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Kleiner Kummer Großer Kummer

Kleiner Kummer Großer Kummer

Titel: Kleiner Kummer Großer Kummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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wie immer, wenn auch dünner, und standen im rechten Winkel von seinem blühenden Gesicht ab.
    »Ich muß sagen, ich habe mich gefreut, dich zu sehen.« Er nippte an seinem Kaffee. »Hugh!« rief er. »Schwester, Sie lassen die Milch überkochen.«
    »Ihr Puls war fast nicht mehr da«, sagte ich, noch immer überrascht durch die Blutung, die Graziella sich geleistet hatte.
    »Da mach dir keine Sorge«, tröstete mich Hovis; »schick nur nach Onkel Hovis und seiner Mannschaft.«
    Seine Späße erinnerten mich an Faraday.
    »Ihr Krankenhausärzte seid alle gleich. Niemals seht ihr einen Patienten mehr als ein- oder zweimal. Euch ist es ganz gleich, ob sie leben oder sterben.«
    »Nach dieser Äußerung vermute ich, daß du selbst in einer allgemeinen Praxis steckst«, lachte Hovis.
    Ich nickte. »Zum mindesten kenne ich die Namen meiner Patienten. Für mich ist es nicht einfach >diese Frau in Nummer 18 mit dem Unterleibskrebs oder der alte Knabe in 4 A mit der Lungenembolie<.«
    »Ich habe mich sowieso nie an Namen erinnern können. Da ist es ganz gut, daß ich nicht in deiner Richtung tätig bin.«
    Die Schwester füllte unsere Kaffeetassen nach, und Hovis fuhr fort: »Hast du übrigens eine Idee, was aus Spiky O’Flanagan geworden ist?«
    Ich erinnerte mich an den Iren mit dem roten Haarschopf aus unserem Jahrgang, der als größter Schürzenjäger bekannt war.
    »Hat er nicht das Mädchen geheiratet, das er verführt hat, und sich eine Praxis in Melbourne gekauft?«
    »Kann sein. Was hältst du davon, daß Marshlake einen Posten als beratender Facharzt am National bekommen hat?«
    Wir hatten unseren Kaffee getrunken, bevor wir die lange Liste der Bekannten erschöpft hatten, mit denen wir die langen Jahre im Krankenhaus durchschwitzt und geschworen hatten, immer in Berührung zu bleiben, die wir jedoch, nach unserer Qualifikation, nie wieder gesehen hatten.
    Als wir, unsere Glieder streckend, aufstanden, um noch einen Blick auf unsere Patientin zu werfen, fragte Hovis: »Übrigens, hast du nicht hier herum irgendwo einen Burschen namens Archie Compton?«
    Ich spürte, wie sich meine Nackenhaare sträubten.
    »Ja. Kennst du ihn?«
    »Wir waren zusammen, während ich meinen Doktor machte. Einige Jahre hat er bei Sir Peter Tollings gearbeitet, als sein Augapfel.«
    »So versteht er also etwas von Hautkrankheiten?«
    »Das möchte ich behaupten. So viel wie Sir Peter, wenn nicht mehr. Er meinte, daß er nach dem Unfall wechseln mußte. Das hat ihm alles zerbrochen, der arme Bursche. Ich hörte, daß er hier in der Gegend eine allgemeine Praxis hat.«
    »Was für ein Unfall?« Wir standen in dem winzigen Flur, wo die rote Tapete in Kinderhöhe abgerissen war. »Wußtest du das nicht? Seine Frau und das Baby wurden beide bei dem Zugunglück von Wapping getötet. Eine nette Frau. Sehr hübsch. Er brachte sie ein- oder zweimal mit zum Krankenhaus, bevor sie heirateten. Hart hieß sie, glaube ich. Pamela oder Muriel oder so. Schrecklich, schrecklich traurig!«
    »Hart?«
    »Ich glaube ja. Jetzt wollen wir mal sehen, wie es oben aussieht.«
    Das Zimmer war jetzt wie durch ein Wunder sauber, und die Patientin schlief in einem frisch bezogenen Bett.
    Die Krankenhausschwestern legten ihr Cape um und suchten die mitgebrachte Ausrüstung zusammen. Zusammen mit Hovis verschwanden sie, wie sie gekommen waren, wenn auch etwas weniger eilig.
    »So«, seufzte Schwester Mildmay, »das hatten wir nicht erwartet.« Sie beugte sich hinab zu dem Baby. »Süßer kleiner Kerl!«
    Sie blieb, um auf Mr. Smith zu warten, und ich machte mich auf den Heimweg durch die stille Nacht, während in meinem Gehirn die Gedanken an Graziella Smiths Nachgeburtblutung, Hovis Brown, Sylvia und Archibald Compton herumwirbelten. Die Straßen überquerte ich bei rotem Licht; glücklicherweise gab es keinen Verkehr.
    Als ich heimkam, war Loveday gegangen; mit ihm die halbe Flasche Apricot Brandy.
     

15
     
    Es war gut, Sylvia wieder zu Hause zu haben. Das Leben schien mir wieder normal, und ich begann mich zu erholen.
    Der Strom von Erkältungen, Husten und Schnupfen schien mit dem wärmeren Wetter langsam abzuebben, und ich war meistens in der Lage, den größten Teil meiner Besuche an den Vormittagen zu erledigen. Ich nahm mir vor, in meinen freien Nachmittagsstunden den kleinen sonnigen Raum, den wir zum Kinderzimmer bestimmt hatten, zu streichen. Die Wahl des Zimmers, das der Neuankömmling besitzen sollte, war nicht schwer gewesen; die Schwierigkeiten

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