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Knappheit: Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben (German Edition)

Knappheit: Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben (German Edition)

Titel: Knappheit: Was es mit uns macht, wenn wir zu wenig haben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sendhil Mullainathan
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Untersuchung haben Forscher die Konsequenzen verändert, wenn man das Formular nicht ausfüllt. 4 Neu Eingestellte erhielten ein revidiertes Formular mit der folgenden Anmerkung: »Sie sind in einem 401(k)-Plan mit 3 Prozent eingestuft. Schicken Sie dieses Formular ein, wenn Sie nicht teilnehmen wollen oder wenn Sie einen anderen Prozentsatz wünschen.« Wenn jetzt jemand das Formular vergessen hatte, war er gerettet und sparte. Und auch für alle, die daran dachten zu sparen und auch sparen wollten, war alles geregelt: Es bestand kein Risiko, etwas zu vergessen. Die Ergebnisse waren beeindruckend. Selbst drei Jahre später gab es noch einen dramatischen Unterschied in den Einschreibungsraten. Bei jenen Unternehmen, bei denen die neu Angestellten ihr Desinteresse angeben mussten, hatten sich 80 Prozent angemeldet, bei den anderen Gesellschaften, bei denen das Interesse angegeben werden musste, waren es nur 45 Prozent.Das Ändern der Folgen, wenn jemand nicht reagiert, kann erstaunlich große Auswirkungen haben.
    Natürlich gibt es auch eine Reihe trickreicher Praktiken, bei denen jemand anderes Ihre Angaben in seinem Sinne vorwegnimmt. Aber in vielen Fällen können Sie das durchaus selbst machen. Ein hervorragendes Beispiel ist die automatische Abbuchung von Rechnungen. Ein Überbeschäftigter, der sich für die Abbuchung entscheidet, geht kein Risiko mehr ein, in seinem Arbeitstunnel das Zahlen von Rechnungen zu versäumen. Er kann die Rechnungen ignorieren, und sie werden trotzdem bezahlt. Das heißt, dass die hartnäckigsten Tunnelprobleme der Überbeschäftigten − zumindest wenn sie Zugang zur modernen Technik haben − die Aufgaben sind, die nicht automatisiert werden können. Die Autozulassung gehört dazu, die Erneuerung des Führerscheins oder Steuern. 5 Besonders schlimm sind Aufgaben, die nicht automatisiert werden können, aber auch keine natürliche Deadline haben, und an die nicht erinnert wird, wie das Verfassen eines Testaments oder der Gang zu einem Gesundheitscheck.
    Diese Denkweise gilt noch allgemeiner für Dinge, die sich wiederholen oder vorhergesagt werden können. Stellen Sie sich jemanden vor, der zu Hause arbeitet und mit Tunnelblick auf eine Deadline starrt. Wir wissen, dass er die Qualität des Essens vernachlässigen wird. Er wird essen, was er gerade zur Hand hat. In der Tat wird er − abgelenkt und fix und fertig − dazu tendieren, die weniger gesunden Varianten wählen, die sofort verlockenden Genuss bieten. Mit einer Speisekammer voller wohlsortierter Optionen, wird er mit ein paar Kilo mehr enden. Sind in der Speisekammer nur gesunde Dinge, kann das seine schlanke Linie vor der Deadline schützen.
    Kürzlich hat die Bank of America ein Programm namens »Keep the Change« aufgelegt, das einen konstruktiven Gebrauch davon macht, das Vernachlässigen von Entscheidungen ins Gute zu wenden. 6 Die Bank propagiert es so:
    »Mit dem Programm ›Keep the Change‹ können Sie Ihre Ersparnisse automatisch vergrößern. Nachdem Sie sich angemeldet haben, werden wir all Ihre Käufe, die Sie mit unserer Karte bezahlen, auf den nächsten vollen Dollar aufrunden und die Differenz auf Ihr Sparkonto übertragen. Mit jederTasse Kaffee, jedem getankten Liter Benzin und jedem Einkauf fügen Sie Ihrem Sparkonto etwas hinzu. Was kann noch einfacher sein?
    »Keep the Change«, ein Programm, das aus anderen Gründen auch kritisiert wurde − beispielsweise wegen der niedrigen Zinsen und hohen Gebühren −, macht seine Sache recht gut: Es bringt die Kunden dazu zu sparen, nicht indem es ihre Impulse dämpft einzukaufen, sondern indem es diese Impulse verstärkt. 7 Die Leute versäumen es, zu sparen, und dieses Programm bringt sie dazu, während sie etwas tun, was ganz natürlich ist − nämlich zu konsumieren.
wachsamkeit
    Für einen überbeschäftigten Profi ist es viel schwerer, mit einiger Regelmäßigkeit zum Training zu gehen, als Mitglied in einem Fitness-Klub zu werden. Einer der Gründe ist offenkundig: Der Schmerz, Mitglied zu werden, ist nicht mit dem Schmerz zu vergleichen, den das Bauchpressen oder eine halbe Stunde auf dem Crosstrainer verursacht. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Den Aufnahmeantrag für den Klub muss man nur einmal unterschreiben, während der regelmäßige Besuch höchste Wachsamkeit erfordert, nämlich das Vernünftige und Richtige immer wieder zu tun. Wir können uns zwei Entscheidungsmöglichkeiten vorstellen: Die eine erfordert ständige Wachsamkeit, die andere

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