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Klondike

Titel: Klondike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Pelzhändlern. Letztere durften auf keinen Fall als Halbbluts oder Mischlinge bezeichnet werden, Namen, die sie als beleidigend empfanden; sie waren Mestizen, und das nördliche Kanada hätte ohne ihre kenntnisreichen Dienste nicht überleben können. Auf anderen Stützpunkten, je nachdem, um was für eine Art Mensch es sich bei den weißen Vorstehern handelte, wurden die Mestizen entweder wie Forscherkollegen behandelt, die wertvolle und nützliche Talente besaßen, oder wie einfache Bedienstete, die keinerlei Beachtung verdienten. In Fort Norman fiel der einzig anwesende Mestize aus gutem Grund in die erste Kategorie. Er war ein vierzigjähriger Trapper und Pelzhändler, der von den drei verantwortlichen Frankokanadiern fast wie seinesgleichen behandelt wurde.
    Er war der erste, der Lord Luton allein mitten auf dem Mackenzie entlangstapfen sah, und sein Ausruf »Ein Mann kommt den Fluß runter!« versetzte die anderen in Schrecken.
    Als sie herbeiliefen, um nachzusehen, hatten sie erwartet, einen dem Tode nahen Erschöpften zu finden, der die lange Flucht hölzerner Stufen, die von ihrem höhergelegenen Plateau zum Flußrand führte, hinaufwanken und sie um Wasser und Nahrung bitten würde. Um so verblüffter waren sie, als er, ihrer angesichtig, sein Gewehr lebhaft schwenkte und die zahllosen Stufen tatsächlich hinaufrannte und, oben angekommen, vor Freude rief: »Ich kann euch sagen. Ein gutes Gefühl, euch gute Kerle genau an der Stelle anzutreffen, wo ihr laut Karte hingehört.«
    Er wankte nicht. Er ging sie nicht um Nahrung an. Er nahm nicht einmal den Schluck Wasser an, den sie ihm reichten.
    »Ich leite, könnte man sagen, eine kleine Expedition. Wir sind zu fünft. Überwintern am Gravel. Sind alle in bester Kondition.« An dem angebotenen Schiffszwieback knabbernd, aber nicht heißhungrig, beantwortete er ihre Fragen.
    Ja, er war allein den Fluß hinuntergekommen. Ja, die anderen drei waren auch Engländer. Ja, ich habe gesagt, wir seien zu fünft, der letzte ist ein Ire. Warum er nach Fort Norman gekommen sei? Um sich Rat zu holen, was die praktischste Methode sei, rüber an den Yukon zu gelangen und von dort an die Goldfelder von Dawson, aber natürlich erst, wenn die Schmelze eingesetzt hätte.
    Einer der Kanadier sollte später zu Protokoll geben: »Es war, als hätte er mal eben bei seinem Tabakwarenhändler um die Ecke vorbeigeschaut, um sich ein paar kubanische Zigarren zu kaufen und den Dorfklatsch mitzukriegen. Unbekümmert. Gelassen. Verdammt feiner Kerl, und wir waren natürlich verdutzt, als er uns nach eingehender Befragung eröffnete, er sei Lord Luton, zweiter Sohn des Marquis von Deal.«
    Es waren bedeutsame sechs Tage, die Luton auf dem Stützpunkt verbrachte. Er befragte die Händler, verglich seine Aufzeichnungen mit denen des Mestizen, schilderte ihm seine Marschroute und legte seinen ausgeklügelten Plan offen, der den dritten Abschnitt der Expedition bestimmen sollte. Die Gespräche mit dem Mestizen erwiesen sich für ihn als die lohnendsten. Der Name des Mannes lautete George Michael, und alle sprachen den Vornamen auf englisch aus, den Nachnamen dagegen, als käme er aus dem Französischen, Michel, wobei die Betonung auf der zweiten Silbe lag.
    Er erzählte Lord Luton, er stamme aus dem Distrikt Saskatchewan, aber sei vor zwölf Jahren hierher in den Norden gekommen, als eine grausame Schlacht mit den Engländern sein Volk aus seinem Land vertrieben hatte. Eindringlich fragte Luton nach, gegen welche Engländer genau denn Michael gekämpft habe, und war erleichtert, als sich herausstellte, daß mit »Engländern« eigentlich die kanadischen Truppen gemeint waren. Michael sagte, Luton sei der erste Edelmann, den er in seinem Leben zu Gesicht bekäme, und aus Ehrfurcht vor Evelyns Rang nannte er ihn »Duke«. Dann berichtete er stolz von dem edlen Blut in seinen eigenen Adern, dem indianischen Blut, nannte es die zweite Hälfte seines doppelten Erbes. Als die drei Kanadier den Vorschlag machten, George Michael solle zurück an den Gravel eilen, um den Engländern zu versichern, Lord Luton sei heil angekommen, zeigte er sich hoch erfreut über die Aussicht, einem echten »Duke« einen Dienst zu erweisen, aber war enttäuscht, als Luton mit fester Stimme antwortete: »Nicht nötig. Alles stramme Burschen. Sie werden schon rechtzeitig erfahren, daß ich es geschafft habe. Ich bin sicher, sie hätten es auch nicht anders von mir erwartet.«
    Anschließend nahm er dann eine eingehende

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