuch wünsche, da »irgend etwas Schreckliches« mit dem Baby passiert war.
    »Fragen Sie doch, was los ist«, rief ich Iris zu, die mir die Nachricht zugeschrien hatte, nachdem sie an der Badezimmertür getrommelt hatte, als wenn das Haus unter Feuer stände.
    »Das kann ich nicht«, schrie sie zurück. »Es war ein kleiner Junge, der die Nachricht brachte, und der ist schon wieder fort. Er sagte nur, daß Sie sich beeilen sollen, er war ganz außer Atem.«
    Ich beeilte mich. Mrs. Padwick war eine nette Frau und eine der verständnisvolleren Mütter, die nie ohne Grund nach mir riefen. An diesem Morgen öffnete sie mir die Tür mit Schreck und

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