Kleines Herz in Not
„Ich finde es faszinierend, wie du jedes Interesse an mir abstreitest."
Greeley errötete. „Ich habe nicht von dir gesprochen."
„Nein? Du hast aber meinen Namen erwähnt. Wie viele Quints kennst du noch?"
„Okay, ich gebe es zu, es ging um dich." Dieses Geständnis fiel ihr sichtlich schwer, und sie ging auch gleich in die Offensive. „Was kann ich dafür, dass jeder auf diesem Planeten denkt, wir würden miteinander schlafen? Soll ich eine Gegendarstellung in die Zeitung setzen? Das Ganze ist doch ein Witz!"
Ihr Zorn amüsierte ihn. „Wieso? So abwegig ist es nicht. Selbst du müsstest gemerkt haben, wie stark ich mich zu dir hingezogen fühle." Ihr überraschter Gesichtsausdruck brachte Quint zum Lächeln.
Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich wieder gefangen hatte. „Du magst mich doch gar nicht!"
„Was hat das damit zu tun? Ich kann trotzdem mit dir schlafen."
Mit zittrigen Fingern griff sie nach dem Telefonhörer. „Komm mir nicht zu nahe, sonst rufe ich die Polizei!"
Beinah hätte er laut gelacht. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, sie daran zu hindern und in sein Schlafzimmer zu tragen. „Keine Angst, ich werde dich nicht vergewaltigen. Und auch nicht verführen."
„Das kannst du auch nicht."
Da sei dir mal nicht so sicher, dachte er. Er hätte es gern getan, wenn sie nicht Fern Kellys Tochter gewesen wäre. Zu allem Überfluss hatte sie die Angewohnheit, ihn bis zur Weißglut zu reizen. Manchmal wusste er nicht, ob er sie küssen oder erwürgen sollte. Sie brachte ihn um den Verstand. „Ich schlafe lieber mit einer Frau, die zu mir passt."
„Dann ist ja alles geklärt." Ihre Stimme war eiskalt. „Du bist auch nicht mein Typ."
Quint blickte Greeley stirnrunzelnd an. Obwohl er eigentlich nicht fragen wollte, tat er es aus irgendeinem Grund doch. „Es interessiert mich zwar nicht, aber wie stellst du dir den Mann deiner Träume vor?"
Das Funkeln in ihren Augen zeigte ihm, dass sie auf diese Reaktion gehofft hatte.
„Ganz einfach. Jemand, der nicht mit seiner heldenhaften Familie und seinem Stammbaum angibt und sich obendrein noch für etwas Besseres hält."
Er wollte antworten, doch Greeley war noch nicht fertig. „Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, Quint Damian ... Du warst nicht derjenige, der seine Kameraden gerettet hat und danach in Kriegsgefangenschaft geraten ist. Und du hast diesen Mann auch nicht aus dem brennenden Flugzeug gezogen."
Sie stand auf und ging hinaus.
Greeley blickte starr an die Decke. Es war dunkel im Zimmer. Sie hörte draußen die Autos vorbeifahren, und hin und wieder hupte ein Fahrer. Es klang ganz anders als auf der Double Nickel Ranch. Keine Kuh muhte, kein Pferd wieherte.
Sie hatte Heimweh. Kein Wunder, dass sie nicht schlafen konnte. Sie gehörte nicht hierher. Nur deswegen hatte sie Quint so unmöglich behandelt. Sie hatte ihn zutiefst verletzt. Ihre harten Worte ließen sie einfach nicht mehr los. Wieso hatte sie sich zu so etwas hinreißen lassen?
Quint war an allem schuld. Er hatte sie zurückgewiesen - und das nur, weil sie die Tochter von Fern Kelly war. Was konnte sie denn dafür? Sie hatte sich ihre Mutter doch nicht ausgesucht.
Nein, so leicht konnte und wollte sie es sich nicht machen. Es hatte nicht an Quint gelegen. Sie war diejenige gewesen, die diese furchtbaren Dinge gesagt hatte. Ihr schlechtes Gewissen quälte sie.
Sie musste sich entschuldigen. Gleich morgen früh.
Greeley fühlte sich etwas besser, konnte allerdings immer noch nicht schlafen. In Aspen hätte sie jetzt ihr Pferd gesattelt und wäre ausgeritten. Auch joggen konnte sie nicht, sie hätte nicht gewusst, wo sie laufen sollte. Hier war ihr alles fremd.
Plötzlich hatte sie die Lösung. Der Swimmingpool.
Schnell stand sie auf. Ein T-Shirt und ein Slip waren zwar kein Bikini, mussten aber reichen. Es würde sie sowieso niemand sehen.
Greeley schwamm einige Bahnen in dem angenehm kühlen Wasser, schloss dann die Augen und ließ sich entspannt treiben. Schließlich stieg sie aus dem Pool und wollte sich gerade das tropfnasse T-Shirt abstreifen, als eine männliche Stimme hinter ihr sagte: „Meinetwegen kannst du ruhig weitermachen, aber fairerweise mache ich dich darauf aufmerksam, dass du nicht allein bist."
Beinah wäre Greeley vor Schreck ins Wasser gefallen, fing sich jedoch gerade noch rechtzeitig. „Was machst du hier, Quint? Spionierst du mir nach?"
„Barney hat vor der Tür so einen Lärm gemacht und mich damit geweckt. Er gibt
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