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Kleiner Kummer Großer Kummer

Kleiner Kummer Großer Kummer

Titel: Kleiner Kummer Großer Kummer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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wegen ihres Optimismus.
    »Was fehlt denn Tessa Brindley?«
    Ich nahm ihre Hand. »Nichts Besonderes.«
    »Du warst so lange fort.«
    »Ich mußte eine Weile dort bleiben.«
    »Ist sie jetzt in Ordnung?«
    »Ja«, antwortete ich, »sie ist jetzt ganz in Ordnung.«
    Ich wartete, wie Sylvia sich durch ihre Wehen quälte. Durch das Fenster konnte ich direkt in ein gegenüberliegendes Krankenzimmer sehen. Eine Schwester stellte Blumen in eine Vase. Auf den Betten, die in zwei Reihen standen, lagen rote Decken.
    »War es schlimm?« - Sylvia schüttelte ihren Kopf und legte sich zurück, um sich zu erholen.
    Eine Schwester fuhr einen verdeckten Instrumentenwagen herein und zeigte mir all ihre Zähne.
    »Wir wollen jetzt im Krankenzimmer warten, nicht wahr?«
    »Geh nicht, Liebster«, bat Sylvia.
    »Ich komme gleich zurück.«
    »Bleib nicht zu lange, sonst ist dein Sohn schon da.«
    »Liebling, das dauert noch eine Weile.«
    Unten im Büro rief ich George Leech wegen eines neuen Wagens an. Nachdem ich ihm erklärt hatte, was dem alten widerfahren war, verbrachte er zehn Minuten lang mit seinem »Das habe ich Ihnen gleich gesagt«, und meinte dann, es sei ein Glück, daß ich in diesem Augenblick anriefe, da er jetzt gerade eine einmalige Gelegenheit für mich habe. Außer daß er der einmalige Wagen war, hatte er auch einen einmaligen Benzinverbrauch und war einmalig kostspielig. Ich sagte ihm, er sollte den vergessen und mir eine kleine Limousine in meiner Preislage besorgen. »Oh!« strahlte er, warum hätte ich nicht gleich gesagt, daß ich an so etwas dächte. Er hätte den idealen Wagen. Sein einziger Fehler sei seine pflaumenblaue Farbe, und er
    wüßte nicht, ob mir pflaumenblau gefiele. Ich ließ mich für den idealen Wagen in Pflaumenblau vormerken.
    Die Schwester sagte mir, daß Humphrey Mallow auf dem Weg sei. Die Hebamme war noch mit Sylvia beschäftigt, darum ließ ich ihr bestellen, daß ich in einer halben Stunde zurück sein würde, und ging, um etwas zum Essen zu finden. Bei den Brindleys hatte ich nicht mehr an Essen gedacht, und nun erinnerte mich mein knurrender Magen daran, daß ich seit dem Frühstück nichts mehr bekommen hatte.
    In einem schmuddeligen Café - etwas Besseres ließ sich in der Nähe nicht finden - bediente ich mich selbst mit Bohnen und Toast, einem verwelkten Salat und einem grauen Kaffee und setzte mich zum Essen an einen Tisch, der noch mit dem schmutzigen Geschirr und Speiseresten des letzten Gastes bedeckt war.
    Als ich in die Klinik zurückkam, war Sylvia nun mit allen Kräften dabei, unser Baby zur Welt zu bringen. Der Anblick ihrer Schmerzen regte mich aber so auf, daß ich nicht bei ihr bleiben konnte, und sie war ganz froh, als sie mich gehen sah, weil sie vorankommen wollte. Ich sprach noch ein Wort mit Humphrey Mallow, der gerade ankam, und ging dann nach unten, um den Warteraum zu suchen. Ich durchblätterte alte Zeitschriften, Automagazine und die SaturdayEvening Post, bis mir klar wurde, daß ich nicht ein Wort von dem, was ich las, in mir aufnahm.
    Es wurde eine lange Nacht. Ich bin sicher ein- oder zweimal eingenickt, wenn es mir auch nicht bewußt wurde.
    Ab und zu machte ich einen Spaziergang durch die stillen Korridore, in denen die zur Nacht aus den Zimmern herausgestellten Blumensträuße dufteten, zu Sylvia. Sie war zu sehr beschäftigt, um mich zu bemerken. Von Zeit zu Zeit kam Humphrey Mallow zu mir herunter, um mir zu berichten, wie es voranging.
    »Wird es noch vorm Frühstück sein?« krächzte ich mit vor Aufregung rauher Stimme gelegentlich.
    »Das kommt darauf an, wann Sie frühstücken.«
    »Es scheint sich besonders lange hinzuziehen, nicht wahr?«
    »Keineswegs, keineswegs. Warum gehen Sie nicht nach Hause und legen sich ins Bett? Ich bin bei Ihrer Frau und werde es Sie wissen lassen, wenn es soweit ist.«
    Aber ich konnte nicht fortgehen. Obgleich ich schon selbst Hunderte von Babys auf die Welt gebracht hatte und bei vielen anderen dabeigewesen war, dies war etwas anderes. Es war schrecklich. Die Nachtschwester brachte mir eine Tasse Tee nach der anderen und dazu Laiengeschwätz darüber, wie »tapfer« Sylvia sei und daß es »jetzt nicht mehr lange dauern würde«. Als ich sie jedoch nach dem momentanen Stand fragte, antwortete sie nicht; aber ich wollte es auch eigentlich gar nicht genau wissen.
    Ich hatte eine Menge Zeit zum Nachdenken. Die meiste Zeit dachte ich an Sylvia, aber das Bild Tessa Brindleys, ihr stilles Gesicht mit dem noch so

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